Neben dem Biologen und Buchautor Richard Dawkins und dem amerikanischen Philosophen Daniel Dennett gilt Hitchens zu den bekanntesten Atheisten unserer Tage. Hitchens, der mit seinem Buch "Der Herr ist kein Hirte – Wie Religion die Welt vergiftet" einen Bestseller landete, sorgte im April für Schlagzeilen, weil er zusammen mit Dawkins, Autor des Buches "Der Gotteswahn", vorschlug, den Papst festnehmen zu lassen.
Ironischerweise zählt ausgerechnet der Bruder des 61 Jahre alten Christopher Hitchens, Peter, zu denen, die dem Atheisten widersprechen. Der zweieinhalb Jahre jüngere Bruder veröffentlichte vor kurzem sein Buch "Rage Against God: Why Faith is the Foundation of Civilisation" (Wut auf Gott: Warum der Glaube die Grundlage unserer Zivilisation ist). Darin beschreibt er seinen Weg von einem überzeugten Atheisten des linken politischen Spektrums hin zu einem konservativen Christen.
Humorvoll gegen den Glauben
Eigentlich sollte Christopher Hitchens jetzt auf Lesetournee sein, um seine soeben erschienenen Memoiren mit dem Titel "Hitch 22" vorzustellen. Aufgrund der Krebs-Diagnose im Juni und eine Chemotherapie musste er jedoch alle Termine absagen. Hitchens schreibt seit 18 Jahren für das amerikanische Monatsmagazin "Vanity Fair". Immer wieder waren seine Themen dabei Glaube, Kirche und Religion, selbstverständlich meistens ablehnend, oft satirisch und sehr humorvoll. Er zog über gläubige Christen in der US-Armee her oder erläuterte, warum die Zehn Gebote in seinen Augen eigentlich ziemlich überflüssig sind.
In der September-Ausgabe von "Vanity Fair" schreibt Hitchens nun über seine Erfahrungen mit der Krebserkrankung und was er über den Tod denkt. "Wenn das Leben in irgendeiner Weise ein Rennen ist, dann bin ich sehr plötzlich zu einem Finalisten geworden." Bei der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross gebe es mehrere Stufen im Prozess des Sterbens, etwa Leugnen, Verhandeln und Depression, bis hin zu einer gewissen Akzeptanz. Diese Stufenleiter könne er bei sich gar nicht wiederfinden, schreibt Hitchens. Allerdings habe er eine Phase des Leugnens hinter sich, doch er weine nicht darüber, dass es so unfair sei, zu erkranken, und klage nicht: Warum ich? Etwas enttäuscht zeigt er sich allerdings schon: "Werde ich wirklich nicht so lange leben, dass ich sehen kann, wie meine Kinder heiraten? Wie das World Trade Center wieder aufgebaut wird? Oder um die Nachrufe auf verstorbene Bösewichter wie Henry Kissinger und Jospeh Ratzinger zu lesen – oder gar zu schreiben?" Hitchens fügt hinzu: "Auf die dumme Frage ‚Warum ich?‘ hat der Kosmos nur die Antwort: ‚Warum nicht?"
Noch im Mai füllte Hitchens für das Magazin den "Proust Fragebogen" aus. Darin gibt er auf die Frage, wer seine größten Helden der Fiktionalgeschichte seien, neben ein paar Romanfiguren auch "Luzifer" an. Als größten Charakter der Weltgeschichte nennt er den niederländischen Philosophen und Pantheisten Spinoza, der die Ansicht vertrat, Gott sei in allen Dingen des Kosmos. Der in seinen Augen niedrigste Wert? Hitchens‘ Antwort: Der Glaube. Die Person, die er am meisten verachte, sei neben Henry Kissinger und Osama bin Laden das Oberhaupt der Katholischen Kirche, Josef Ratzinger. Und auf die Frage, wie er am liebsten sterben wolle, antwortete er: "Bei vollem Bewusstsein, und entweder kämpfend oder rezitierend (oder herumalbernd)."
Soll man für einen Atheisten beten?
