ARD-Doku: Die „dunkle Seite“ der Katholischen Kirche
Klarheit und Transparenz über die „dunkle Seite in unserer Kirche“ hatte der katholische Bischof Stefan Ackermann bei der Aufarbeitung des Kindesmissbrauchs gefordert. Die Dokumentation „Das Schweigen der Männer - Die katholische Kirche und der Kindesmissbrauch“, die am Montag in der ARD gesendet wird, beleuchtet dieses Thema.
Stephan Ackermann ist als Bischof federführend für die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche verantwortlich
Die Autoren Sebastian Bellwinkel und Birgit Wärnke setzen sich mit der Aufarbeitung der Vorfälle intensiv auseinander. Laut Ankündigung des Senders schauen sie dabei hinter die Mauer des Schweigens. Sie fragen danach, wie ehrlich es die katholische Kirche mit der Aufarbeitung meint und wie frei die Wissenschaftler, die sich um die Aufarbeitung der Fälle kümmern, wirklich forschen können.
Vor lästigen Fragen schützen
Zu Wort kommen bekannte Katholiken, die auch die Verbindung von Priesteramt und Pflicht-Zölibat hinterfragen, aber auch Opfer. Der Berliner Sexualpsychologe Christoph Ahlers bilanziert, dass es in der Katholischen Kirche auffällig viele Geistliche mit „problematischer Sexualpräferenz“ gebe, auch weil das „Sexualitätsverbot“ eine Anziehungskraft auf Pädophile ausübe, die sich mit einer Kirchenkarriere vor lästigen Fragen schützen wollten. Selbst bei psychisch gesunden Priestern könne dies zu einer „seelischen Unterernährung“ führen.
Kritiker befürchten, dass die groß angekündigte wissenschaftliche Aufarbeitung nicht viel mehr als eine PR-Aktion der Bischöfe sei. Eine von der Kirche in Auftrag gegebene Studie über sexuelle Übergriffe durch katholische Geistliche hat ergeben, dass fünf bis zehn Prozent der Täter auf Kinder oder vorpubertäre Jugendliche fixiert seien – und widerspricht damit Ahlers. Der Hauptteil seien sogenannte Ersatzhandlungstäter, die sich aus Mangel an Kontakten zu Gleichaltrigen an Kindern vergehen.
Nicht bagatellisieren
Verschiedene Wissenschaftler kritisieren, dass der Besitz und Konsum von Kinderpornographie durch Geistliche von Wissenschaftlern im Dienste der Kirche bislang eher bagatellisiert und nicht als Warnsignal verstanden werde. Gerade der Konsum weise auf eine sehr wahrscheinliche pädophile Neigung hin. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode fordert, sofort zu reagieren, wenn sich ein Geistlicher kinderpornografisches Material verschaffe. Er sehe das Risiko, dass Männer den Priesterberuf wählen würden, weil sie ein problematisches Verhältnis zur eigenen Sexualität haben.
Die katholische Kirche schult zahlreiche Mitarbeiter in der Missbrauchsprävention. Die NDR-Recherchen für die Dokumentation haben ergeben, dass die katholischen Bischöfe auf ein Hilfsangebot für pädophile Kleriker, die noch nicht zu Tätern geworden sind, bislang nicht eingegangen sind. Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, bestätigte Gespräche mit dem Leiter eines Berliner Präventionsprojekts. In der Bischofskonferenz sei das Projekt allerdings bisher offiziell kein Thema gewesen.
Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Aufarbeitung sollen ab 2017 vorliegen. Die Sendung zum Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche wird am 16. März um 23.30 Uhr in der ARD ausgestrahlt. (pro)
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