Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat für einen Verbleib Großbritanniens in der EU geworben. Er hat dazu auch einen Aufruf in der britischen Zeitung Times unterzeichnet, den deutsche Politiker initiierten. Bedford-Strohm verband damit die Hoffnung, diejenigen in Großbritannien zu stärken, die die europäische Idee teilten.
Beim Jahresempfang der Evangelischen Akademie Tutzing betonte der evangelische Theologe: „Es geht um viel.“ Angesichts der jüngsten Entwicklungen in Großbritannien scheine alles in Gefahr zu geraten, was nach zwei Weltkriegen an Zusammenhalt zwischen den Völkern Europas entstanden sei und die Möglichkeit von neuen tiefen Konflikten „undenkbar gemacht“ habe.
Klare Botschaft: Jetzt erst recht!
Bedford-Strohm rief dazu auf, anti-britischen und anti-europäischen Stimmen entschieden zu widersprechen: „Die klare Botschaft an die Briten muss jetzt erst recht sein: Wir wollen auf Euch als ein zentrales Stück Europa nicht verzichten. Sowieso nicht, wenn es um die gemeinsamen Werte und die historisch gewachsene gemeinsame Kultur geht. Aber auch nicht, wenn es um die institutionellen Zusammenhänge geht, die diesen gemeinsamen Werten eine äußere Stütze geben und unverzichtbar sind, wenn es um die Bewältigung der großen Herausforderungen für die Zukunft heute geht“, erklärte der Ratsvorsitzende.
Bedford-Strohm hob dabei die Rolle der Kirchen hervor: „Ich bin davon überzeugt, dass sich die Verantwortung für das Friedensprojekt Europa gerade auch den Kirchen stellt. Als Kirchen stehen wir für die radikale Liebe Jesu Christi, die allen Menschen gilt und die alle nationalen und kulturellen Grenzen sprengt.“ Dort wo Hass oder Nationalismus geschürt würden, seien die Kirchen zum Widerspruch aufgefordert: „Wir sind gerufen, für Solidarität und Kooperation über nationale Grenzen hinweg einzutreten, für die Versöhnung gerade zwischen Völkern, die eine lange und traurige Geschichte von Krieg und Gewalt hinter sich haben.“
Faire und dauerhafte Lösungen für das Miteinander
Bereits im November 2018 hatten sich der EKD-Ratsvorsitzende und die Präses der EKD-Synode, Irmgard Schwaetzer, zusammen mit dem Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, für Europa starkgemacht. In einer Zeit, in der Populismus erstarke, gehe es den Kirchen um faire und dauerhafte Lösungen für das künftige Miteinander. „Als Spitzen unserer Kirchen sind wir miteinander verbunden im Bekenntnis um ein starkes Europa, das dem gemeinsamen Wohl und dem Respekt gegenüber der Würde aller Menschen dient“, hieß es in der damals veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. Mit Großbritannien wolle man auf ein zentrales Stück Europa nicht verzichten.
Von: Johannes Blöcher-Weil