Wenn am Dienstag um 18 Uhr mitteleuropäischer Zeit Barack Obama vereidigt wird, wird er seine rechte Hand auf die Bibel legen, auf die zuletzt im Jahr 1861 Präsident Abraham Lincoln seinen Schwur ablegte. Die Praxis, beim Schwur eine Hand auf die Bibel zu legen, ist nicht in der Verfassung festgelegt, folgt jedoch der Tradition. Am Morgen des Tages wird Obama an einem Gottesdienst in der St. John’s Episcopal Kirche teilnehmen.
Der Pastor der Saddleback Community Church, Rick Warren, wird das Eröffnungsgebet sprechen, noch vor der Vereidigung des Vizepräsidenten Joe Biden sprechen, also zwischen 11.30 und 12 Uhr Ortszeit. Reverend Joseph Lowery, ein afroamerikanischer Pastor, wird den Schlusssegen sprechen.
Multireligiöser Gottesdienst am Mittwoch
Am Mittwoch findet in der Nationalen Kathedrale in Washington ein Gottesdienst statt, an dem Vertreter mehrerer Religionen teilnehmen. Unter anderem soll Ingrid Mattson, Präsidentin der „Islamischen Gesellschaft Nordamerikas“, ein Gebet sprechen. Wie „Associated Press“ berichtet, liegen der Bundesanwaltschaft jedoch Indizien vor, die Verbindungen zwischen der muslimischen Gesellschaft und der Hamas nahelegen.
Mattson ist sei 2006 Professorin für Islamische Studien am Hartford Seminar im US-Bundesstaat Connecticut. Bereits während der Amtszeit von George W. Bush war sie Gast bei staatlichen Empfängen und traf ranghohe Beamte des Pentagon. Karen Hughes, eine Vertraute Bushs, nannte Mattson eine „wunderbare Leiterin und ein Vorbild für viele Menschen“.
Die Bundesanwaltschaft in Dallas legte 2007 Belege vor, nach denen die von ihr geführte „Islamische Gesellschaft Nordamerikas“ Verbindungen zur Hamas habe, die in den USA als Terror-Organisation eingestuft ist. Bislang wurden aber weder Mattson noch die Organisation angeklagt.
Eine Sprecherin des Komitees zur Amtseinführung Obamas, Linda Douglass, wollte sich zu dem Fall nicht äußern. Sie sagte am Samstagabend: „(Mattson) verfügt über ein weitgestreutes Ansehen in der Glaubensgemeinschaft.“
Verbindungen zur „Holy Land Foundation“
Die „Islamischen Gesellschaft Nordamerikas“ sei die größte Gemeinschaft des islamischen Mainstreams in den USA, sagt die Organisation über sich selbst. Mattson hatte bereits früher erklärt, die Gruppe rechtfertige keinen Terror. Gerichtsunterlagen zeigen, dass die Gesellschaft dem FBI religiöse Trainings angeboten hat. Außerdem soll sie Verbindungen zur „Holy Land Foundation“ haben. Diese Organisation und fünf ihrer ehemaligen Anführer wurden im November angeklagt, weil sie Millionen von Dollar an die Hamas weitergeleitet haben sollen.
Die „Islamische Gesellschaft Nordamerikas“ bemüht sich um die Anerkennung von muslimischen Predigern als Geistliche in Bundesgefängnissen. Mattson leitet ein entsprechendes Programm am Hartford Seminary, das Muslime zu Geistlichen in der US-Armee ausbildet. Sie half beim Erstellen eines Berichtes mit, der Vorschläge machen sollte, wie die USA Extremismus in der muslimischen Welt bekämpfen könne. (PRO)