Die Neutestamentlerin und langjährige Direktorin des Instituts für Neutestamentliche Textforschung (INTF), Barbara Aland, ist in der Nacht zum vergangenen Sonntag im Alter von 87 Jahren verstorben. Das hat die Deutsche Bibelgesellschaft am Montag mitgeteilt. Aland galt als eine der bedeutendsten Bibelwissenschaftlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts und prägte die neutestamentliche Textforschung in Deutschland und international.
Aland wurde 1937 in Hamburg geboren und studierte Evangelische Theologie sowie Klassische Philologie. Sie promovierte 1964 in Frankfurt und habilitierte 1972 in Göttingen. Ab 1980 war sie Professorin für Kirchengeschichte und neutestamentliche Textforschung an der Universität Münster. 1983 übernahm sie die Leitung des von ihrem Ehemann, Kurt Aland, gegründeten INTF, das sie bis 2004 führte.
Weltweit bekannt wurde sie durch ihre Arbeit an der Herausgabe des „Novum Testamentum Graece“, auch bekannt als „Nestle-Aland“, der standardisierten wissenschaftlichen Ausgabe des griechischen Neuen Testaments. Gemeinsam mit Kurt Aland arbeitete sie kontinuierlich an der Aktualisierung dieser Ausgabe, die heute als Grundlage für Bibelübersetzungen und wissenschaftliches Arbeiten an der Bibel weltweit gilt.
Expertin für Platonismus
Unter ihrer Leitung erschienen unter anderem die 27. Auflage des „Nestle-Aland“ sowie der erste Band der „Editio Critica Maior“, einer umfassenden und textkritischen Ausgabe des Neuen Testaments. Zusammen mit ihrem Mann schrieb sie zudem das Standardwerk „Der Text des Neuen Testaments“, eine Einleitung in die Textkritik und Editionsgeschichte des Neuen Testaments. Alands wissenschaftliches Werk bildet einen Grundpfeiler der modernen Bibelforschung.
Neben ihrer Arbeit als Herausgeberin war Aland auch eine anerkannte Expertin für antiken Platonismus und christliche Gnosis. Sie widmete sich der Frage, wie sich Platonismus und Christentum im frühen Mittelalter beeinflussten. Die Wissenschaftlerin erhielt zahlreiche Ehrendoktorwürden und Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz im Jahr 2011.
Von: Arnd Foede