Im Frühling 2019 war Asia Bibi von Pakistan nach Kanada zu ihrer Familie ausgereist, nachdem sie schon im Februar vom Vorwurf der Gotteslästerung endgültig freigesprochen worden war. Bibi war 2010 zum Tode verurteilt worden, weil sie den Propheten Mohammed beleidigt haben sollte. Nun hat die pakistanische Katholikin sich gegenüber dem britischen Telegraph erstmals über ihre Haft geäußert.
„Mein ganzes Leben hat gelitten, meine Kinder haben gelitten und dies hatte einen großen Einfluss auf mein Leben“, sagte Bibi in einer von mehreren Sprachaufnahmen, die sie als Antwort auf die Fragen des Telegraph schickte.
Bibi forderte außerdem eine Überprüfung des in Pakistan geltenden Blasphemie-Gesetzes. Es gebe viele Fälle, in denen die Angeklagten seit Jahren im Gefängnis säßen. Auch sie hätten das Recht auf ein faires Verfahren. „Ich fordere die ganze Welt auf, sich diesem Thema zu widmen.“ Das Blasphemie-Gesetz solle überprüft werden, wobei sichergestellt sein solle, dass „angemesse Untersuchungsmechanismen“ greifen, wenn es angewendet werde. „Wir sollten niemanden ohne Beweise für schuldig halten“, so die 54-Jährige.
Bundesregierung setzte sich für Freilassung ein
Die Zeit in der Haft beschrieb Bibi als schrecklich. „Manchmal war ich so enttäuscht und mutlos, dass ich mich fragte, ob ich das Gefängnis je verlassen würde oder nicht, was als nächstes passieren würde, ob ich mein ganzes Leben hier bleiben würde.“ Als ihre Töchter sie besucht hätten, habe sie nie geweint. „Aber als sie gegangen waren, weinte ich einsam vor Schmerz und Trauer.“
Asia Bibi wurde 2009 von zwei Musliminnen der Gotteslästerung bezichtigt. Mit ihnen hatte Bibi in Punjab für einen Grundbesitzer Falsabeeren gepflückt. Die beiden Frauen weigerten sich, aus einem Gefäß zu trinken, das Bibi berührt hatte. In der darauffolgenden Auseinandersetzung habe Bibi Mohammed beleidigt, so die beiden Frauen.
Neben anderen hatte sich auch die Bundesregierung intensiv um die Freilassung Bibis bemüht und ihr politisches Asyl angeboten.
Von: Nicolai Franz