Zum Jahrestag des antisemitischen Anschlags auf eine Synagoge in Halle am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur sagte der EKD-Ratsvorsitzende: „Dass wir ausgerechnet in diesen Tagen wieder einen Anschlag vor einer Hamburger Synagoge erlebt haben, macht mich tief betroffen. (…) Dass es vermeintlich radikalisierte und fanatisierte Einzeltäter sind, darf uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit bis hinein in unsere demokratischen Institutionen wieder drohen, hoffähig zu werden.“ Die „jüdischen Geschwister“ feierten am Jom Kippur die Versöhnung mit Gott, und ausgerechnet an diesem Tag werde in unserer Gesellschaft „eine Chronik der Gewalt und des Hasses gegen Juden fortgeschrieben“. Bedford-Strohm mahnte, dass sich 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz nicht wieder Hass auf Juden ausbreiten dürfe. Das Attentat von Halle und der jüngste Angriff in Hamburg dürften keinen „Nährboden“ darstellen, „auf dem Gewalt gedeiht“.
Der Theologe betonte, dass Christen und Juden von der Barmherzigkeit Gottes und aus der Bereitschaft zu Versöhnung lebten. „Darum widerstehen wir jeder Form des Antisemitismus und sagen als Christen: Antisemitismus ist eine Sünde wider Gott.“
Es stimme ihn zudem traurig, wenn Synagogen in Deutschland bewacht werden und jüdische Menschen in Angst und Bedrohung leben müssten. Bedford-Strohm weiter: „Die Tür der Synagoge in Halle hat den Angriffen des Attentäters standgehalten. Gott sei Dank! Sie konnte aber das Blutvergießen nicht verhindern.“
Christen als Beauftragte für den Kampf gegen Antisemitismus
Der EKD-Antisemitismusbeauftragte Christian Staffa erklärte anlässlich des Jahrestages, polizeiliche Maßnahmen seien zwar wichtig, reichten aber bei weitem nicht aus, um antisemitischen Haltungen und Handlungen etwas entgegenzusetzen. Der Studienleiter für Demokratische Kultur und Kirche der Evangelischen Akademie zu Berlin nannte den derzeitigen Anstieg der Zahl antisemitischer Anschläge, Übergriffe und Beleidigungen in Deutschland „mehr als beunruhigend“.
Staffa appellierte an die „Verantwortung“ von Christen im Land und ermutigte sie dazu, zu „Beauftragten für den Kampf gegen Antisemitismus nach innen und außen“ zu werden. Der Weg dahin sei lang und von den Kirchen in der Vergangenheit oft verfehlt oder verweigert worden, gestand Staffa ein. Gleichwohl sei er theologisch wie auch politisch notwendig. Auch Staffa betonte: „Antisemitismus ist Gotteslästerung.“
Von: Jörn Schumacher