Im Zuge der „Pottermania“ hätten christliche Autoren in den USA vermehrt auch Science Fiction- und Fantasy-Romane veröffentlicht, berichtet Carsten Schmiester vom Norddeutschen Rundfunk. Denn der junge Zauberlehrling der britischen Erfolgsautorin Joanne K. Rowling, der die Menschen in weiten Teilen der Erde verzaubert hat, ist unter amerikanischen Christen längst nicht so populär, und so schreiben christliche Autoren selbst Fantasy-Bücher. In dem Land, wo die Bücher von Rowling in vielen Schulen und Bibliotheken auf dem Index stehen, seien vielmehr „die Anti-Potters“ auf dem Vormarsch, schreibt Schmiester, der für das ARD-Hörfunkstudio in Washington arbeitet.
Das Genre „Christliche Fantasy“ beschere amerikanischen Verlagen inzwischen Umsätze von rund 2,5 Milliarden Dollar pro Jahr. Tendenz weiter steigend. Als Beispiel nennt der ARD-Redakteur den amerikanischen Autor Wayne Batson, der die Fantasy-Trilogie „Die innere Tür“ geschrieben hat, bei der Kritiker Parallelen zur Johannes-Offenbarung sehen.
Christliche Fantasy: „Hogwarts light“
„Im Prinzip“, schreibt der ARD-Korrespondent, bestehe die christliche Fantasy aus „dem ganzen Drumherum der erfundenen Wunderwelten, aber immer mit Bösen, die richtig böse sind, mit richtig guten Guten, mit Helden, die weder zaubern noch fluchen und am Ende stets ohne Wenn und Aber triumphieren. ‚Hogwarts light‘, könnte man sagen.“ Dabei seien die Bücher „den strengen Moralvorstellungen und Bibelauslegungen vieler Amerikaner angepasst, die Zauberei strikt ablehnen und damit auch ‚Harry Potter'“.
Ein anderer christlicher Fantasy-Autor ist Chris Hopper. „Ich liebe es, von fernen Ländern zu träumen und von Helden, die so viel mehr leisten, als ich es kann“, schwärmt er. Aber da sei noch mehr: „Jesus selbst hat immer wieder Gleichnisse benutzt, um Dinge verständlich zu machen.“ Hopper: „Wir werden immer mehr dieser Gleichnisgeschichten sehen, die fest in der christlichen Ethik verwurzelt sind. Die Leute suchen nach etwas, an dem sie sich orientieren können. Fantasy ist da ideal, man kann ihnen etwas geben, ohne sie zu kränken oder zu verletzen.“
Waren es zunächst nur christliche Verlage, die Watsons und Hoppers Bücher druckten, steigen jetzt auch die großen Häuser ein, berichtet die „Washington Post“. „Die innere Tür“ und andere Werke verkaufen sich immer besser. Die Serie „Paradies der Fabeln“, geschrieben von Brandon Mull, einem Mormonen, hat es sogar bis auf die Kinderbücher-Bestsellerliste der „New York Times“ geschafft.
Das christliche Internet-Portal „Christian Newswire“ berichtete am Donnerstag von einem weiteren christlichen Fanatsy-Autor: A.R. Horvaths Buch „Fidelis“ ist das erste von sieben Büchern, in denen es nach Aussage des Autors um Hoffnung und Mut angesichts von Schmerz und Leiden geht. „Fidelis“ spielt in der Zukunft: ein Mann reist durch Amerika, das durch einen Nuklearschlag und Seuchen zerstört und zerrüttet ist. Auf seiner Reise nach Hause begegnen ihm Horror und Wunder gleichermaßen und dabei findet er gleichzeitig zu sich selbst. Sein Buch sei nicht speziell für Christen gedacht, sagt Horvath. Es sei vielmehr ein Essay darüber, was Menschsein bedeutet und was das Gute und das Böse im Menschen ist.
Es gehe ihm um den Einfluss von Autoren wie Rowling, C.S. Lewis und J.R.R. Tolkien, so Horvath: „Das Böse in ihren Welten ist real und es hat ernste Konsequenzen, wenn man sich darauf einlässt oder es ignoriert. In ihren Welten geht es nicht um ein ‚… und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende‘. Gute Menschen sterben und bleiben tot. Aber es gibt schlimmere Dinge als den Tod. Und es gibt Dinge, die stärker sind als der Tod.“
Harry Potter wie Jesus?
Daniel Radcliffe, der Darsteller von Harry Potter, verglich den Zauberer vor kurzem in einem Interview mit dem amerikanischen Magazin „Entertainment Weekly“ mit Jesus, wenn auch die Wahrnehmung betreffend. Auf die Frage nach dem großen Erfolg in den Ländern der Erde sagte Radcliffe: „Harry Potter ist auf eine gewisse Weise wie Jesus. (Pause). Oh, nein, hm, mein Gott, das ist jetzt wie ein typischer Beatles-Moment, oder? Was ich sagen will, ist, dass Jesus in den verschiedenen Ländern gesehen wird. Als sich etwa das Christentum in Afrika ausbreitete, beschrieben ihn die Menschen dort als schwarzen Mann.“
Der Interviewer von „Entertainment Weekly“ setzte nach: „Du bist so bescheiden, du bist ganz blass geworden, als du Harry Potter mit Jesus verglichen hast! Aber der Vergleich ist doch berechtigt: Harry wird in den Büchern wie ein Messias behandelt, und die Erzählungen handeln davon, wie Harry damit umgeht, von anderen Menschen verherrlicht zu werden.“ Der Schauspieler antwortete: „Für mich handeln die Bücher hauptsächlich von einem Verlust der Unschuld. Er ist irgendwie auf einer Mission, und er versucht, Gutes zu tun. Aber er fühlt, dass das Gute von ihm genommen wurde und er immer mehr wie Voldemort wird.“ Das Buch „Harry Potter and the Deathly Hallows“ erscheint in der Nacht zum Samstag um eine Minute nach Mitternacht britischer Zeit (1.01 Uhr deutsche Zeit).