„Ich bemühe mich ernsthaft, für aktuelle politische Probleme aus meiner christlichen Grundüberzeugung heraus Lösungen zu entwickeln“, betont Beckstein. Der christliche Glaube gebe ihm dabei zwar keine Anweisung für politische Einzelentscheidungen, er gebe ihm jedoch Trost, Halt, Hoffnung und Kraft, gerade in „ethischen Konflikten“.
„Ich bin ein Gegner der Todesstrafe“
Als konkretes Beispiel beschreibt Beckstein seine Position etwa in der Frage des „finalen Rettungsschusses“. Dabei handelt es sich um das Recht der Polizei zur Abgabe eines gezielten Schusses, der für den Täter tödlich sein kann. „Ich bin ein massiver Gegner der Todesstrafe. Gott hat jedem Menschen das Recht auf Leben gegeben; aus christlicher Sicht steht es uns nicht zu, in dieses Recht einzugreifen und darüber zu entscheiden, ob und wann das Leben eines anderen wieder genommen wird“, so der Politiker. Dennoch habe er dem Gesetz zugestimmt. Denn wenn der Tod eines Täters die einzige Möglichkeit sei, das Leben etwa von Geiseln zu retten, müsse der Staat sich für diese Lösung entscheiden.
Als christlicher Politiker Asylpolitik betreiben
Als Innenminister ist Beckstein zudem für das Ausländerrecht und die Asylpolitik verantwortlich. Auch diese Thematik bringe einen ethischen Konflikt mit sich. „In der Erinnerung an die Geburt des Kindes im Stall von Bethlehem, die wir jedes Jahr an Weihnachten feiern, sehen manche das Recht aller Menschen begründet, bei uns Heimat zu finden.“ Im Alten Testament werde die Aufforderung, sich der Fremden anzunehmen, oft wiederholt. „Aber wäre es wirklich christlich, alle Menschen, denen es wirtschaftlich schlecht geht, nach Deutschland zu holen? Diese Frage lässt sich nur mit einem klaren Nein beantworten“, so Beckstein.
Jedes einzelne Menschenschicksal bewege ihn dennoch persönlich. Aber als Politiker müsse er auch gegen Missbrauch des Asylrechts konsequent vorgehen. Deutschland könne nicht unbegrenzt Migranten aufnehmen, sonst wäre der soziale Friede in unserem Land gefährdet.
„Ehe ist wichtigste Form des Zusammenlebens“
Günther Beckstein betont auch den Wert der Familie, „die wichtigste Form des Zusammenlebens, die Grundlage für unsere Gesellschaft.“ Zwar toleriere er auch andere Lebensformen wie etwa Homosexualität, aber er sei gegen eine Gleichsetzung homosexueller Paare mit der Ehe. „Wer die Ehe als Auslaufmodell bezeichnet, stellt christliche Werte in Frage“. Zudem ermutigt Beckstein zur Familiengründung: „Kinder sind Lebensqualität, sie behindern die Selbstverwirklichung nicht, sie tragen im Gegenteil dazu bei.“
Generell komme es zudem immer wieder vor, dass seine Entscheidungen bei Kirchenvertretern anecken. Doch niemand könne einem Politiker schwierige Entscheidungen abnehmen. „In der Kirche geht es um Wahrheit, in der Politik oft um zweckmäßige Lösungen.“ Er sei sich bewusst, dass er Konflikte als Christ einerseits und als Politiker andererseits aushalten und ertragen müsse.
Aus diesem Grund bleibe er letztlich auf sein Gewissen verwiesen: „Gott ist für mich die höchste Instanz. Es ist meine Aufgabe, mich dieser Verantwortung zu stellen.“ Dabei wisse er genau, dass ihm immer wieder Fehler unterlaufen. Doch als Christ habe er die Gewissheit, dass Jesus Christus seine Sünden vergibt. „Die Möglichkeit der Vergebung ist für mich daher die große befreiende Botschaft, die wesentlich dazu beiträgt, dass ich mein oft schwieriges und konfliktreiches Amt als Innenminister immer noch mit Begeisterung ausübe.“
Der vollständige Beitrag von Günther Beckstein erscheint am Dienstag, dem 4. Oktober 2005, in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Christ & Wirtschaft“, das vom Verband „Christen in der Wirtschaft“ (CiW) herausgegeben wird.
Das Magazin kann in der CiW-Geschäftsstelle per Telefon (02 02) 24 41 91 21 oder E-Mail an info@ciw.de bestellt werden.