„Da werde ich zornig“

Ab November ist Heinrich Bedford-Strohm nicht mehr Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche. PRO hat sich mit dem EKD-Chef zum Rückblick auf sieben Jahre voller Seenotrettung, Social Media und Shitstorms getroffen.
Von Anna Lutz

PRO:  Herr Bedford-Strohm, was war Ihr größter Fehler in sieben Jahren Amtszeit?

Heinrich Bedford-Strohm: Es gibt nicht den einen großen Fehler. Aber natürlich wünschte ich, es wäre uns in der ablaufenden Ratsperiode noch besser gelungen, die Botschaft des Evangeliums in die Herzen zu bringen, gerade auch in die der jungen Leute. Wir verzeichnen gerade viele Kirchenaustritte, das tut mir weh. Dennoch bin ich dankbar, dass es gelungen ist, junge Menschen mehr zu beteiligen. Das war eines meiner Ziele. Insgesamt würde ich sagen: Ich war nicht mit jeder Überschrift zufrieden, die sich über die Jahre in den Zeitungen fand. Aber ich denke, es ist ganz gut rübergekommen, was ich als Botschaft senden wollte. 

Sie sagen, Sie waren nicht mit jeder Überschrift zufrieden. Geben Sie uns ein Beispiel?

Die Geschichte mit dem Kreuz in Jerusalem war ein solches Ereignis.

Als Sie zusammen mit einer Delegation der Deutschen Bischofskonferenz und des Rats der EKD bei einem Besuch des Tempelbergs und der Klagemauer gebeten wurden, Ihr Amtskreuz abzulegen und dies auch taten. Sogar der Spiegel berichtete darüber.

Die Überschriften sagten nichts über den Hintergrund. So entstand bei Manchen der Eindruck, es sei hier um ein Zurücknehmen des eigenen Glaubenszeugnisses gegangen. Das war und ist eine Fehlwahrnehmung.

Das Thema war riesig in den Medien, in Sozialen Netzwerken wurde gegen Sie Stimmung gemacht. Die Kritik hört bis heute nicht auf. Manche werfen Ihnen vor, kein wahrer Christ zu sein. Herr Bedford-Strohm, Sie sind der immer Lächelnde, der stets Freundliche, Kritik scheint an Ihnen abzuperlen. Aber an diesem Punkt: Waren nicht sogar Sie irgendwann einfach mal stinksauer?

Stinksauer ist das falsche Wort. Natürlich ist mir das Ganze nahe gegangen, weil ich vollkommen missverstanden wurde. Aber in den Sozialen Netzwerken wurde das zum Teil bewusst verzerrt. Hätte ich das Eine oder Andere dort als Unbeteiligter über mich gelesen, hätte ich wohl auch über diesen Ratsvorsitzenden den Kopf geschüttelt. Also mache ich den Menschen, die deswegen irritiert waren, keinen Vorwurf. Allerdings gibt es Leute, die den Hass ganz bewusst geschürt haben. 

Wer?

Aus christlichen Kreisen, die dem Rechtspopulismus nahe stehen, habe ich zu diesem Thema Kommentare gelesen, bei denen nichts mehr von der Liebe Jesu Christi zu spüren ist. Wir können gerne kontrovers diskutieren, aber die Liebe muss doch spürbar bleiben. Wir müssen einander achten, auch wenn wir unterschiedlicher Meinung sind. Wenn wir Christen das nicht schaffen, können wir auch niemanden für unseren Glauben gewinnen.

Empfinden Sie die Menschen, von denen Sie gerade sprachen, als Geschwister im Glauben?

