Sie tragen Tarnfarbe, Maschinengewehr oder Raketenwerfer und das Gesicht ist durch schwarzes Tuch vermummt. Auch wenn diese Islamisten mit den großen Helden unserer Kindheit, Spiderman, Catwoman oder dem Hulk, wenig zu tun haben: Für den Nachwuchs der Al Kaida sollen sie zu Idolen werden. Der in London ansässige anit-islamistische Think Tank "Quilliam", hat kürzlich Informationen zu einer neuen Comic-Strategie der Al Kaida veröffentlicht. Demnach soll ein radikaler Moslem, der sich Abu al-Laith al-Yemeni nennt, auf der arabisch-dschihadistischen Webseite "al-Shamouk" die Entwürfe für einen Islamisten-Comic veröffentlicht haben. Dieser soll zeigen, "wer den Islam und den Propheten verraten hat, und inwiefern die arabischen Führer Vertreter des Westens sind", zitiert "Quilliam" aus dem passwortgeschützten Forum.
Söhne im Schatten der Scharia
Der Film soll junge Menschen dazu bringen, "den Schritten der islamischen Dschihadisten zu folgen". Dazu will al-Yemeni "echte Vorkommnisse" und "heroische Taten" der Mujahedin zeigen – "Überfälle, bewaffnete Kämpfe und Hinrichtungen" eingeschlossen. "Dieser Film ist ein religiöser Fortschritt, um unsere Söhne und Jugend darin auszubilden, ein nobles Leben im Schatten der Scharia zu führen", erklärt der Erfinder weiter. Sein Comic solle eine Alternative zu dem "Gift" sein, dass andere TV-Sender verbreiteten. Er will damit wohl die jemenitische Al Kaida unterstützen.
Bisher veröffentlichten die Filmemacher vier Bilder des geplanten arabischen Comics und baten die Forumsbesucher um Rückmeldung. Wie "Quilliam" dokumentiert, zeigten sich die meisten User von der Grundidee überzeugt, manche kritisierten jedoch, dass einige der Dschihadisten wie "Monster" aussähen. Noman Benotman, Analyst bei "Quilliam" und ehemaliger Dschihad-Kämpfer, findet, der Plan der Islamisten könnte aus einem anderen Grund fehlschlagen: "Viele muslimische Eltern werden dies als direkten Versuch Al Kaidas wahrnehmen, Familien zu spalten und die Autorität der Eltern zu unterwandern."
Egal, ob der Film tatsächlich erscheine oder nicht, er zeige, dass das Terrornetzwerk die Medien immer stärker nutze, vor allem auch zur Rekrutierung junger Menschen. Gerade Online-Cartoons könnten jene erreichen, die keine Zeitungen läsen oder politische Nachrichten verfolgten. Daher sieht Benotman in der Islamisten-Idee durchaus Potential. Comics könnten auch helfen, in muslimischen Ländern ein Grundverständnis von Demokratie zu vermitteln, wirbt er.
Nicht der erste Versuch
Dies ist nicht der erste Versuch von Islamisten, die Jugend durch zielgruppenspezifische Medien zu erreichen. Im vergangenen Jahr riefen radikale Muslime das Online-Magazin "Inspire" ins Leben, das Anhänger im englisch-sprachigen Ausland rekrutieren soll. Neben islamistischer Hetze enthält es unter anderem Anleitungen zum Bombenbau. Das Magazin "Al-Fateh" der Hamas gibt sich auf den ersten Blick bunt und kindgerecht, die dort gezeigten Bildergeschichten rufen jedoch zum Dschihad auf. So erklärt etwa eine freundliche Großmutter ihrer Enkelin, dass Friedensbestrebungen zum Scheitern verurteilt sind – und warum es wichtig ist, israelische Soldaten zu entführen. "Al Fateh" gibt es in einer gedruckten Ausgabe, es kann aber auch online angesehen werden. (pro)