Baptist und Präsident: Jimmy Carter im Alter von 100 Jahren verstorben

Der 39. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Jimmy Carter, ist im Alter von 100 Jahren einem Krebsleiden erlegen. Der gläubige Baptist starb am Sonntag im Kreis seiner Familie.
Von Norbert Schäfer
Jimmy Carter, geboren am 1. Oktober 1924, 39. US-Präsident, hält noch immer Bibelstunden ab

Der frühere US-Präsident James Earl Carter Jr., besser bekannt als „Jimmy“ Carter, ist am 29. Dezember einem Krebsleiden erlegen. Das hat seine Stiftung am Sonntag mitgeteilt. Carter starb im Kreis seiner Familie in seinem Heimatort Plains im US-Bundesstaat Georgia. Mit 100 Jahren war er der älteste lebende Präsident der US-Geschichte, so „The Carter Center“.

Der gläubige Baptist hatte sich nach Angaben der nach ihm benannten Stiftung nach einer Reihe von Krankenhausaufenthalten gegen weitere medizinische Behandlung seiner Krebserkrankung und für palliative Begleitung entschieden. 2015 war bei Carter Leberkrebs diagnostiziert worden.

Jesus war nach eigenem Bekunden die treibende Kraft in seinem Leben. Carter sprach immer wieder öffentlich über seinen christlichen Glauben und seine „persönliche Beziehung zu Jesus Christus“. 2000 legte er seine Mitgliedschaft in der Southern Baptist Union nieder. Der große US-Baptistenbund hatte bekannt gegeben, dass Frauen nicht länger als Pastoren zugelassen würden. Der ehemalige Präsident vertrat die Meinung, dass Frauen eine „gleichberechtigte Rolle im Dienst für Christus in der Kirche spielen sollten“.

Sonntagsschullehrer aus Überzeugung

Carter wurde am 1. Oktober 1924 in Plains im US-Bundesstaat Georgia geboren. Zusammen mit drei Geschwistern wuchs der spätere Politiker und US-Präsident in bescheidenen bürgerlichen Verhältnissen auf. Schon in jungen Jahren bekundete er eine tiefe Verbundenheit mit dem christlichen Glauben. 1942 wurde er Diakon und unterrichtete in der Sonntagsschule der Maranatha Baptist Church seines Heimatortes. Bis ins hohe Alter hielt Carter nach seiner politischen Karriere weiter Sonntagsschule in seiner Gemeinde.

Ab 1942 besuchte Carter das Georgia Institute of Technology und trat 1943 in die United States Naval Academy in Annapolis ein. Nach seinem Abschluss heiratete er am 7. Juli 1946 Rosalynn Eleanor Smith (geboren am 18. August 1927 in Plains). Das Paar war 76 Jahre verheiratet und hatte vier Kinder.

Zunächst diente Carter als Soldat in der Marine, auf Schiffen und später in einem U-Boot. Er begann ein Studium der Kernphysik und des Ingenieurwesens am Union College im Staat New York. Nach dem Tod seines Vaters 1953 verließ er die Marine, um die familieneigenen Erdnuss- und Baumwollplantagen sowie Lagerhäuser zu leiten.

39. Präsident der Vereinigten Staaten

1962 wurde der Demokrat in den Senat, und 1970 zum Gouverneur von Georgia gewählt, 1977 zum 39. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Innenpolitisch hatte Carter als Präsident die Auswirkungen der ersten Ölpreiskrise zu bewältigen, die massive Inflation und hohe Arbeitslosigkeit ausgelöst hatte.

Auf Carters Vermittlung hin führten Israels Ministerpräsident Menachem Begin und Ägyptens Präsident Anwar el-Sadat im September 1978 Verhandlungen zur Sicherung des Friedens im Nahen Osten. Das Camp-David-Abkommen, benannt nach dem Verhandlungsort, einer Erholungsanlage der US-Präsidenten, gilt als Grundlage für den im März 1979 unterzeichneten israelisch-ägyptischen Friedensvertrag.

Friedensnobelpreis 2002

Bei der US-Präsidentschaftswahl am 4. November 1980 erlitt Carter eine deutliche Niederlage gegen Ronald Reagan, den Herausforderer der Republikaner. Reagan löste Carter am 20. Januar 1981 im Weißen Haus ab.

Nach seiner politischen Karriere engagierte sich Carter weiter für Menschenrechte. Gemeinsam mit seiner Frau unterstützte er die internationale, christliche und überkonfessionelle Non-Profit-Organisation „Habitat for Humanity“ beim Bau von Unterkünften für Benachteiligte. 1998 wurde ihm der UN-Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen verliehen, sowie im Jahr 2002 der Friedensnobelpreis. Seit dem Tode von George H. W. Bush im November 2018 war Carter der älteste lebende ehemalige US-Präsident und seit dem 22. März 2019 der Präsident, der das höchste Lebensalter erreicht hat.

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