Seit einem Jahr ist Stefan Oster Bischof von Passau. Er ist damit der jüngste Chef eines deutschen Bistums. Der gelernte Journalist spricht mit der Tageszeitung Die Welt unter anderem über die Attentate in Frankreich und über die Eitelkeit der Gesellschaft.
Von PRO
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Ist jetzt seit einem Jahr im Amt: Bischof Stefan Oster blickt im Interview mit der Welt auf dieses Jahr zurück
Der 49-jährige Theologe beobachtet vermehrt den Trend, dass Menschen das Ziel haben, „gut in der Gesellschaft anzukommen“ und sich damit nicht mehr klar positionierten. Das Evangelium provoziere aber auch. Die Menschen seien Jesus gefolgt, als er Wunder getan habe. Als deutlich wurde, dass es auf eine klare Entscheidung für oder gegen ihn ankommt, hätten sich viele wieder von ihm abgewandt.
„Ich hätte es polarisierter erwartet“
Die Zeit mit den anderen Bischöfen sei von Brüderlichkeit bestimmt: „Ich hätte es polarisierter erwartet“, sagt Oster ein Jahr nach seinem Amtsantritt. Als neuer, junger Erzbischof sei er herzlich von den Kollegen aufgenommen worden. In den Diskussion sei er erst einmal der Hörende, um zu verstehen, wie „die Mitbrüder ticken“. Durch seine eigene dogmatische Prägung werde er keine neuen revolutionären Lehren verkündigen.
Auch ohne WG zum zölibatären Leben fähig
Position bezieht Oster zu seiner Wohngemeinschaft mit zwei Laien und einer Ordensschwester: Das gemeinsame Leben beziehe sich vor allem auf gemeinsame Mahl- und Gebetszeiten. „Wenn ich die nicht gefunden hätte, wäre ich auch ohne sie zum zölibatären Leben fähig. Aber sie erleichtern mir manches, keine Frage.“ In unverfänglichen Konstellationen wäre eine geistliche Lebensgemeinschaft einen Versuch wert.
In den Reihen der Pegida-Demonstranten sieht er „neben rechten Krawallmachern“ auch Menschen, „die sich ernsthaft Sorgen machen und nicht ganz dumm sind“. Dass diese sich sehr eindimensional dargestellt finden, „kann ich verstehen“. In der aktuellen Debatte sieht Oster bei viele Christen ein Identitätsproblem. Den begeisterten Rufen von Muslimen über Allah hätten viele Christen nichts mehr entgegenzusetzen: „Daraus resultiert bei manchen eine Verunsicherung, die zur Angst vor dem Fremden wird.“
Respekt vor dem Säkularisierungsschub
Statt vor der Islamisierung des Abendlandes hat Oster eher Respekt vor dem Säkularisierungsschub. Dort entstehe ein Vakuum, das mit anderen Dingen gefüllt werde. „Das Evangelium zumindest sagt, dass eine entchristlichte Welt keinen glorreichen Zeiten entgegen geht. Und der Islam insgesamt eröffnet Möglichkeiten der Radikalisierung. Das sehen wir allenthalben. Gott will aber, dass alle Menschen gerettet werden. Und laut biblischem Zeugnis werden sie gerettet durch den Glauben an Christus. Mir täte es unfassbar leid, feststellen zu müssen, dass das für viele nicht gilt.“ Karikaturen dürfen aus seiner Sicht nicht soweit gehen, dass religiöse Gefühle verletzt werden. Über eine witzige Papstkarikatur könne er auch lachen. (pro)
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