Bei Kritik: Lautstärke nicht mit Größe verwechseln

Der Pastor und Blogger Carey Nieuwhof hat vor Veränderungsstau in der Kirche gewarnt und davor, Kritikern zu viel Raum einzuräumen. Aufschub ende mit Reue und die nächste Generation stehe auf dem Spiel.
Von Norbert Schäfer
Carey Nieuhof

Der kanadische Pastor, Blogger und Podcaster Carey Nieuwhof hat vor Veränderungsstau in der Kirche gewarnt. „Veränderung, die nicht herbeigeführt wird, endet im Bedauern und Reue“, sagte Nieuwhof am Freitag auf dem Willow Creek Leitungskongress 2024 in Karlsruhe. 

Verantwortliche in Kirchen sollten prüfen, ob geplante Veränderung dem Willen Gottes entsprächen und diese dann mutig umsetzen. „Prüft, ob es Gottes Wille ist – dann wagt es!“, erklärte Nieuwhof vor den rund 7.000 Teilnehmern der Leitungskonferenz. An der dreitägigen Veranstaltung nehmen laut Angaben der Veranstalter 5.700 Teilnehmer vor Ort in der „dm-Arena“ Karlsruhe sowie 1.300 weitere an zehn Übertragungsorten teil. 

Nieuwhof verdeutliche Veränderungsprozesse in der Kirche am Beispiel der Einführung eines neuen Smartphones und von vier Typen von Menschen: den „early adopters“ (frühe Nutzer), „early majority“ (frühe Mehrheit), der schweigenden Mehrheit und den Gegnern. 

Lautstärke ist nicht Größe

Zahlenmäßig machten die Gegner der neuen Technik lediglich zehn Prozent aus. „Aber sie sind die lautesten“, erklärt Nieuwhof, der Gründungspastor der „Connexus Church“ im kanadischen Berrie ist. Vergleichbar sei das in der Gemeinde. „Die Gegner sind gegen Veränderungen in der Gemeinde. Und sie tun so, als sprächen sie für alle. Aber: Verwechselt nicht Lautstärke mit Größe. Es sind nur wenige.“ Verantwortliche in den Gemeinden sollten sich daher für anstehende Veränderungsprozesse auf Fakten verlassen.

Nieuwhof riet, den Fokus bei anstehenden Veränderungen auf die „early adopters“ zu legen und besser in Kauf zu nehmen, dass die wenigen Gegner von der Stange gingen. Bei Kritik sollten Verantwortliche unterscheiden zwischen Menschen und Problemen und den Kritikern empathisch begegnen. „Wende dich an Gott. Denn wenn du dich nicht an Gott wendest, wendest du dich gegen die Menschen“, sagte Nieuwhof. 

Den Teilnehmern in der Halle rief der Kanadier zu: „Gebt nicht auf.“ Denn der Moment, an dem Beteiligte von Veränderungen am ehesten aufgäben, sei oft der Moment unmittelbar vor dem Durchbruch. Es stehe nicht weniger als die nächste Generation auf dem Spiel. „Und die Veränderung, die nicht geschieht, die werden wir später einmal bedauern.“

Willow Creek Deutschland (WCD) ist nach eigenen Angaben die „führende Ermutigungs- und Inspirationsplattform“ für Gemeinden und Non-Profit-Organistationen. Der Kongress richtet sich an Christen, die ihren Glauben neu beleben und ihre Fähigkeiten weiterentwickeln und die Zukunft der Kirche mitgestalten möchten. WCD motiviert haupt- und ehrenamtliche Kirchen- und Gemeindemitarbeiter auf Kongressen und durch Literatur für ihre Dienste. 

Seit 1996 hat WCD bislang 39 Kongresse mit mehr als 180.000 Teilnehmern organisiert. Im Februar 2020 musste der Leitungskongress am gleichen Ort wegen der Corona-Pandemie abgebrochen werden. Nach der Pandemie fand 2022 ein Kongress in Leipzig Motto „Connect“ statt. Vorsitzender von Willow Creek Deutschland ist Pastor Ulrich Eggers.

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