Brandenburger Landtag: Das Kreuz mit dem Kreuz

Gehören religiöse Symbole in den öffentlichen Raum? Darüber diskutieren die Politiker in Brandenburg. Die Verwaltung des Potsdamer Landtags hat verfügt, das Kreuz im Fraktionssaal der CDU künftig abzunehmen, wenn Besucher im Haus sind.
Von PRO
Gehört ein Kruzifix in den öffentlichen Raum. Der Potsdamer Landtag hängt das Kreuz bei der CDU-Fraktion bei Bedarf ab
Der Fraktionssaal der CDU im Brandenburger Landtag wird nicht nur für die innerparteilichen Debatten, sondern auch für Informationsveranstaltungen von Gästegruppen genutzt. Laut Landtagssprecher Mark Weber kamen immer wieder Beschwerden darüber, warum in dem Raum in einem öffentlichen Gebäude ein christliches Kreuz hängt. Die Landtagsverwaltung reagierte drauf. Handwerker versahen das Kreuz und die Wand mit Magneten. So kann es bei Bedarf auf- und abgehängt werden. Wenn Besucher im Haus sind, werde das Kreuz künftig abgenommen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Ingo Senftleben sprach gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea von einer „respektlosen Debatte“. Diejenigen, die sonst Vielfalt propagierten, ließen in religiösen Fragen die nötige Toleranz vermissen. Das Kreuz symbolisiere den Glauben vieler Fraktionsmitglieder. Der CDU-Abgeordnete Steeven Bretz findet es „bizarr, zu was Vorschriften führen können“, zitiert ihn der Berliner Kurier. Die Landtagsverwaltung begründete ihren Schritt mit dem Neutralitätsgebot.

Kreuz von Papst Franziskus gesegnet

Die CDU hatte das Kreuz beim Einzug in den neuen Landtag im Januar 2014 im Fraktionsraum im Dachgeschoss aufgehängt. Fraktionsmitglieder waren eigens zur Generalaudienz in den Vatikan gereist, um es von Papst Franziskus segnen zu lassen. Für die CDU in Brandenburg ist die Debatte nicht ganz neu. 2011 gab es einen Streit um ein Kruzifix im CDU-Raum. Damals hatte sich ein Abgeordneter der Linken aufgeregt. Das Kruzifix blieb aber hängen – fortan tagten dort außer der CDU keine anderen Gremien mehr, schreibt der Berliner Tagesspiegel. Der französische Soziologe Farhad Khosrokhavar rät in einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt zu einem gelasseneren Umgang mit dem Religiösen. In Frankreich sei ein Monokulturalismus, der das Religiöse verbannen will, nicht dienlich. Für Deutschland prognostiziert der Wissenschaftler einen Stimmengewinn der Rechtspopulisten. Deswegen müssten die Medien helfen, aufzuklären. Der französisch-iranische Soziologe forscht schon drei Jahrzehnte über Radikalisierung. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/politik/detailansicht/aktuell/kieler-landtag-gegen-gottesbezug-in-der-landesverfassung-96931/
https://www.pro-medienmagazin.de/kommentar/detailansicht/aktuell/leere-stuehle-sind-ein-zeichen-94746/
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