„Durch meine Reise habe ich beten gelernt“, sagt Christopher Schacht. Mit 19 Jahren war er aufgebrochen in die weite Welt, mit nur 50 Euro in der Tasche und ohne konkreten Plan. Vier Jahre dauerte die große Freiheit. Aus seinen Erlebnissen hat Christopher Schacht ein Buch mit vielen bunten Bildern gemacht. Wer den blonden jungen Mann auf Selfies strahlend vor weißen Traumstränden oder auf wolkenumwobenen Berggipfeln sieht, bekommt Fernweh. Doch auch brenzlige Situationen beschreibt das Buch, so wie die Schifffahrt in einer Sturmfront auf dem Meer vor Südkorea. Oder den Aufenthalt in einer pakistanischen Polizeistation, wo er zu seinem Erschrecken ein blutverschmiertes Attentatsauto zu Gesicht bekam. Die Nähe Gottes hat Schacht an vielen Stellen erfahren. „Ich habe oft gemerkt, dass ich mein Leben nicht selbst in der Hand habe, sondern dass ich es an Gott weitergeben muss, und habe erlebt, dass er gut damit umgegangen ist“, schildert er im Gespräch mit pro.
Dabei hatte der Sohn eines evangelischen Pfarrers vor seiner Reise nicht viel mit Glauben am Hut. „Ich bin in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, es war aber für mich so ein bisschen ein Second-Hand-Glaube“, erklärt der 24-Jährige. „Ich fand das eigentlich eher langweilig, in den Gottesdienst zu gehen, gebetet habe ich aus einem Pflichtgefühl heraus.“ Dass Not beten lehrt, stellt er auf seiner Reise mehrfach fest, außerdem, dass Gebet wirkt. „Auf den philippinischen Inseln habe ich ein Boot in Richtung Korea oder Japan gesucht. Es gibt jährlich etwa fünf Boote, die dahin fahren. Die wenigsten können noch eine zusätzliche Person gebrauchen, aber ich habe gebetet und bin einen Tag später auf so einer Jacht untergekommen. Wenn man sich vorstellt, wie klein diese Wahrscheinlichkeit ist, dann ist man schon verblüfft, wie effektiv Gebet ist.“
Als reine Gnade bezeichnet Schacht diese Hilfe Gottes. Heute studiert er Theologie am Theologischen Seminar im hessischen Beröa, also der Ausbildungsstätte des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden. „Aus Dankbarkeit“ habe er angefangen, sich mehr mit dem Glauben zu beschäftigen. Er las die Bibel, fing Feuer und war in drei Monaten durch. „Je mehr ich über Jesus gelesen, ihn durch die Bibel kennengelernt und im Gebet Zeit mit ihm verbracht habe, desto unglaublichere Erfahrungen habe ich gemacht“, erzählt er. Im Dschungel des Orinoco-Deltas im Osten Venezuelas lernte er Missionare kennen, die ihn mit zu den Ureinwohnern nahmen. Schacht stellte ihnen viele Fragen, auch zu vermeintlichen Widersprüchen in der Bibel. „Irgendwann hat mich einer der Pastoren gefragt: ‚Christopher, möchtest du mal probieren, jeden Tag Jesus weiter in dein Leben zu lassen?‘“
Damit begann eine Zeit noch intensiveren Bibellesens, manchmal sechs bis acht Stunden täglich, erinnert sich der junge Mann. „Innerhalb der nächsten anderthalb, zwei Monate kam ich von einem Bisher-einfach-nur-auf-der-Suche zu dem Punkt, wo ich wusste: Jetzt bin ich ein neuer Mensch in Jesus“, sagt er und beschreibt den Unterschied so: „Ich habe vorher viel über Jesus gewusst, aber ich habe ihn nicht gekannt.“ Noch vielen anderen Christen begegnete Schacht auf seiner Reise. „Wir waren sofort auf einer Wellenlänge, weil wir den Heiligen Geist hatten, der uns verbunden hat. Menschen haben mich zu sich nach Hause genommen, wir hatten Gemeinschaft und sie haben selbstlos mit mir geteilt, was sie hatten.“
