Die Bewohner der „Fazenda da Esperanca“ (Hof der Hoffnung) bekommen ein Kontrastprogramm zu ihrem bisherigen Leben. Standen vorher Partys, Drogen und Alkohol auf der Agenda, sollen hier Gott und spirituelle Elemente den Entzug erleichtern. Die ARD zeigt die Einrichtung in einer 30-minütigen Dokumentation mit dem Titel „Gott statt Drogen“.
In einer familären Gemeinschaft möchte die christliche Suchthilfe Männern, Frauen und Jugendlichen einen Weg aus der Sucht ebnen. Gegründet von Franziskanern in Brasilien gibt es mittlerweile auch etliche Einrichtungen davon in Deutschland. Die Autoren des Films begleiten die beiden Protagonisten Rainer und Sebastian auf ihrem langen und schweren Weg des Entzugs.
Normalerweise dauert ein Aufenthalt dort zwölf Monate. Es herrschen strenge Regeln und die Bewohner nehmen an verpflichtenden Gebeten und Gottesdiensten teil. Die Dokumentation fragt anhand der Lebensgeschichte von zwei Protagonisten danach, ob der Glaube die innere Leere, die die Drogen hinterlassen haben, füllen kann: mit unterschiedlichem Ergebnis.
Eltern beklaut, um Drogen zu finanzieren
Der 17-jährige Rainer betont, dass er vor dem Aufenthalt auf der Fazenda nur noch egoistisch gewesen sei. Bevor er in die Einrichtung ins niedersächsische Freren einzog, hat er seine Eltern und Geschwister beklaut, und die Eheringe seiner Eltern verkauft, um sich seine Drogen zu finanzieren. Kirche kannte er nur durch den Religionsunterricht.
Hier in der Fazenda sind die Regeln streng, der Tagesablauf vorgegeben. Rainers Leben beginnt morgens um sechs Uhr mit einem Gebet und spirituellen Einheiten, in denen sich die Bewohner etwa Geschichten von Jesus aus dem Neuen Testament anschauen. Die Bewohner dürfen das Gelände nicht verlassen. Auch seine Familie darf ihn in den ersten drei Monaten nicht sehen. Es gibt keine Therapeuten und Psychologen. Die Betreuer wollen den Bewohnern helfen, ihren Selbstwert und eine Beziehung zu Gott und zum Glauben zu finden. Dies passiert mit Gottesdiensten, aber auch beim gemeinsamen Holzhacken.
Rainer lernt dort in den zwölf Monaten, Gott neu und den Menschen wieder zu vertrauen. Statt Partys und Drogen lernt er hier Nächstenliebe und geistliches Leben. Er möchte seine körperlichen und seelischen Kräfte sowie sein Selbstbewusstsein zurückgewinnen. Die Dokumentation verschweigt aber auch nicht seine Zweifel, die dabei aufkommen.
Radikaler Neuanfang möglich?
Heroinabhängig war der 36-jährige Sebastian aus München. Er ist zum zweiten Mal auf der Fazenda. Nach seinem ersten Aufenthalt hatte er einen Rückfall. Die Gründer der Fazenda sind davon überzeugt, dass Religion dabei helfen kann, eine Drogensucht zu bekämpfen. Hier sollen Betroffene einen radikalen Neuanfang wagen mit Hilfe eines klosterähnliches Lebens.
Während Sebastian auch seinen zweiten Aufenthalt nach acht Monaten abbricht, hält Rainer zwölf Monate durch. Beide haben auf der Fazenda viel gelernt und sind nicht mehr so impulsiv und aggressiv. Sebastian hat für sich begriffen, dass es nur wenig im Leben braucht, um glücklich zu sein. Auch Rainer geht verändert zurück ins Leben. Seinen Eltern möchte er etwas von seinem neu gewonnen Glauben weitergeben.
„Gott statt Drogen – Das Kloster der Ex-Junkies“, 17. März 2019, 17:30 Uhr, ARD
Von: Johannes Blöcher-Weil