Nachdem Hitchens seine schwere Erkrankung bekannt gegeben hatte, reagierten viele Fans auf der Webseite von "Vanity Fair" mit Erschütterung und mit der Erkenntnis, eigentlich für ihn beten zu wollen, das aber nicht zu können, da sie ja Atheisten seien. Andere schreiben in den Kommentaren: "Ich bete für Sie, ob Sie es wollen oder nicht!" Ein Tenor lautete aber häufig auch: "Ich hoffe, dass Sie in der Bibel lesen und Jesus finden." Ein User schreibt, er habe Hitchens an die oberste Stelle seiner Gebetsliste gesetzt. "Gott liebt gute Debattierer mit Humor, und Sie haben einen großartigen Humor. Er / Sie wird Sie mit großen Armen empfangen, wenn die Zeit da ist."
An vielen Stellen im Internet, vor allem auf christlichen Webseiten, erklären Christen, für Hitchens beten zu wollen, auch wenn er selbst nicht an Gott glaube. Auf Internetforen wird hingegen heftig darüber diskutiert, ob man für einen todkranken Atheisten wie Hitchens beten solle. Auf faithfulnews.com etwa heißt es: "Ihre Bekehrung könnte für das moderne Christentum dieselbe Bedeutung haben wie jene von Paulus fürs frühe Christentum."
Gegenüber einem Kollegen des Magazins "The Atlantic Monthly", für das Hitchens schreibt, sagte der Autor in einem Video-Interview zu der Hoffnung, auf dem Sterbebett könne er sich eventuell doch noch zu Gott bekehren: "Das Wesen, das eine solche Bemerkung macht, wäre eine fantasierende, von Grauen erfüllte Person, deren Krebs das Gehirn angegriffen hat (…), aber niemand, der als ich selber erkennbar ist."
Eine Gruppe von Christen hat nun zum "Betet-alle-für-Hitchens-Tag" aufgerufen, der am 20. September stattfinden soll. "Bitte betet dafür, dass der Atheist Hitchens das Licht bald sehen kann – bevor es zu spät ist!", heißt in dem Aufruf, der auch über YouTube und Facebook verbreitet wird.
In einem CNN-Interview erklärte Hitchens Anfang August, die Chance, von seiner Krankheit zu genesen, sei sehr gering. Über Gebetsgruppen für ihn sagte er: "Es gibt genauso Leute, die dafür beten, dass ich leide und sterbe." Aber auch für jene Menschen, die für seine Genesung oder gar seine Bekehrung beten, gelte dasselbe: es sei ihm egal. "Wenn sie sich damit besser fühlen, können sie es gerne tun." Zum Gebetstag am 20. September sagt er: "Ich werde jedenfalls nicht teilnehmen." (pro)
Ironischerweise zählt ausgerechnet der Bruder des 61 Jahre alten Christopher Hitchens, Peter, zu denen, die dem Atheisten widersprechen. Der zweieinhalb Jahre jüngere Bruder veröffentlichte vor kurzem sein Buch "Rage Against God: Why Faith is the Foundation of Civilisation" (Wut auf Gott: Warum der Glaube die Grundlage unserer Zivilisation ist). Darin beschreibt er seinen Weg von einem überzeugten Atheisten des linken politischen Spektrums hin zu einem konservativen Christen.
Humorvoll gegen den Glauben
Eigentlich sollte Christopher Hitchens jetzt auf Lesetournee sein, um seine soeben erschienenen Memoiren mit dem Titel "Hitch 22" vorzustellen. Aufgrund der Krebs-Diagnose im Juni und eine Chemotherapie musste er jedoch alle Termine absagen. Hitchens schreibt seit 18 Jahren für das amerikanische Monatsmagazin "Vanity Fair". Immer wieder waren seine Themen dabei Glaube, Kirche und Religion, selbstverständlich meistens ablehnend, oft satirisch und sehr humorvoll. Er zog über gläubige Christen in der US-Armee her oder erläuterte, warum die Zehn Gebote in seinen Augen eigentlich ziemlich überflüssig sind.