Unglaubliche Momente mit Gott
Sein Buch ist vor allem ein Reisebericht, gefüllt mit vielen Erlebnissen und Begegnungen, aber immer wieder auch mit Hinweisen auf seinen Weg zum Glauben. Im Fazit bezeichnet der Autor seine Weltreise als Lebensschule, die sich in jeder Hinsicht gelohnt habe. Nach dem Abenteuer muss sich nun der neuentdeckte Glaube im Alltag bewähren. Den Weg mit Gott beschreibt Schacht als ein Auf und Ab. „Es gibt Zeiten, da fällt einem das tägliche Bibellesen und Beten richtig leicht, man freut sich einfach darauf, endlich in die Gegenwart Gottes zu kommen. Und es gibt Zeiten, da ist man eher müde und kaputt, macht es aber trotzdem gerne, weil man die Erfahrung macht: ‚Sobald ich damit durch bin, wird es mir wieder besser gehen, das weiß ich.‘ Ich habe immer noch unglaubliche Momente mit Gott in meinem Alltag. Es ist mal mehr und mal weniger, aber ich weiß, dass ich Gott nicht spüren muss, und er ist trotzdem da.“
Trotz eines Stipendiums für Informatik hat er sich nach der Rückkehr für ein Theologiestudium entschieden. „Ich habe immer vor dem Rechner gesessen und programmiert. Aber diese große Leidenschaft, die ich damals hatte, hat sich unterwegs gewandelt. Ich habe eine noch größere Leidenschaft entdeckt, und das ist Gott“, berichtet er. „Zu erfahren, wie er mir ein neues Leben gegeben hat, hat meine Sichtweise auf das Leben komplett geändert. Ich dachte: ‚Hey, eigentlich möchte ich Dinge tun, die eine Ewigkeitsperspektive haben!‘ Es hat mir so viel Freude gemacht, die Vergebung Gottes zu erfahren und eine Beziehung mit ihm zu leben, dass ich glaube: Es gibt noch so viele Leute, die ordentlich was verpassen und denen man helfen könnte, das Gleiche zu entdecken.“
Als klassischen Pfarrer sieht er sich nach dem Studium eher nicht. Ihn begeistern die Alpha-Kurse, mit denen viele christliche Gemeinden Grundlagen des Glaubens vermitteln. Diese mitzugestalten könnte er sich vorstellen, außerdem hat er die Idee, die Fragen junger Menschen rund um Gott und den Glauben auf dem Videoportal YouTube zu beantworten. „Ich habe entdeckt, dass es auf viele wichtige Fragen des Glaubens dort bisher keine professionell gestalteten Antworten gibt. Dazu gehören Fragen wie: Warum lässt Gott Leid zu? Wie kann Jesus sagen, er sei der einzige Weg? Ist Gott nicht ein Egomane, der geliebt und gelobt werden will? Schlüssige Antworten darauf findet man als junger Mensch eben nicht bei YouTube, ich würde das gerne für viele dort zugänglich machen.“
An Schachts Seite ist inzwischen seine Ehefrau Michal, ebenfalls Christin und reisebegeistert. Die beiden lernten sich während der Weltreise kennen und lieben, erst nur schreibend, dann auch persönlich bei Michals Besuch in Indien. Die dunkelhaarige junge Frau sei „die größte Überraschung“ seiner Reise gewesen, schreibt Schacht im Buch. Den Heiratsantrag machte er ihr in Rom, umgeben von Kerzen und mit Kniefall. „Ich kann es kaum abwarten, mit dieser Frau als unschlagbares Team durch Dick und Dünn zu gehen“, formuliert er im Ausblick. „Normal“ werde ihr Leben wohl eher nicht aussehen. „Wir haben beide die große Leidenschaft, Deutschland für Gott und die Nächstenliebe zu begeistern, und viele Ideen und Ziele, wie wir das im Kleinen schon anfangen können. Wir haben so viel vor, es wird nicht langweilig! Das werden andere Abenteuer – nicht in der großen weiten Welt, aber hier in Deutschland.“
Von: Christina Bachmann