Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat keine Angst vor einer Islamisierung Deutschlands. Im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung wies er solche Bedenken als „kleingläubig“ zurück. Seine Amtsvorgängerin Margot Käßmann hatte im Laufe der Woche derartige Ängste als „Unsinn“ bezeichnet.Bedford-Strohm fragte, ob Christen ihrem Glauben so wenig trauen, dass ein, zwei oder drei Millionen Muslime bei 50 Millionen Christen in Deutschland dafür sorgen könnten, dass die christliche Kultur verschwinde. Die Christen hätten eine wunderbare Botschaft, die sie nur wieder mehr sichtbar machen müssten: „Ich kann nur jeden einladen, sich wieder neu zu interessieren für die Kirchengemeinde, in die Gottesdienste zu gehen, die Bibel wieder mehr zu lesen und das, was man zu verlieren befürchtet, selbst wieder neu zu entdecken.“
Der Journalist Reinhard Müller kommentierte in der Montagsausgabe der FAZ Bedford-Strohms Äußerungen. Der Staat müsse auch in Zukunft in der Lage bleiben, die mit den Flüchtlingen verbundenen Aufgaben zu erfüllen. „Gerade wenn Deutschland insbesondere den Schwachen helfen soll, setzt dies eine Auswahl, also eine Kontrolle der Flüchtlinge, voraus“, schrieb Müller. Deutschland nehme jedoch „im Grunde alle“ auf. „Humanitärer Einsatz und Skepsis schließen sich nicht aus“, schrieb Müller. Er stellte infrage, ob man Deutschland einem solchen Experiment aussetzen muss.