Am Dienstag ist das Jahrbuch Religionsfreiheit, an dem auch die Deutsche Evangelische Allianz beteiligt ist, erschienen. Das Thema ist auch wegen der verfolgten Christin Asia Bibi, die derzeit in Pakistan festsitzt, hochaktuell, wie der Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), bei der Vorstellung am Dienstag sagte. „Wenn Asia Bibi nach Deutschland will, ist das ein klassischer Fall von politischem Asyl und wir sollten sie hier aufnehmen“, erklärte er in Berlin.
Schwer, an Bibi heranzukommen
Innerhalb der Unionsfraktion setzt sich der Stephanuskreis für Religionsfreiheit ein. Dessen Vorsitzender Heribert Hirte (CDU) erklärte, die deutsche Politik stehe im Kontakt mit dem pakistanischen Botschafter, warte aber noch auf dessen Rückmeldung zur Lage Bibis. Die Katholikin saß acht Jahre lang wegen angeblicher Gotteslästerung in der Todeszelle, wurde aber kürzlich freigesprochen. Seitdem protestieren radikale Muslime im Land. Bibi hält sich versteckt.
Tatsächlich sei die Lage vor Ort sehr heikel, sagte der Theologe und Menschenrechtsexperte Thomas Schirrmacher. Im Moment wisse niemand, wo Bibi sich aufhalte, nicht einmal ihr Anwalt, der sich mittlerweile in Frankfurt am Main befindet. Um aus Pakistan fliehen und eventuell nach Deutschland ausreisen zu können, müsste Bibi zunächst den Weg in die deutsche Botschaft finden. Es gebe Bedenken, dass radikale Kräfte die Einrichtung angreifen könnten, sollte sie dorthin gelangen. Aus dem Land heraus könne sie nur kommen, wenn die Regierung dem zustimme, sagte Schirrmacher. Derzeit wartet Bibi Medienberichten zufolge auf Ausreisepapiere.
Fluchtursachen eindämmen – Religionsfreiheit garantieren
So wie ihr ergehe es vielen Christen in Pakistan. Viele dächten über eine Flucht nach, sagte Schirrmacher. Martin Lessenthin, Sprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte, erklärte: „Dort, wo es Blasphemiegesetze gibt, werden Fluchtursachen geschaffen.“ Deshalb sei die deutsche Politik aufgerufen, in betroffenen Ländern Hilfe zu leisten, damit religiöser Extremismus nicht die Oberhand habe. Nur so könnten Verdrängung und Vertreibung verhindert werden. Denn Extremismus sorge letztlich auch dafür, dass mehr Flüchtlinge nach Deutschland kämen.
Grübel erklärte, die Verfolgung religiöser Menschen habe massiv zugenommen. Christen seien nach wie vor am stärksten betroffen. Ihre Religionsfreiheit werde einerseits durch staatliches Handeln eingeschränkt, etwa in China, und andererseits durch soziale Anfeindungen wie derzeit in Pakistan. Er ist sich sicher: „Religionen können den Unterschied zum Guten machen.“ Sie seien „unverzichtbar“, wenn es um Versöhnung gehe.
Von: Anna Lutz