Wenn Menschen Hass zum Programm machen, also etwa Ausländer oder Homosexuelle abwerten, da werde ich zornig. Wer die Menschenwürde angreift, handelt entgegen allem, was Jesus uns mit auf den Weg gegeben hat. Niemand sollte das Christentum im Munde führen, aber in Wirklichkeit nur seine eigenen Vorurteile pflegen, die andere Menschen abwerten. Ja, da werde ich zornig und da kämpfe ich auch. Aber da, wo ich spüre, dass der Geist Jesu Menschen erfüllt, sie aber vielleicht zu ganz anderen Auffassungen kommen als ich, versuche ich ins Gespräch zu kommen und empfinde weder Wut noch Zorn. Wir glauben schließlich gemeinsam an Jesus Christus, dessen Botschaft ist: Liebet eure Feinde, tut wohl denen, die euch fluchen.

„Man muss einiges aushalten.“

Heinrich Bedford-Strohm zum Ratsvorsitz

Ihr Nachfolger oder Ihre Nachfolgerin braucht ein dickes Fell…

Er oder sie ist dann eine öffentliche Person. Das bringt tatsächlich mit sich, dass man einiges aushalten muss. Aber das ist in erster Linie eine geistliche Herausforderung. Ich muss wissen, wem ich zuallererst verpflichtet bin. Und das ist nicht irgendein anderer Mensch, eine Partei oder eine politische Richtung, sondern das ist Jesus Christus. Mir geben da das persönliche Gebet und bestimmte Bibelworte ganz viel Kraft. Es ist egal, was mit mir passiert, wenn ich Psalm 139 höre, dann bin ich geborgen. 

Ihr Ratsvorsitz wird für immer mit vor allem einem Thema verknüpft sein: der Seenotrettung. Nichts haben Sie so sehr vorangetrieben, gefördert und gefordert.

Das sehe ich anders. Das Thema war und ist wichtig, aber es ist dem einen großen Ziel untergeordnet: Christus neu entdecken! Dem war etwa auch das für meine Amtszeit zentrale Reformationsjubiläum gewidmet, aus dem auch viele Impulse für unsere gegenwärtigen Zukunftsprozesse kamen. 

Das Thema war bereits bei Ihrer Wahl gesetzt. Die Seenotrettung nicht. Sie haben sogar ein Schiff ins Mittelmeer geschickt. Besonders das hat Ihnen massive Kritik eingebracht, Austritte …

 … und Eintritte! 

Dennoch die Frage: Wären Sie das Thema rückblickend anders angegangen?

Ehrlich gesagt, würde ich nichts wesentlich anders machen. Ich bin im Gegenteil stolz auf meine Kirche, dass wir in so kurzer Zeit ein breites Bündnis ins Leben gerufen haben, um ein Schiff zu entsenden. Damit haben wir eine deutliche Botschaft gegeben: Mann lässt keine Menschen ertrinken. Punkt. Denn jeder Mensch ist zum Bilde Gottes geschaffen. Zugleich müssen wir weiter darüber diskutieren, wie Migration zu steuern ist. Übrigens habe ich auch bei keinem Thema meiner Amtszeit einen solchen „Lovestorm“ bekommen. Shitstorms kannte ich schon ganz gut. Menschen, die eigentlich aus der Kirche austreten wollten, sagten mir, sie seien geblieben wegen unseres Engagements im Mittelmeer.

Sie haben mit dem Bündnis „United4Rescue“ ein Schiff entsendet. Im August 2020 stach es in See. Im September wurde es festgesetzt bis zum März dieses Jahres. Dann kam es frei und einen Monat später gab es eine große Kontroverse, weil an Bord die Flagge der linksextremen Organisation Antifa gehisst wurde. Das Schiff macht Ihnen ganz schön Probleme …

Das würde ich nicht sagen. Die Debatte um die Antifa-Flagge war aufgebauscht. Dass wir jegliche Gewalt verurteilen, ist ja glasklar. Ich akzeptiere nicht, dass aus dieser einen Sache eine Diskussion gemacht wird, die den humanitären Wert der Rettung von Menschenleben in Frage stellt. Und die Tatsache, dass Schiffe im Mittelmeer immer wieder festgesetzt werden, zeigt ja nur, wie wichtig es ist, da nicht locker zu lassen. Bisher sind durch die Schiffe, die das Bündnis ermöglicht hat, viele hundert Menschen gerettet worden. Als Teil dieses Bündnisses senden wir als Kirche ein Signal in die europäische Politik hinein: Wir akzeptieren nicht, dass Rettungsaktionen auf dem Mittelmeer sabotiert werden. In Brüssel hat man das auch gehört. Es geht hier um öffentliche Theologie, und zugleich geht es um den diakonischen Auftrag der Kirche, zu dem ganz bestimmt auch die unmittelbare Rettung von Menschenleben gehört.

