Bätzing sieht keine Notwendigkeit, § 218 zu überarbeiten

Georg Bätzing hält die Gesetzesinitiative zu § 218 für nicht zustimmungsfähig. Damit gebe man eine bisher sehr sinnvolle Abwägung auf, findet der oberste deutsche Katholik. Für die Zukunft seiner Kirche entscheidend sieht er die Frauenfrage.
Von Johannes Blöcher-Weil
Georg Bätzing sieht keinen Bedarf, an der aktuellen Lösung des Schwangerschaftsabbruchs zu rütteln

Die Diskussion über den Paragrafen 218 zum Schwangerschaftsabbruch beschäftigt die Politik. Im Gespräch mit der Welt am Sonntag betont der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, dass er es nicht sinnvoll findet, die vorgelegte Gesetzesinitiative zu überarbeiten. Damit gebe man die Balance zwischen Lebensschutz und dem Recht auf Selbstbestimmung auf.

Der Gesetzentwurf verändere „die Grundlage dessen, was das bisherige Gesetz prägt, sehr erheblich und stellt keinesfalls nur eine moderate Weiterentwicklung des geltenden Rechts dar“, findet der Theologe. Bätzing weiter: „Jeder Mensch hat von Beginn an – das Ungeborene entwickelt sich als Mensch und nicht zum Menschen – ein vollwertiges Lebensrecht, das der Staat schützen muss.“

Kurz vor vorgezogenen Neuwahlen sei es „sehr unzeitig, diesen Gesetzentwurf durchzupeitschen“. Um das Thema zu diskutieren brauche es Zeit. Er bedauere es auch, dass viele der katholischen Kirche nicht mehr zutrauten, in diesem gesellschaftlich relevanten Diskurs einen wichtigen Beitrag zu leisten. Er wisse von vielen Politikern, die sich in dieser Frage nach Orientierung sehnten. Aus diesem Grund müsste Kirche sachliche und differenzierte Beiträge beisteuern 

„Wir müssen verstehen, was die Menschen von uns wollen“

Für die Zukunft der katholischen Kirche findet es Bätzing entscheidend, dass sie eine Antwort auf die Frauenfrage findet in Deutschland. Den Megatrend zunehmender Konfessionslosigkeit könne die Kirche nicht umkehren. Aber Kirche müsse den Menschen zeigen, „dass wir verstehen, was sie von uns wollen und dass man der Kirche wieder glauben und vertrauen kann“.

Keine Gemeinde sei ohne die Arbeit der Frauen überlebensfähig: „Ich erlebe vermehrt Frauen, die mir sagen, Glaube sei für sie attraktiv, aber sie sähen keine Zukunft für sich in einer Kirche, die ihnen keine gleichberechtigte Rolle zuweise und hinter der gesellschaftlichen Gleichheit zurückbleibe, die wir in unserem Kulturkreis Gott sei Dank haben.“ Deshalb brauche die Kirche ganz starke Signale.

Schon jetzt hätten die Bistümer und Gemeinden eine großen Spielraum im Umgang mit der Frage. Auch die Entwicklungen innerhalb der Weltsynode machten ihm Hoffnung, dass sich etwas bewegt. Bätzing kündigte weitere Spitzengespräch zwischen deutschen Bischöfen und der Römischen Kurie an.

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