Daniel Böcking geht es gut. Keine Geldprobleme, keine Sicherheitsängste, keine schweren Krankheiten. Nicht nur das: Eine heile Ehe, drei gesunde Kinder, ein Beruf, der ihm Spaß macht. Gott? Das ist für ihn derjenige, der das Handeln der Menschen beobachtet, der Strafen schickt, wenn ihm das Treiben der Menschen zu bunt wird. Abgesehen davon ist Gott mit so ziemlich allem vereinbar, was man glaubt, schließlich ist er ein Gott der Liebe. Aber mit ihm, Böcking, persönlich hatte dieser Gott nichts weiter zu tun. So beschreibt der Bild-Redakteur Böcking die Auffassung, die er einmal vom Glauben hatte, in seinem Buch „Ein bisschen Glauben gibt es nicht“.
Anstoß für Veränderung waren Erfahrungen, die er angesichts des himmelhohen Leides von Menschen machte, mit denen er als Journalist zu tun hatte. Seine Eindrücke von den Folgen des starken Erdbebens 2010 in Haiti waren für ihn wohl die am tiefsten greifenden. Aus Haiti sollte er für die Bild-Zeitung über die aufopfernde Arbeit der Helfer berichten. Im Buch schildert er, wie Ärzte entscheiden müssen, wer operiert wird und wem man nicht mehr helfen kann; erzählt vom Schicksal eines Mannes, den er noch vor einer Operation interviewte und der während dieser starb. Die Ärzte strahlten Kraft und Ruhe aus, beobachtete Böcking. Sie beteten morgens vor ihrer Arbeit, brachten ihre Sorgen zu Gott. Böcking nahm an diesen Gebeten teil und fand selber innere Ruhe. Mitten in diesem Chaos erlebte er: Gott ist real, er gibt Halt und Beistand.
Böcking lernt später Christen kennen, die ihm die Bedeutung von Jesus Christus nahe bringen. Er beginnt, an seinem persönlich zurechtgeschnittenen Glauben zu zweifeln. In seinem Buch beschreibt der Journalist, wie Gott ihm nahekommt und wie er sich bekehrt. Er erzählt von dem Frieden, der inneren Ruhe, die er in Gottes Anwesenheit erlebt, aber auch von den Diskussionen und Fragen, die ihn weiterhin umtreiben.
Den Glauben geprüft und für gut befunden
Am Ende des Buches listet er über 120 Punkte auf: „Die Gebote des Neuen Testaments“. Darin finden sich unter anderem Anweisungen zum Umgang mit Mitmenschen oder allgemeine Verhaltensregeln. Doch Gott habe Böcking beim Erstellen der Liste gestoppt, darum sei sie unvollständig. Warum? „Die Bibel ist kein Regelwerk – sondern eine Botschaft der Gottesliebe!“ Anfang 2015 ging er mit seinem Glauben an die Öffentlichkeit und schrieb vor dem Hintergrund der Christenverfolgung durch die Terroristen des sogenannten Islamischen Staates auf Bild.de einen Artikel unter dem Titel „Warum ich mich heute als Christ outen will!“ – einen „Artikel von Herzen und mit Gott“, wie er es im Buch nennt. Auch das Buch ist ein sehr persönliches Zeugnis. Nicht nur für Anfänger im Glauben oder Skeptiker interessant. Denn Böckings Bericht ist sehr ermutigend, wenngleich er stellenweise ein wenig langatmig wird, weil der Autor sich euphorisch in der Schilderung seiner neuen Glaubenserfahrung und des Friedens Gottes in seinem Alltag verliert. Böcking resümiert: „Ich hatte den Glauben ausprobiert. Angetestet. Geprüft, für gut befunden – und dann: volle Umarmung mit Körper, Herz und Geist!“ Er möchte in seinem Buch niemanden zum Glauben überreden, sondern dazu einladen, indem er seine persönliche Geschichte mit Gott erzählt. Es ist am Leser selbst, zu entscheiden, wie er diese Botschaft interpretiert und ob er sich auch zu einer Reise mit Gott aufmacht oder nicht. Dass der Autor sich darüber freuen würde, daraus macht er keinen Hehl. (pro)Daniel Böcking: „Ein bisschen Glauben gibt es nicht“, Gütersloher Verlagshaus, 224 Seiten, 17,99 Euro, ISBN 9783579086408