Ist es öffentliche Theologie, dass die Kirche selbst zum politischen Akteur wird?

Sie darf niemals ein parteipolitischer Akteur sein. Parteipolitik hat in der Kirche nichts zu suchen. Aber wir haben einen inhaltlichen Auftrag, nämlich, das Doppelgebot der Liebe umzusetzen: Gott lieben und den Nächsten lieben. Wir können nicht beten, ohne gleichzeitig zu versuchen, das Gerechte zu tun. Wir wissen, am Ende retten nicht wir die Welt, sondern die Welt ist schon durch Gott gerettet. Das gibt uns die Geduld und die Ausdauer weiterzumachen, auch dann, wenn wir Rückschläge erleben. Wir müssen also politisch sein. 

„Die Art, wie die evangelikale Bewegung ihre inneren Kämpfe austrägt, tut manchmal schon weh.“

Heinrich Bedford-Strohm

2014 sagten Sie anlässlich Ihres Amtsantritts in einem Interview mit PRO zum Verhältnis von Evangelikalen und Lutheranern: „Ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind, alte Fronten zu überwinden.“ Welche Fronten sind nun, sieben Jahre später, überwunden worden? 

Wir haben ganz klar Fronten überwunden. Nehmen Sie die Person Anna-Nicole Heinrich, unsere neue Präses. Sie ist von dem sogenannten konservativen Arbeitskreis zur Wahl vorgeschlagen worden, auch von Leuten also, die sich dem Pietismus verbunden fühlen. Diese Menschen haben sich von diesem Vorschlag auch dadurch nicht abhalten lassen, dass sie das Gendersternchen ganz selbstverständlich benutzt und für sie die Liebe homosexueller Menschen eine ganz normale Beziehungsform ist. Das ist doch beachtlich. Am Ende ist die Liebe Jesu Christi eben stärker als alle unsere Dogmen.

Gerade das Gendersternchen von Frau Heinrich sorgte am Anfang ihrer Amtszeit für Debatten.

Dieses Sternchen spielt doch gar keine Rolle. Wir müssen Christus ins Zentrum rücken und dürfen uns nicht an Trennendem festhalten, etwa der Form der Sprache. Authentisches Christsein ist das Stichwort. Da tut die Art, wie die evangelikale Bewegung ihre innere Kämpfe austrägt, manchmal schon weh, besonders wenn es um Menschen wie Michael Diener geht.

Michael Diener war bis 2015 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz. Mit einer Aussage zur Anerkennung homosexueller Lebensformen löste er einen breiten Streit innerhalb der evangelikalen Bewegung aus. Seit November 2015 sitzt er im Rat der EKD. 

Was Michael Diener angetan worden ist, empört mich. Er ist ein Mann, der die Liebe Jesu Christi wirklich ausstrahlt und der über alle Fronten hinweg eine Brücke geschlagen hat. Doch er wurde persönlich attackiert, gehasst und war das Ziel von Intrigen. Wir müssen, egal welchen Frömmigkeitsspektren wir uns zugehörig fühlen, immer selbstkritisch die eigenen Formen des Umgangs miteinander reflektieren.

Das Thema Homosexualität ist in Ihren Augen also weiterhin Zankapfel zwischen Frommen und Liberalen. Wünschen Sie sich eine Liberalisierung der evangelikalen Bewegung in diesem Punkt?

