Das Schweizer Pastorenehepaar Susanna und Leo Bigger rät anderen Ehepaaren, sich dem Partner in Sachen Sex nicht zu entziehen. In einem Interview mit der Internetseite Livenet.ch erklärte Susanna Bigger Anfang Januar in einem Interview zum Geheimnis einer guten Ehe: „Wir haben gemeinsam Richtlinien kreiert: Wir entziehen uns beim Sex nicht. Das gibt es nicht.“ Leo Bigger fügte hinzu: „Niemand bockt. Wenn der andere Lust hat, dann macht man es. So dienen wir einander.“
Es gebe in ihrer Paarbeziehung keine „Bestrafung durch Sexentzug“, sagte Leo Bigger. Auch nach Streitsituationen habe das Paar Sex. Bigger: „Das ist ganz wichtig: Wir dienen einander, ohne den andern in irgendeiner Form zu missbrauchen, denn das ist eine Einstellung im Herzen. Ich entziehe mich nicht, denn wenn ich mich entziehe, öffne ich eine andere Box, lasse andere Gedanken in mich hinein.“ Die Biggers leiten die charismatische Freikirche ICF Zürich mit jährlich weit über 100.000 Besuchern. Leo Bigger ist ein beliebter Prediger und unter anderem Sprecher bei den Kongressen von Willow Creek.
Bereits in einer Predigt vom Oktober letzten Jahres sprachen die beiden über das Thema. Susanna Bigger erklärte damals, sie bete vor dem Sex, wenn sie keine Lust darauf habe und lasse sich dann darauf ein, weil es etwas sei, „wo Gott sich drüber freut“. Auf Nachfrage von pro beim ICF in Zürich wollte Leo Bigger sich nicht nochmals zu den Aussagen äußern.
Und die sexuelle Selbstbestimmung?
In sozialen Medien ist die Aussage der Biggers auf Kritik gestoßen. Facebooknutzer stellten die Frage, ob diese Regel denn für alle Paare und vor allem auch für Frauen in besonderen Situationen gelte – nach einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren etwa. Andere kritisierten, wer so predige spreche den Partnern die sexuelle Selbstbestimmung ab.
Pro hat bei der Christin und Sexologin Veronika Schmidt nachgefragt, was sie von dem Statement der Biggers hält. Sie bezeichnete die Aussage im Interview als „naiv“, weil sie so verstanden werden könne, dass „die Frau immer hinhalten muss“. Wichtiger als die Frage, ob man trotz mangelnder Lust Sex habe oder nicht sei es, „dahin zu kommen, dass es beiden Spaß macht“. Dann komme die Lust mit der Vorstellung, was einen erwartet oder mit dem Tun. Denn Lust sei in langjährigen Beziehungen tatsächlich kein Selbstläufer. Paare sollten einerseits darauf achten, dass sie regelmäßig Sex haben, andererseits aber auch darauf, dass es beide befriedige.
Schmidt plädiert dafür, dass Ehepaare sich bewusst mit ihrer Sexualität auseinandersetzen und Geschlechtsverkehr auch mal planen: „Wir planen alles – unsere Ernährung, unseren Sport, unsere Arbeit – warum nicht auch den Sex?“ Dieser sei wie alles andere in einer Paarbeziehung eine Verhandlungssache. Eine Grenze ist für die Autorin der Bücher „Liebeslust“ und „Alltagslust“ aber ganz klar: „Eine Frau muss niemals etwas tun, was nur der Mann will.“
Von: Anna Lutz
2 Antworten
Also sorry aber ich HABE es so verstanden, das die Frau immer hinhalten muss!? Wie solll es sonst verstanden werden? Selbst wenn der Mann noch so einfühlsam ihr versucht die Lust zu entlocken, wird es auch Tage geben, wo sie einfach nicht will und dann muss sie hin halten… ist …ist das nicht (emotionaler) Missbrauch?
Korrigiere..sie muss nicht ..sie denkt zu wollen. Aber die Gefahr, das die Frau eigentlich gar nicht will und sie unter Druck des Mannes setzt ist enorm hoch finde ich.