Von einem „Desaster“ und einer „Bilanz des Schreckens“ sprach Matthias Katsch in Bezug auf das Münchener Missbrauchsgutachten und die Belastung des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Der Sprecher der Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“ forderte in der ARD-Sendung „Anne Will“ personelle Konsequenzen. Der Münchener Kardinal Reinhard Marx könne keinen Neuanfang repräsentieren. Katsch wünschte sich in der Debatte auch, dass die Betroffenen mehr in den Fokus rückten.
Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hielt die Haltung von Marx für richtig und hilfreich, an der Aufarbeitung der Fälle und der Umgestaltung des Systems mitzuhelfen. Gleichzeitig gestand der Chefkatholik ein, dass der immense Schaden durch den Missbrauch nicht gutzumachen sei.
Göring-Eckardt: Aufarbeitung ist gescheitert
Papst Benedikt XVI. habe Schuld auf sich geladen und müsse sich öffentlich entschuldigen. Auch die Katholische Kirche in Deutschland habe die Pflicht, alle Taten schonungslos aufzudecken. Sicher werde man auch eine unabhängige Aufarbeitung in den Kommissionen unterstützen und an einer Veränderung des Arbeitsrechtes mitwirken. Das Gutachten vergangene Woche hatte für das Erzbistum München und Freising 497 Betroffene von sexualisierter Gewalt konstatiert.
Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90 / Die Grünen), frühere Präses der EKD-Synode, betrachtete die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in beiden großen Kirchen als gescheitert. Der römisch-katholischen Kirche warf sie vor, sich immer für die Macht und gegen die Menschen entschieden zu haben. Die Aufarbeitung der Fälle könne nicht ohne unabhängige Kommissionen geschehen: „Wir wollen wissen, was in unserem Land passiert ist. Das ist keine interne Geschichte der beiden Kirchen.“
Die SPD-Politikerin Ingrid Matthäus-Maier votierte für eine klare Trennung von Kirche und Staat sowie die Abschaffung kirchlicher Privilegien: „Betroffenheitsrhetorik hilft nichts. Wir müssen das konkrete Handeln für die nächsten Jahre abstecken“, forderte die Politikerin. Die Kumpanei zwischen Kirchen und Politik müsse aufhören. Wichtiger als irgendwelche Rücktritte sei eine würdige Entschädigung der Opfer.
Florin: „Ich laufe bleibend davon!“
Deutschlandfunk-Redakteurin Christiane Florin mahnte eine Vertuschung und Verschleppung ein. Seit Bekanntwerden der ersten Fälle 2010 sei immer von Erschütterungen die Rede gewesen. Am Personal habe sich seitdem nichts geändert. Ein Rücktritt sei kein Selbstzweck. Die Geistlichen müssten erklären, warum Kleriker und Karriere wichtiger gewesen seien als die Kinder. Florin bezeichnet dies mit dem Wort „Demut-Gigantismus“.
Der Politik attestierte sie, in Bezug auf die Kirche eine Beißhemmung zu haben, Viele Maßnahmen hätten schon längst umgesetzt werden können. Auf Nachfrage von Anne Will machte sie deutlich, dass sie noch immer Mitglied der Kirche sei: „Ich laufe bleibend davon!“
2 Antworten
Neben den Sätzen die Jesus zu den Pharisäern sagt (ihr Heuchler, Schlangenbrut, getünchte Gräber) fällt mir immer folgender Vers ein:
„Wer aber einem der Kleinen, die an mich glauben, Anstoß zur Sünde gibt, für den wäre es besser, daß ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde.“ Markus 9,42
Wobei wir auch immer bereit sein müssen, uns selber zu prüfen und Buße zu tun.
Ingrid Matthäus-Maier hat ihre gesamte politische Karriere für die Agitation gegen Kirche und Glaube genutzt. Sie engagiert sich bei der IBKA (Abkürzung für Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten) und der Giordano-Bruno-Stiftung, zu der es einen erhellenden Bericht der FAZ gibt ( https://www.faz.net/aktuell/politik/giordano-bruno-stiftung-die-agenda-des-neuen-atheismus-1926867.html )
M-Maier hatte auch 2010 den „säkularen Arbeitskreis“ innerhalb der SPD mit begründet, der jedoch klugerweise vom Parteivorstand nicht anerkannt wurde.
Das sie jetzt das Leid der Betroffenen für weitere antikirchliche Agitation nutzen will ist einfach nur noch geschmacklos.