Ja, das wünsche ich mir. Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen und die goldene Regel, die Jesus uns als Erläuterung seines Liebesgebots gegeben hat: Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut ihnen auch. Und deswegen müssen wir dieses Thema immer aus der Perspektive derer sehen, die selbst betroffen sind. Wie fühlt es sich wohl an, wenn man die ganze Zeit danach beurteilt wird, welche intimen sexuellen Gefühle man hegt? Ich kenne allerdings viele Menschen aus dem evangelikalen Raum, die ihre Meinung zu dem Thema geändert haben, insofern hat die harte Debatte, auch um Michael Diener, jedenfalls zu einem neuen Nachdenken geführt.

Herr Bedford-Strohm, vielen Dank für das Gespräch!

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18 Antworten

  1. Die vielen Worte können nicht kaschieren dass sich die EKD genauso wie viele Freikirchen dem Zeitgeist ausgeliefert haben und sich immer weniger an das Wort Gottes halten. Die letzten 7 Jahre haben in dieser Richtung besonders viele Fortschritte gebracht.

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    1. Danke, Matze.
      So traurig es ist: Das sehe ich ähnlich.

      Ein Zitat:
      „Die Barmer Theologische Erklärung ist nicht nur das historische Dokument einer mutigen Gegenbewegung, sondern entwirft eine Leitlinie christlichen Handelns, die auch heute noch aktuell ist.“

      Entnommen aus:

      https://bibel-und-bekenntnis.bayern-evangelisch.de/barmer-theologische-erklaerung.php

      Betrieben wird diese Webseite von: Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern – Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

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    2. Wer wie Herr Bedform- Strohm ein neues Jesus Bild vermitteln möchte, dies aber vorbei am Wort Gottes macht, der biedert sich dem Zeitgeist an, der z.B. das Menschliche so gern betont und sich über die lebensspendenden Ordnungen der Bibel überhebt.
      Nach meiner Wahrnehmung zieht sich der Geist Gottes dann mehr und mehr aus der Kirche zurück und das kraftvolle, Übernatürliche Wirken kommt nicht mehr zur Entfaltung. Kirche ist dann in etwa ein religiöser Verein der sich sein eigenes Süppchen kocht.

      Beim zwischenmenschlichen Umgang und der Art und Weise der Kommunikation bei differenzierter Sichtweise kann ich Herrn Bedford- Strohm verstehen. Das ist mitunter sehr unter der Gürtellinie und für Christen beschämend.

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  2. ein starkes statement vom ratsvorsitzenden! wir brauchen mehr von solchen engagierten menschen. gott segne ihn weiterhin.

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  3. Was Herr Bedford-Strohm hier zum Ausadruck bringt, ist zentral christliche Botschaft. Aber den oberfrommen Nörglern in ihrer selbstgerechten Blase wird er immer nur Anlass zu geistlosen Stereotypisierungen sein …

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    1. Danke Carvalho ! Ich ahnte es schon, dass nach diesem Interview das selbstgerchte Urteilen wieder los geht.
      Entschuldigung !: „ aber die hier immer wieder kehrende selbstgerechte „Frömmigkeit“ und das immer wieder kehrende Richten über andere, k o t z t mich an !
      Und deshalb stimme ich Ihnen zu , Carvalho, was Sie neulich schon mal schrieben: „ es darf nicht unwidersprochen bleiben !“

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  4. Herr Bedford-Strohm stimmt mit wesentlichen biblischen Aussagen nicht überein, dafür plädiert er für den Zeitgeist, der von den meisten Menschen/Christen gern gehört wird.

    l.G. Martin

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    1. @Martin
      Nach welchen Kriterien legen Sie denn fest, welche biblischen Aussagen „wesentlich“ sind?

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  5. Ich tendiere zu Matze und Martin.

    Aber:
    https://www.bibleserver.com/LUT.ZB/1.Korinther13%2C1-13

    Und:
    Solange in den Kirchenordnungen der Querverweis auf die Bibel und auf die altkirchlichen und reformatorischen Bekenntnisse wie auch zur Barmer Theologischen Erklärung enthalten ist: Solange haben sich die Kirchenleitungen daran zu halten.

