Die Entwicklungen werden überwiegend positive Auswirkungen haben; dies ist ein Fazit der Wissenschaftler, die versucht haben, bis ins Jahr 2020 zu blicken. Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung hat 250 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft und andere Personen um ihre Einschätzung der Zukunft befragt. In der zweistufigen, so genannten „Delphi“-Befragung wurden zwischen Mitte September und Ende Oktober 2005 insgesamt etwa 1.000 Personen einbezogen. Am Mittwoch präsentierten die Forscher ihre Ergebnisse in Karlsruhe.
Szenarien, nach denen wir bald alles per Internet erledigen und die Wohnung nicht mehr verlassen, halten die Experten für unwahrscheinlich. Internet und Computer werden unser alltägliches Leben demnach weniger verändern als häufig vermutet.
„Virtuelle Kontakte im Internet werden kaum reale ersetzen“, so die Studie. „Man wird sich vielleicht im Internet verabreden. Die tatsächliche Freizeitgestaltung aber findet auf dem Sportplatz und im Museum statt.“
Ähnliches gelte für den Bereich „Gesundheit“: Der Arzt-Patienten-Kontakt bleibt wichtig und kann nicht durch Maschinen ersetzt werden.
Auswirkungen haben die Informationstechnologien in Zukunft vor allem im Bereich Wissenschaft und in der Wirtschaft. Die Universitäten werden immer mehr vernetzt, Studenten werden Online-Prüfungen ablegen, und Forscher verwenden verstärkt Computer zur Simulation, lautet die Prognose. Die virtuelle Zusammenarbeit fördere die Effizienz, Kreativität und Innovationen in den Unternehmen. Eine Folge davon sei, dass für immer mehr einfache Arbeiten sehr gute Computer- und Internet-Kenntnisse erforderlich werden. Arbeitnehmer ohne diese Fähigkeiten könnten deshalb aus dem Arbeitsmarkt herausgedrängt werden.
Die Zukunftsforscher stellten verschiedene Thesen auf, denen sie am Ende eine Wahrscheinlichkeit zuordneten. „Durch Telearbeit unterstützte flexible Formen der Arbeitsorganisation sind sehr beliebt (Job Rotation, freie Mitarbeit etc.)“ – Diese These wird nach Experten-Meinung mit einer Wahrscheinlichkeit von 53 Prozent wahr werden.
Hingegen hat die Aussage: „Die private Kommunikation ist global: Für mehr als die Hälfte der Menschen sind ihre weltweiten Kontakte über das Internet wichtiger als Kontakte in ihrer näheren Umgebung“ nur eine Wahrscheinlichkeit von 35 Prozent. Die „Sozialkompetenz“ der Menschen steigt wegen der Vernetzung übers Internet demnach nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 28 Prozent.
Die Studie ist Teil des Projekts „Fazit“, eines vom Land Baden-Württemberg geförderten gemeinnützigen Forschungsprojektes für aktuelle und zukunftsorientierte Informations- und Medientechnologien und deren Nutzung.