Als wäre die WM in Katar nicht schon skandalös genug, sorgen FIFA und DFB mit ihren Verirrungen der „One Love“-Kapitänsbinde nun für den nächsten Tiefpunkt. Zuerst wollte DFB-Kapitän Manuel Neuer das Bändchen tragen, das mit seiner Farbgebung ohnehin aussieht, als ob es sagen wollte: „Wenn ich groß bin, bin ich ein Regenbogen“. Vor Regenbogenfahnen kann man sich in Deutschland kaum noch retten, selbst vor Supermärkten flattern die Bekenntnisse für Toleranz und Akzeptanz der LGBTQ-Bewegung.
Doch statt einem mutigen Bekenntnis zu Vielfalt – wohl auch gemeint im Sinne von Meinungs- und anderen Freiheiten – hängt der DFB lieber sein Fähnchen in den Wind. Als verkaufsförderndes Marketingbekenntnis ist das Symbol natürlich herzlich willkommen, aber zumindest bei manchen Menschen scheint es mit dem Idealismus dann doch nicht so weit her zu sein.
Laut dem Deutschem Fußballbund war die Binde schon lange bei der FIFA angekündigt worden, ohne Reaktion des Fußball-Weltverbands. Nun hieß es, es könne negative Konsequenzen haben, diese politische Botschaft im muslimisch dominierten Land Katar offen zu tragen, wo es eklatante Mängel in Sachen Religions-, Presse- und Meinungsfreiheit sowie der Rechte von Frauen, Arbeitern und Nicht-Heterosexuellen gibt.
Es könnte den DFB also etwas kosten, die kritisch beäugte Binde zu tragen, auf der der harmlose Spruch „One Love“ steht. Eine Gelbe Karte vielleicht? Einen Platzverweis? So viel ist dem DFB der eigene Idealismus dann doch nicht wert. Und wie ist es bei der FIFA? Die zeigt einmal mehr, dass ihnen Werte sehr wichtig sind. Zum Beispiel Vermögenswerte, die weiterhin zuverlässig aus Katar fließen dürften.
Ganz anders die iranische Fußballnationalmannschaft. Sie verlor ihr Auftaktspiel gegen England mit 6:2, ist aber jetzt schon einer der Gewinner dieser WM. Denn die elf Spieler schwiegen statt zu singen, als die Nationalhymne Irans eingespielt wurde. Zuhause erwartet sie keine Gelbe Karte, sondern eher Verhöre, Drohungen, vielleicht Gefängnis oder Schlimmeres.
Bekenntnisse bewähren sich erst dann, wenn sie etwas kosten. Niemand will den Fußballern eines der bedeutsamsten Turniere ihres Lebens mit der Moralkeule versauen. Aber jetzt wäre ein echtes Zeichen wichtig. Eines, das etwas kostet. Menschenrechte sind wichtiger als Fußball. Und als Geld sowieso.
13 Antworten
Es steckt einfach tief im Menschen drin, seine Fahne in den Wind zu hängen. Letztlich sind es meistens die (für den Augenblick) Mächtigen, nach deren Pfeife getanzt wird. Politische und religiöse Bekenntnisse sind meistens nur dann etwas wert, wenn gegen den Strom geschwommen wird. Bei der EM 2024 wird ziemlich sicher auch die Regenbogenfahne nicht nur erlaubt sein, man macht sich vermutlich sogar wieder verdächtig, wenn man sich ihr verweigert. Was im Artikel leider vergessen wurde zu erwähnen: Der DFB ist, wenn er die Macht hat, keineswegs besser als die FIFA. War nicht er es, der bereits 2002 die Jesus-Botschaften christlicher Fußballer verboten hat, weil politische und religiöse Botschaften anscheinend keinen Platz im Fußball haben sollen?
Richtig mutig wäre es ja, gegen Missstände im eigenen Land ein Zeichen zu setzen. Da haben die Iraner den Deutschen einiges voraus.
Mutig wäre es als DFB z.b. Adidas zu konfrontieren. Die lassen schließlich unter Bedingungen produzieren die unwesentlich besser sein dürften als die der Bauarbeiter in Katar…
Zur Binde: welches Zeichen will man eigentlich damit setzen? Wir (Westeuropa) sind moralisch dem Rest der Welt aber sowas von voraus? Oder will man einfach nur den Gas(t)geber, mit dem man nicht einverstanden ist, provozieren, wie schon Ungarn bei der EM?