    Wichtig dazu empfinde ich den aktuellen Grundlagentext der EKD:


    Die Bedeutung der Bibel für kirchenleitende Entscheidungen

    Evangelischer Glaube weiß sich seit der Reformation besonders durch die Bibel getragen. Doch die Frage, wie sich die Bibel sinnvoll und zeitgemäß auslegen lässt, stellt nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für Kirchenleitungen immer wieder eine Herausforderung dar.“

    https://www.ekd.de/ekd_de/ds_doc/bedeutung_bibel_EVA_2021.pdf

    Man muss dem nicht in allen Punkten folgen.
    Er sollte dennoch, m.E., in den ehrenamtlich leitenden Kirchengremien (Kirchengemeinden) durchgearbeitet werden.

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  6. Herrn Bedford-Strohm widerspreche ich aus-und nachdrücklich: Im Mittelpunkt hat immer Gott zu stehen und eben nicht der Mensch!

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    1. @Willi Fast
      Also wenn man sich Jesus zum Vorbild nimmt, dann sollten wir genau das tun, was Herr Bedford-Strohm fordert. Den Menschen im Mittelpunkt haben. Denn das hat Jesus auch getan. Er hat immer zuerst den Menschen gesehen und ggf. religiöse Dogmen oder sogar zentrale jüdische Gesetze (wie das oberste Gesetz der Sabbatruhe) verändert oder sich von ihnen verabschiedet, wenn sie nicht dem Menschen dienten.
      Jesus hat gesagt, dass das Gesetz und die Propheten in folgender goldener Regel bestehen: „Wie immer ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen, so geht auch mit ihnen um.“ Das ist menschliches Zusammenleben pur. Da geht es überhaupt nicht um Religion, Gott, Dogmen.
      Und dann ist da noch Jesu Rede vom sogenannten „Weltgericht“ in Matthäus 25, 31-46. An keiner anderern Stelle wird so deutlich, wie wichtig unsere Menschen-Beziehung für die Gottesbeziehung ist. Weil Gott im Mitmenschen ist. Weil Gott der Mitmensch ist („Denn ICH war hungrig…, ICH war durstig…, ICH war fremd…, ICH war nackt…, ICH war krank…., ICH war im Gefängnis…. Und was ihr einem meiner geringsten Brüder (nicht) getan habt, dass habt ihr mir auch (nicht) getan)“)

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      1. Was ist wichtiger?:

        ( ) Das tun, was Gott will?

        ( ) Das tun, was die Gesellschaft, die Politik, die „Partei“ (in diktatorischen Ländern), die Gesellschaft bzw. die gesellschaftlichen Strömungen, die Kirche(nleitung (!!!))… will?

        Was ist, wenn sich diese Punkte gegenseitig widersprechen?
        Oder, wenn gar Druck ausgeübt wird? (Aktuelles Beispiel: Ich las soeben „nebenan“ einen Artikel zum Thema „Impfbefürworter ./. Impfgegner unter Christen“. Solche Themen spaltet nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Gemeinden.)
        Sind wir, als Christen, (wieder) an einem solchen Extrem?

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        1. @Hans
          Jesus hat doch gesagt, was Gott will, worin sich Gesetz&Propheten zusammenfassen lassen. Oben habe ich das aufgeschrieben.
          Jesus hat das vorgelebt, was Gott will: den Nächsten wie sich selbst lieben. Bis zum Schluss. Die Feinde lieben. Bis zum Schluss. Arme und Kranke versorgen/heilen, Gefangene besuchen/befreien, Fremde aufnehmen, Nackte kleiden. Kindern und Frauen einen hohen Wert zusprechen. Und dienen, dienen, dienen.

          Es ist wirklich nicht so schwer zu verstehen. Ich weiß nicht, warum so viele Gläubige sich damit so schwer tun und nicht einfach mal Jesus nachmachen, statt dauernd in der Theorie irgendwelche Grenzen auszuloten zwischen Gott und der Welt….

