Antony Flew war einer der vehementesten Vertreter einer darwinistischen, materialistischen Philosophie, welche die Existenz eines göttlichen Wesens ablehnt. Jahrzehntelang war er eine Ikone für Atheisten; seine bekannten Thesen bereiteten den Weg unter anderem für den Atheisten Richard Dawkins, der derzeit mit Büchern wie „Der Gotteswahn“ gegen Religion vorgeht. Flew vertrat in Büchern wie „God and Philosophy“ („Gott und Philosophie“) und „The Presumption of Atheism“ („Die Annahmen des Atheismus“) die These, dass man Atheist sein müsse, solange man keine hinreichenden Beweise für die Existenz eines Gottes habe. Offenbar ist er nun auf genügend Argumente gestoßen, die ihn am Atheismus zweifeln lassen.
Bereits 2004 sorgte der Philosoph aus Oxford für Aufsehen, als er in einem Interview bekannte, dass er nun doch an einen Gott glaube. Flew erklärte, er habe Gott „entdeckt“, nachdem er „den Belegen nachgegangen“ war. Dass es einen Gott gebe, der das Universum erschaffen hat, sei für ihn eine Frage der „empirischen Hinweise“, aus denen man philosophische Schlüsse ziehen könne.
Wie der berüchtigtste Atheist der Welt seine Meinung änderte
Der 84-Jährige hatte zunächst Japanisch und dann Philosophie und Geschichte studiert. Ab 1949 dozierte er Philosophie in Oxford. Danach war er 20 Jahre Professor an der Universität von Keele und bis 1983 an der Universität von Reading.
In seinem neuen Buch „There Is a God: How the World’s Most Notorious Atheist Changed His Mind“ („Es gibt einen Gott: Wie der berüchtigtste Atheist der Welt seine Meinung änderte“), das vor wenigen Tagen bei „HarperOne“ erschienen ist, berichtet Flew von seiner „Konversion“ vom Atheisten zum Deisten. Das Cover trägt sein Portrait – auf den Kopf gestellt.
Zwei Faktoren seien für ihn entscheidend gewesen, so Flew: „Der eine war mein wachsendes Verständnis für die Ansichten Albert Einsteins und anderer wichtiger Wissenschaftler, dass es eine Intelligenz geben müsse, die hinter all der Komplexität des physischen Universums steht. Der zweite Faktor war meine eigene Erkenntnis davon, dass die Komplexität selbst – die viel komplexer ist als das physische Universum – nur erklärt werden kann, wenn man eine intelligente Quelle annimmt.“
„Komplexes Leben kann nicht durch Zufall aus einer Ursuppe entstanden sein“
Ähnlich wie beim „Uhrmacher“-Gottesbild, das Philosophen des 18. Jahrhunderts entwarfen, hat Flews Gott dabei zunächst jedoch nicht viel mit dem Gott der Bibel zu tun. Vielmehr beschrieb er seinen Gott als „den Gott Aristoteles'“. Nur allmählich näherte sich Flew dem Gottesbild von Christen und Juden an. Er sagt: „Gott ist eine Person, aber nicht so eine Person, die man ansprechen kann. Sie ist das ultimative Sein, der Schöpfer des Universums.“
In einem Gespräch mit dem Theologen Benjamin Wiker sagte Flew: „Ich glaube, dass der Ursprung des Lebens und der Vermehrung nicht allein von einem biologischen Standpunkt aus erklärt werden kann, obwohl viele das versuchen. Mit jedem Jahr, in dem mehr über die Reichhaltigkeit und die integrierte Intelligenz des Lebens bekannt wird, desto weniger scheint es wahrscheinlich, dass aus einer chemischen Suppe wie durch Magie der genetische Code entstehen konnte.“ Sein Kollege Dawkins argumentiere, dass der Ursprung des Lebens auf einen „glücklichen Zufall“ zurückzuführen sei. „Wenn das sein bestes Argument ist, dann ist das Spiel zu Ende“, so Flew, dessen Vater Pastor in einer Methodisten-Gemeinde war.
Nachwievor besteht der Philosoph allerdings darauf, dass er Deist sei, aber kein Christ. Er lehne die Möglichkeit einer göttlichen Offenbarung weiter ab, beschäftige sich jedoch weiterhin mit ihnen, besonders mit der christlichen.