In der September-Ausgabe von "Vanity Fair" schreibt Hitchens nun über seine Erfahrungen mit der Krebserkrankung und was er über den Tod denkt. "Wenn das Leben in irgendeiner Weise ein Rennen ist, dann bin ich sehr plötzlich zu einem Finalisten geworden." Bei der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross gebe es mehrere Stufen im Prozess des Sterbens, etwa Leugnen, Verhandeln und Depression, bis hin zu einer gewissen Akzeptanz. Diese Stufenleiter könne er bei sich gar nicht wiederfinden, schreibt Hitchens. Allerdings habe er eine Phase des Leugnens hinter sich, doch er weine nicht darüber, dass es so unfair sei, zu erkranken, und klage nicht: Warum ich? Etwas enttäuscht zeigt er sich allerdings schon: "Werde ich wirklich nicht so lange leben, dass ich sehen kann, wie meine Kinder heiraten? Wie das World Trade Center wieder aufgebaut wird? Oder um die Nachrufe auf verstorbene Bösewichter wie Henry Kissinger und Jospeh Ratzinger zu lesen – oder gar zu schreiben?" Hitchens fügt hinzu: "Auf die dumme Frage ‚Warum ich?‘ hat der Kosmos nur die Antwort: ‚Warum nicht?"
Noch im Mai füllte Hitchens für das Magazin den "Proust Fragebogen" aus. Darin gibt er auf die Frage, wer seine größten Helden der Fiktionalgeschichte seien, neben ein paar Romanfiguren auch "Luzifer" an. Als größten Charakter der Weltgeschichte nennt er den niederländischen Philosophen und Pantheisten Spinoza, der die Ansicht vertrat, Gott sei in allen Dingen des Kosmos. Der in seinen Augen niedrigste Wert? Hitchens‘ Antwort: Der Glaube. Die Person, die er am meisten verachte, sei neben Henry Kissinger und Osama bin Laden das Oberhaupt der Katholischen Kirche, Josef Ratzinger. Und auf die Frage, wie er am liebsten sterben wolle, antwortete er: "Bei vollem Bewusstsein, und entweder kämpfend oder rezitierend (oder herumalbernd)."
Soll man für einen Atheisten beten?
Nachdem Hitchens seine schwere Erkrankung bekannt gegeben hatte, reagierten viele Fans auf der Webseite von "Vanity Fair" mit Erschütterung und mit der Erkenntnis, eigentlich für ihn beten zu wollen, das aber nicht zu können, da sie ja Atheisten seien. Andere schreiben in den Kommentaren: "Ich bete für Sie, ob Sie es wollen oder nicht!" Ein Tenor lautete aber häufig auch: "Ich hoffe, dass Sie in der Bibel lesen und Jesus finden." Ein User schreibt, er habe Hitchens an die oberste Stelle seiner Gebetsliste gesetzt. "Gott liebt gute Debattierer mit Humor, und Sie haben einen großartigen Humor. Er / Sie wird Sie mit großen Armen empfangen, wenn die Zeit da ist."
An vielen Stellen im Internet, vor allem auf christlichen Webseiten, erklären Christen, für Hitchens beten zu wollen, auch wenn er selbst nicht an Gott glaube. Auf Internetforen wird hingegen heftig darüber diskutiert, ob man für einen todkranken Atheisten wie Hitchens beten solle. Auf faithfulnews.com etwa heißt es: "Ihre Bekehrung könnte für das moderne Christentum dieselbe Bedeutung haben wie jene von Paulus fürs frühe Christentum."
Gegenüber einem Kollegen des Magazins "The Atlantic Monthly", für das Hitchens schreibt, sagte der Autor in einem Video-Interview zu der Hoffnung, auf dem Sterbebett könne er sich eventuell doch noch zu Gott bekehren: "Das Wesen, das eine solche Bemerkung macht, wäre eine fantasierende, von Grauen erfüllte Person, deren Krebs das Gehirn angegriffen hat (…), aber niemand, der als ich selber erkennbar ist."
Eine Gruppe von Christen hat nun zum "Betet-alle-für-Hitchens-Tag" aufgerufen, der am 20. September stattfinden soll. "Bitte betet dafür, dass der Atheist Hitchens das Licht bald sehen kann – bevor es zu spät ist!", heißt in dem Aufruf, der auch über YouTube und Facebook verbreitet wird.
In einem CNN-Interview erklärte Hitchens Anfang August, die Chance, von seiner Krankheit zu genesen, sei sehr gering. Über Gebetsgruppen für ihn sagte er: "Es gibt genauso Leute, die dafür beten, dass ich leide und sterbe." Aber auch für jene Menschen, die für seine Genesung oder gar seine Bekehrung beten, gelte dasselbe: es sei ihm egal. "Wenn sie sich damit besser fühlen, können sie es gerne tun." Zum Gebetstag am 20. September sagt er: "Ich werde jedenfalls nicht teilnehmen." (pro)