App zur Unterstützung von bedrohten Juden

Anlässlich der Konflikte im Nahen Osten sieht sich die Jüdin Avitall Gerstetter vermehrt mit aggressivem Antisemitismus konfrontiert. Zum Schutz von jüdischen Bürgern und anderen bedrohten Gruppen hat sie nun eine App entwickelt.
Von Valerie Wolf
Antisemitische Einstellungen sind unter Muslimen mehr verbreitet als in der übrigen Bevölkerung

Nach der jüngsten Eskalation im Nahen Osten kam es auf Deutschlands Straßen vermehrt zu antisemitistischen Demonstrationen. Schockiert von der aggressiven Stimmung und dem Umfang dieser Proteste hat die jüdische Kantorin Avitall Gerstetter ein neues Projekt ins Leben gerufen: Mit der App „helpDavid“ will sie einen Beitrag dazu leisten, dass Juden in Überfallsituationen schneller geholfen werden kann. 

Vor allem die Enttäuschung durch die Politik habe sie dazu veranlasst, diese App zu entwickeln, erklärt Gerstetter gegenüber der Tageszeitung Die Welt. „Die tausendste Betroffenheitsrede von verantwortlichen Politikern (…) hilft kein Stück weiter.“ Auch die Machtlosigkeit der Polizei während der Proteste in Berlin habe sie zutiefst erschüttert. Erstmals habe sie sich gefragt, ob Deutschland noch ein Ort sei, an dem sie und ihre Familie angstfrei leben könnten. In einem an den Artikel angehängten Video erklärt Gerstetter: „Ich fühle keine Sicherheit mehr.“ 

Notruf an Polizei und Mit-Nutzer

Die „helpDavid“-App soll nun ganz praktisch helfen, dass Menschen in Notsituationen schneller Unterstützung bekommen. Befindet sich jemand in einer Notsituation, kann er den in der App integrierten SOS-Knopf aktivieren. Dieser leitet dann einen Notruf und eine Standortanzeige an die Polizei weiter. Außerdem bekommen auch andere App-Nutzer, die sich in der Nähe befinden, eine Meldung. Um den Vorfall dokumentieren zu können, wird zudem eine Audioaufzeichnung ausgelöst. 

Das Angebot ist jedoch nicht nur für Juden gedacht, betont Gerstetter. Es richte sich an alle Menschen, die sich bedroht fühlten. Ihr Wunsch sei es, dass sich auch Menschen beteiligten, die bereit seien, anderen bei Angriffen beizustehen. So könne man Menschen zusammenbringen und das Gefühl vermitteln: „Ich bin nicht allein.“ Der Start ist für den 17. Juni vorgesehen. Allerdings ist die App bisher weder im App Store noch bei Google Play erhältlich. 

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