Netflix strahlt seit etwa zwei Jahren eine Serie namens „I Am a Killer“ („Ich bin ein Mörder“) aus. Porträtiert werden Mörder, die in Haft sitzen. Bereits zwei Staffeln lief die Serie und erzeugt ein Schaudern beim Zuschauer, denn alle Personen sind echt, und die Straftaten oft furchtbar. Vor kurzem startete Netflix einen Nachfolger, der anders aufgebaut ist. Hier berichtet ein Mann, der eigentlich dem Tode geweiht war, wie Gott seinen Lebensweg auf wundersame Weise umbog. Die Serie heißt „I Am a Killer: Released“ („Ich bin ein Mörder: Befreit”).
Dale Sigler tötete im Jahr 1990 John Zeltner, einen Angestellten eines Sandwich-Ladens in Arlington im US-Bundesstaat Texas. Sigler wurde deswegen im Jahr 1991 zum Tode verurteilt. In den drei Folgen der Serie erzählt Sigler, wie es dazu kam, warum er es bereut und wie er seitdem mit der Schuld kämpft. „Seitdem die Todesstrafe 1976 wieder eingeführt wurde, wurden mehr als 1.100 Menschen wegen Mordes in Texas zum Tode verurteilt“, klärt die Netflix-Serie auf. „Über 270 dieser Urteile wurden später abgeändert oder aufgehoben. Aber nur sieben verurteilte Mörder wurden je von einem Todestrakt in Texas entlassen.“
Am ersten Tag im Todestrakt, als ihm bewusst wurde, dass seine Taten wirklich Folgen haben, rief er zu Gott, erzählt Sigler. „Gott, mein ganzes Leben warst Du für mich da. Du hast Dich mir zugewandt, als ich ein Kind war. Bitte komm in mein Leben. Zeig mir, dass du allmächtig bist.“ Er hörte eine Stimme, die sagte: „Bleibe ruhig. Alles wird gut werden.“ Zwei Jahre nach seiner Verurteilung änderte der Staat Texas seine Gesetze, und die Folge war, dass das Urteil gegenüber Sigler umgewandelt werden konnte. Nach dreieinhalb Jahren im Todestrakt wurde seine Strafe in eine lebenslange Haftstrafe geändert. Wiederum nach 30 Jahren muss laut Gesetz eine Bewährung in Betracht gezogen werden. Und die wurde Sigler gestattet, unter strengen Auflagen. „Das ist ein Wunder. Ich bin der lebende Beweis für die Existenz Gottes“, sagt der Straftäter in die Kamera.
Vergebung Hauptthema
Nach 30 Jahren wurde er aus dem Gefängnis entlassen. Er verbrachte 27 Jahre und 5 Monate in Haft, ziemlich genau 10.000 Tage. Natürlich stellt sich wohl jeder die Frage: Ist er nun wirklich Christ oder tut er nur so? „Die Leute werden sagen: Du hast es nicht verdient, du hättest hingerichtet werden sollen“, weiß Sigler. „Aber Gott ist mein Richter.“ Er ist von zwei Dingen überzeugt, erstens: Er hätte den Tod verdient gehabt, und zweitens: Gott hat einen anderen Plan mit ihm.
Der Zuschauer erfährt die Hintergründe. Dass seine Mutter 15 war, als sie geschwängert wurde, dass der Vater arbeitslos war, seine Mutter schlug und dass er von einem Familienmitglied missbraucht wurde, als er zehn Jahre alt war. Und dass das Motiv für den Mord an Zeltner viel komplexer ist als Geldgier. Als Teenager geriet Sigler in ein Leben voller Drogen und Straftaten, mit 20 lebte er allein auf den Straßen von Texas.
„I Am a Killer: Released“ ist ein beeindruckendes Dokument von einem Menschen, der eine zweite Chance bekommen hat, sowohl von der Gesellschaft, als auch von Gott. Und wie dieser Mensch nun nichts anderes tun kann, als um Vergebung zu bitten und zu zeigen, dass Gott ihn verwandelt hat. Das schwerste von allem, so Sigler, sei es, sich selbst zu vergeben. Sigler, der jeden Tag einige Stunden in der Bibel liest, weiß, wie wertvoll seine Befreiung ist. Im Interview richtet er seine Hand zum Himmel und sagt: „Lob und Ehre meinem Herrn und Retter Jesus Christus. Von jetzt an lebe ich in seiner Gnade.“
Von: Jörn Schumacher