Ein Untersuchungsausschuss wirft dem Südlichen Baptistenverband (SBC) in den USA Missbrauch und Vertuschung vor. Einem am Sonntag veröffentlichte 288-seitigen Bericht zufolge, sollen führende SBC-Pastoren Missbrauchsopfer jahrelang eingeschüchtert und diffamiert haben. Zudem enthalte eine kircheninterne Liste die Namen von 703 Pastoren, denen Missbrauch vorgeworfen wird.
Wie die New York Times berichtet, habe der Konvent des Verbandes im vergangenen Jahr aufgrund wachsenden Drucks der Missbrauchsopfer die Untersuchung in Auftrag gegeben. Der nun veröffentlichte Bericht enthält Missbrauchsberichte von Frauen und Kindern gegen männliche Pastoren und kirchliche Angestellte, die bis ins Jahr 2000 zurückreichen.
In dem Bericht, der von einer externen Ermittlungsfirma erstellt wurde, heißt es, dass die SBC-Führung mehr am Schutz der Kirche als am Aufdecken von Missbrauch interessiert gewesen sei. So habe sich der frühere SBC-Präsident Ronnie Floyd in einer Mail zwar besorgt über die Fälle sexualisierter Gewalt geäußert, zeitgleich aber auch betont, dass „unsere Priorität nicht die aktuellste Kulturkrise sein kann.“
„Schlimmer als erwartet“
Die Ermittlungsfirma Guidepost Solution empfiehlt der Kirche eine Online-Datenbank mit den Namen der Täter zu erstellen, Missbrauchsopfer zu entschädigen und eine Anlaufstelle zu schaffen. Der Präsident der SBC, Ed Litton, sagte am Sonntagabend, dass der Inhalt des Berichts „viel schlimmer“ sei, als er erwartet habe, und dass er zutiefst erschüttert von den Enthüllungen sei.
Der Südlichen Baptistenverband gilt als die größte protestantische Kirche der USA. Sie ist 1845 durch die Abtrennung von anderen Baptisten, die die Sklaverei ablehnten, entstanden.