Dass Begriffe meist auch schon Deutungen der beschriebenen Dinge sind, ist ein banaler Fakt. Deutlich zutage tritt er, wenn es um die Suche der korrekten Bezeichnung jener Terrorgruppe geht, die hierzulande meist mit „Islamischer Staat“ (IS) oder „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“ (ISIS) bezeichnet wird. In anderen Ländern halten sich jedoch auch die Bezeichnungen ISIL oder gar DAESH.
Fest steht: Für das Wirrwarr an Begriffen hat auch die Terrorgruppe selbst gesorgt. Welt-Autor Matthias Heine erklärt, zunächst hätten sich die Kämpfer ISI (Islamischer Staat im Irak) genannt. Später hätten sie den Machtanspruch ausgedehnt und entsprechend ein „Levante“ hinzugefügt: ISIL sei hier die präzise Wiedergabe, meint Heine. Die Bezeichnung ISIS (Islamischer Staat im Irak und in Syrien) sei deshalb ungenau, weil die Terroristen gar nicht das Staatsgebiet Syriens im Blick hätten.
Die arabische Entsprechung zu ISIL ist DAESH, das seit Kurzem die französische Regierung gebrauche. Da dies aber wie ein Schimpfwort klinge, würden die Islamisten diese Variante „nicht mögen“. Der Begriff ist auch im Hebräischen gebräuchlich, seine Verwendung ist also kein „Sonderweg“ der Franzosen, wie Heine meint.
Eine Empfehlung, welche Bezeichnung nun zu gebrauchen sei, spricht Heine aber nicht aus. Er weist nur darauf hin, dass der französische Präsident François Hollande mit dem Begriff DAESH für französische Ohren jegliche Anklänge an den Islam vermeidet. Die Islamisten selbst haben sich zuletzt schlicht „Islamischer Staat“ genannt. Mit der Abkürzung IS transportiert man freilich deren universellen Ziele. „Die alten Staatsgrenzen wurden damit für bedeutungslos erklärt.“ (pro)