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          1. Hmm – und warum eifert dann die „Kirche“ der Gesellschaft, der Politik hinterher?
            Warum nimmt „Kirche“ nicht ihre eigenen Regeln – so, wie du und Matze, Martin, Willi Fast, ich es ausdrücken – nicht ernst?

            Du beschreibst die Goldene Regel.
            Diese beinhaltet das, was in der Bibel steht.
            Auf den Bekenntnissen fußt u.a. der vorreformatorische und der lutherische Glaube.
            Auf der Barmer Theol. Erklärung die Warnung (aus damaliger Sicht) an die heutige „Kirche“ sich auf die Aufgabe, welche Jesus seinen Nachfolgern aufgegeben hat, zu konzentrieren.
            Insofern haben wir alle Recht.

            Aber: Deckt sich das mit dem Handeln der Kirche(nleitung)?
            Ist es denn nicht auch wichtig, innerhalb seiner „Kirche“ die Stimme zu erheben, wenn „Kirche“ die eigentliche Aufgabe (Bibel, Bekenntmnisse, Barmer Erklärung) aus den Augen verliert?
            Und was ist, wenn Kirche(nleitung) sich dann taub stellt?
            Was sagte Martin Luther, bzw. das Augsburger Bekenntniss zu dem Problem, wenn sich Kirche(nleitung) irrt?
            (Ich denke da – unter anderem auch – an den „Hilfeschrei einer Presbyterin“ vom vergangenen Jahr. Das ist ein Vorgang dahinter, der mich sehr nachdenklich gemacht hat.)

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          2. @Hans
            Ich denke, dass es wichtig ist, die Kirchenleitung darauf hinzuweisen, wenn sie sich nicht mehr an Jesus orientiert.
            Aber hier lese ich nur Vorwürfe an die Kirchenleitung, die sie nicht dazu auffordern, sich an Jesus zu orientieren und wieder nach seinem Vorbild zu handeln. Sondern die einen wie auch immer gearteten „Abfall“ der Kirche ins „Weltliche“ sehen, weil die Kirchenleitung sich von Dogmen verabschiedet oder die Botschaft Jesu in andere Worte fasst als die frommen Kirchenkritiker es gerne hören wollen. Und weil sie sich dem Menschen zuwendet (und damit ja eigentlich genau das tut, was Jesus getan hat).
            Und wenn diese Zuwendung zum Menschen nicht zuerst bei der Kirche stattgefunden hat, sondern in der nicht-kirchlichen Gesellschaft und der nicht dezidiert christlichen Politik, ist das eigentlich eher ein Armutszeugnis für die Kirche, denn ein Kritikpunkt.

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    2. Bravo: Und dieser unvorstellbar über alles menschliche erhabene Gott ist Mensch geworden, als Mensch gestorben, hat die Sprache der einfachen Menschen gesprochen, wurde von den Gesetzestreuen fertig gemacht, ist gestorben und auferstanden und in der Form des Hl.Geistes wiedergekommen nur um jedem, der sich ihm öffnet nahe zu sein. Bei Gott steht eindeutig der Mensch, auch und gerade der gefallene im Mittelpunkt!!!!

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  7. Was soll das alles? Es lohnt doch wirklich nicht, sich über den scheidenden Ratsvorsitzenden zum xten Mal wieder aufzuregen. Herr Bedford-Strohm ist wie er ist; von Einsicht oder gar Reue war er eigentlich nie sonderlich angekränkelt. Ansonsten ist er ja ein umgänglicher und freundlicher älterer Herr.
    Das Kaliber seines theologischen Lehrers und Vorgängers im Amt, Prof. Wolfgang Huber, konnte er bei weiten nicht erreichen; die akademische Blässe des Theologieprofessors ist er nie losgeworden.
    Die EKD spielt ja auch längst keine prägende Rolle mehr im gesellschaftlichen Diskurs; insofern war er deren angemessener Repräsentant.

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