„Binden-Theater…“ Man kommt sich vor wie im pubertären Mädchenpensionat….
„One Love“ entpuppt sich als die Lüge, die dahintersteht. Solange es nicht persönlich weh tut, schwimmen die Menschen gerne auf der „Zeitgeistwelle“. Diese „Welle“ drückt die humanistische Weisheit aus – die immer im Gegensatz zur göttlichen Wahrheit steht. So wird auch der Regenbogen missbraucht, um für die LGBTQ-Bewegung „Werbung“ zu machen. Gott hat die Welt so sehr geliebt: „dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh. 3,16). Dass ist die „Eine Liebe“, durch die alle Menschen gerettet werden können und das Leben die Fülle haben.
Lieber Gruß, Martin Dobat
Als Fußballfan sagen ich das nur schweren Herzens, aber der DFB sollte seine Mannschaft vom Turnier zurückziehen und die anderen europäischen Teams sollten das auch tun. Das wäre das einzige Zeichen, das wirklich gehört würde!
Man wird jetzt jeden Misserfolg der deutschen Mannschaft mit den unsäglichen Diskussionen um die Binde
begründen. Eine durchaus verständliche taktische Maßnahme… Kann auf jeden Fall nichts schaden…Clever, der DFB.
Die deutsche Gesellschaft hat so viel Rückgrat wie der DFB gegenüber der Fifa und Katar. Man muss sich nur an den vergangenen Winter erinnern, um zu wissen, wie viel Freiheit und Individualität in diesem Land bedeuten. Ebenso kann man sich an die übertriebene Moralkeule der Medien und Politiker erinnern und daran, dass einige für ihre Freiheit sich den Job oder teilweise die finanzielle Sicherheit haben kosten lassen.
Doch damals war es moralisch toll, gegen die, die für Freiheit waren, zu hetzen.
Der DFB zeigt gegenüber der FIFA und Katar eigentlich, wie diese Gesellschaft wirklich tickt. Freiheit und Werte sind egal, weil es nur wenige gibt, die auf dessen Kosten bereit sind einzustehen.
Ich habe nichts anderes als ein Einknicken erwartet, wenn es hart auf hart kommt, und das ist auch geschehen.
Peinlich, wie viele meinen, die Regenbogenideologiefahne in den Wind hängen zu müssen. Was hat dieser Unsinn von sexuell desorietierten Personen mit Fußball zu tun? Jeder kann in seinem Kämmerlein machen, was er will, doch diese marginale Minderheit soll aufhören, die Gesellschaft mit ihren Vorstellungen zu behelligen, das nervt nur noch. Das ist und bleibt Klamauk, mehr nicht.
Ich gehe einig mit Ihnen. Bisher stand auf der Kapitänsbinde „Kapitän“ oder „Captain“, soviel ich weiß.
Was hat diese „1-Love-Binde“ mit Fußball zu tun? Dann hätte man auch draufschreiben können: „Stop War, Russian!“ Das wäre noch sinnvoller gewesen als diese Weltanschauungs-Aussage, die längst nicht alle teilen.
Man kann wirklich über dieses Thema denken, was man will, man kann auch kritisieren. Bei Pro wird von Kommentatoren oft gesagt, wir trennen zwischen Sünde und Sünder – aber ihre Wortwahl empfinde ich als ziemlich respektlos. Zum Testen: stellen Sie sich vor, anstelle von sexueller Einstellung ginge es um die religiöse Haltung und jemand würde über Christen schreiben: „Was hat dieser Unsinn von geistig desorientierten Personen….. diese marginale Minderheit von Christen soll aufhören, die Gesellschaft mit ihren Vorstellungen zu behelligen… Das ist und bleibt Klamauk, mehr nicht.“ So etwas kann man ja leider tatsächlich in manchen Kommentarspalten von Medien lesen, mich erschreckt das, wenn ich Zeit habe, antworte ich manchmal. Und ich hoffe, dass ich so etwas nicht mache.
Ich finde es begrüßenswert, dass Kommentatoren wie Herr Neumann oder Herr Weber ungeschützt demonstrieren, wie menschen- und bildungsfeindlich die „christliche“ Ideologie des Fundamentalismus ist.
Danke, seltenes Lob von Ihnen!