Heinrich Bedford-Strohm zieht sich in einem Jahr von der Spitze der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zurück. In einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit dem Bayerischen Rundfunk (BR) kündigte der 60-Jährige an, im Herbst 2021 nicht erneut für das Amt des EKD-Ratsvorsitzenden zu kandidieren. Bedford-Strohm repräsentierte seit 2014 die rund 20,7 Millionen Protestanten in Deutschland.
„Ich bin bis zum Jahr 2023 Landesbischof in Bayern. Und es wäre nicht gut, wenn ich dann für zwei Jahre das Amt des Ratsvorsitzenden ausfüllen würde“, sagte Bedford-Strohm dem BR. „Es ist gut, wenn da jemand Neues rankommt, neue Akzente setzt, neue Impulse gibt“, fügte er hinzu. Er freue sich vor allem drauf, „dass ich dann noch zwei Jahre habe, wo ich meine ganze Kraft für die bayerische Landeskirche einsetzen kann“. Es gebe eine bestimmte Zeit, in der einem ein Amt übertragen ist. „Und dann ist es auch gut, wenn der Zeitpunkt kommt, es loszulassen, ist in andere Hände zu geben“, sagte er.
Kirche steht vor tiefgreifenden Reformen
Der oberste Repräsentant der EKD wird für sechs Jahre gewählt. Bedford-Strohm hatte das Amt 2014 übernommen, nachdem sich Nikolaus Schneider vorzeitig zurückgezogen hatte. 2015 war Bedford-Strohm als Ratsvorsitzender bestätigt worden. In seine Amtszeit fiel das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017. Inzwischen steht die evangelische Kirche angesichts sinkender Mitgliederzahlen und Steuereinnahmen vor tiefgreifenden Reformen, die auch Thema der diesjährigen Synodentagung sind, die am 8. November beginnt und wegen der Corona-Pandemie digital stattfindet.
Der 15 Mitglieder zählende Rat wird turnusgemäß im Herbst nächsten Jahres neu gewählt. Ein Verbleib an der EKD-Spitze auch nach Ende der Amtszeit als Bischof in Bayern wäre für Bedford-Strohm möglich gewesen.
Die EKD ist die Gemeinschaft der 20 evangelischen Landeskirchen. Ihre Aufgaben liegen vor allem bei Fragen der öffentlichen Verantwortung der Kirche und bei den Außenbeziehungen. In den vergangenen Jahrzehnten verlagerte sich der Akzent zunehmend auf den Ausbau des einheitlichen Handelns der Landeskirchen.
Bedford-Strohm hatte sich öffentlich in den vergangenen Jahren für eine humanitäre Flüchtlingspolitik und die Seenotrettung im Mittemeer starkgemacht. In dem BR-Interview bestritt er, dass daraus resultierende Anfeindungen seine Entscheidung gegen eine erneute Kandidatur beeinflusst haben. „Man muss wissen, worauf man sich einlässt. Ich habe das gewusst und bin darauf eingestellt, dass es auch Kritik gibt. Da habe ich schon meine inneren Ressourcen, um damit umzugehen“, sagte er.
Von: epd