In Kuba und Venezuela werden Religionsgemeinschaften unterdrückt. Die Staaten agierten in Teilen absolutistisch, erklärte Erzbischof Ludwig Schick am Montag in Berlin. Er ist auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. In Kuba würden alle privaten und gesellschaftlichen Initiativen eingeschränkt, sobald sie im Verdacht stünden, politische Ziele zu vertreten. „Wenn man sich für die Armen einsetzt, kann es nie darum geben, ihnen nur die Scheibe Brot zu geben, die von morgens bis abends reicht“, sagte Schick. Wohltätigkeit im christlichen Sinne habe immer auch mit Politik zu tun.
Die Folge seien systematische Benachteiligungen bis hin zu Gefängnisstrafen für Christen. Kirchen und Initiativen würden breit überwacht. „Wir brauchen dort eine plurale und partizipative Gesellschaftsordnung, die es den Christen ermöglicht, ihren Glauben zu leben und auch am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen“, forderte Schick. Einen allgemeinen Optimismus, dass sich das Land schrittweise öffne, teile er nicht. Der Bischof war selbst kürzlich im Land unterwegs. Von anfänglichem Enthusiasmus nach der Ablösung alter politischer Eliten sei nur noch wenig zu spüren.
„Kultur des Todes“ in Venezuela
Das Thema der verfolgten Christen gehöre nicht zu den Top-Anliegen der Medien. Das Interesse der Bischofskonferenz sei es nicht, bestimmte Zahlen Verfolgter zu präsentieren. Vielmehr wollten die Katholiken auf Gründe und Motive für die Bedrängnis von Christen aufmerksam machen. „Exemplarisch, aber nicht exklusiv“ setzten die Bischöfe sich für Christen ein. Jesus habe sie dazu verpflichtet, jedem, der wegen seines religiösen Bekenntnisses in Not gerate, beizustehen. Deshalb stellte die Deutsche Bischofskonferenz am Montag in Berlin eine Arbeitshilfe zur Situation der Christen in Kuba und Venezuela vor. Die Veröffentlichung ist Teil der Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“.
Erzbischof José Luis Azuaje aus Venezuela warnte vor einer Entwicklung hin zu einem totalitären politischen System in seiner Heimat. Er berichtete von neuen Gesetzen, die verböten, Kritik an der Regierung zu äußern. Er sprach von einem wirtschaftlichen „Kollaps“ in Venezuela. Kranke könnten nicht versorgt werden, die Menschen hungerten. Es herrsche eine „Kultur des Todes“. Die Deutsche Bischofskonferenz bezeichnet die Kirche in Venezuela als „einzige verbliebene Opposition im Land“. Azuaje erinnerte daran, dass 95 Prozent der Bevölkerung Christen und 85 Prozent von ihnen katholisch seien. „Jedes Leid, dass Venezualer trifft, trifft auch Christen“, sagte er. Anliegen der Kirche sei es, die Lage der Menschen vor Ort zu verbessern.
Von: Anna Lutz