Australische Stadt wird „porno-frei“

„Eine Stadt frei von Pornos“: Die australische Stadt Toowoomba sagt dem Porno-Konsum den Kampf an. Der Initiator und Bürgermeister möchte über die Risiken der Sex-Filme aufklären.
Von PRO
Die australische Stadt Toowoomba möchte über die Gefahren von Pornokonsum aufklären

200 Männer aus der ostaustralischen Stadt Toowoomba haben der Pornografie abgeschworen. „Ich erkenne an, dass der Konsum von Pornografie die Ausbeutung von Frauen und die Gewalt gegen Frauen fördert, und er schädigt Familien“, heißt es in ihrer Erklärung. „Ich verpflichte mich, dass ich keinen Porno schaue und ich helfen werde, eine Stadt frei von Pornografie zu schaffen.“
Die Stadt mit rund 100.000 Einwohnern hat sich zu einer „Stadt frei von Pornos“ erklärt. Initiator ist der Bürgermeister Paul Antonio. Er möchte ein Zeichen setzen und spricht sich gegen Gewalt an Frauen aus. Antonio gibt im Interview mit dem Sender ABC zu, dass die zwei Sätze idealistisch seien. „Aber wir müssen die Reise mit einem Schritt beginnen.“ Der Fokus liege auf dem „wirklichen Wert echter Beziehungen. Pornografie hat darin keinen Platz“.
In der Stadt gibt es Sex-Shops, ein Bordell und einen Stripclub. Doch um die Personen, die diese Orte besuchen, gehe es bei der Aktion nicht. „Wir sprechen über die Menschen, die von Pornografie beeinflusst sind, und ihren Einfluss auf Beziehungen.“

Kein Platz für Pornos in gesunden Beziehungen

John Minz, der Vorsitzende der Organisation „Toowoomba Together“, die sich der Aufklärung über häusliche Gewalt widmet, sagt gegenüber ABC: „Wir fördern Werte wie Respekt, Toleranz und Verständnis.“ Dem stehe Pornografie entgegen. Seiner Meinung nach hat Pornografie in einer gesunden Beziehung keinen Platz.
Regelmäßiger Konsum von Pornografie habe Suchtpotenzial, sagte Nikolaus Franke, Jugendreferent beim Weißen Kreuz, in einem früheren Interview mit pro. Das wiederholte Anschauen könne die eigene sexuelle Zufriedenheit beeinflussen. Porno-Konsumenten geben in Studien seltener an, mit ihrem eigenen und dem Körper des Partners zufrieden zu sein, als Probanden, die keine Pornos schauten. Franke sagte: „Bei vielen Porno-Konsumenten ist zu beobachten: Je mehr man konsumiert, desto positiver bewertet man Pornografie, umso wahrscheinlicher hält man promiske Formen der Sexualität und umso eher ist man bereit, sie auszuprobieren.“
Studien dokumentieren, dass Jugendliche, je häufiger sie Internetpornos konsumieren, das Gezeigte für realistischer halten. Der regelmäßige Konsum kann auch ein negatives Frauenbild fördern und dazu führen, Frauen auf ein Objekt sexueller Begierde zu reduzieren. Pornokonsum könne ein Faktor sein, der die Hemmschwelle senkt, selbst zum Täter sexueller Gewalt zu werden, warnen Experten.
Der Vorsitzende der ortsansässigen Organisation „Toowoomba Together“, Minz, sagt, die Kampagne sei nicht allein von religiösen Vertretern vorangebracht worden: „Es ist der Bürgermeister, es ist Toowoomba Together, es sind besorgte Eltern. Ich denke, wir sollte es über den religiösen Glauben hinaus betrachten.“

Kinder über Thema aufklären

Minz sieht es als ein „großes Problem“ an, wenn „die sehr eindeutige und demütigende und aggressive Pornografie“ online nur einen Klick entfernt ist. Die junge Generation sei die Zukunft. Deswegen hält er es für wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern über das Thema Pornografie sprechen. „Erklären Sie, dass es sie gibt, weil sie überall davon hören werden.“
Auch Jugendreferent Franke rät Eltern, den Kindern die Erstinformation zum Thema Pornografie zu geben, möglichst noch im Grundschulalter. Denn den ersten Kontakt damit haben Kinder in Deutschland durchschnittlich mit elf bis zwölf Jahren. Eltern könnten ihren Kindern etwa Folgendes sagen, erklärte Franke: „Es gibt im Internet Bilder von Sexualität, da schlafen zwei Menschen miteinander, die sind nackt und man kann das auch sehen. Das sind Bilder, die sind für Erwachsene gemacht, um damit Geld zu verdienen, weil man mit Sex viele Dinge verkaufen kann. Diese Bilder machen meist starke Gefühle, auch bei Kindern, und wenn du mal solche Bilder siehst und es starke Gefühle macht, sei nicht verunsichert. Komm zu mir, wir reden darüber, wir beten auch.“
Eltern sollten ihre Kinder darauf hinweisen, dass es nicht gut ist, sich diese Bilder anzuschauen, weil sich diese sonst im Kopf einprägten, und es besser sei, „eine eigene sexuelle Liebe und romantische Geschichte zu haben“. Wichtig sei auch, zu erklären, dass Pornos für einen Markt gemacht worden sind. Die Kinder hielten die Filme dann auch für weniger realistisch.

Wie realistisch ist eine „porno-frei Stadt“?

Letitia Shelton, die Frauen-Präsidentin der Stadt Toowoomba, hofft auf einen Erfolg der Kampagne, auch wenn jedermann heute im Internet schnell an Pornos kommt. „Ich nehme eine Menge Hoffnung aus den Anti-Raucher-Kampagnen.“ In 50 Jahren seien Anti-Raucher-Kampagnen in der Lage gewesen, die Gefahren des Rauchens hervorzuheben. „Sie haben es nicht ausgerottet, aber es wird viel weniger geraucht.“
Auch wenn nicht jeder in der Stadt Nein zu Pornografie sagen wird, wünscht sie sich, dass die Konsumenten realisieren, „welchen Schaden sie einer Gemeinschaft antun kann, und was Pornografie einem Leben tut.“ (pro)Alles auf Porno (pro)
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