Das Verfahren der Genom-Editierung klingt wie aus einem Science-Fiction-Film: Es ermöglicht, auf molekularer Ebene DNA zu verändern – ob von Pflanzen, Tieren oder Menschen. Eine Studie hat nun herausgefunden, dass die Skepsis von Amerikanern gegenüber der Anwendung von Genom-Chirurgie bei Babys groß ist – vor allem hängt sie aber davon ab, wofür das Verfahren genau genutzt wird.
So stellt die Studie des Instituts „Pew Research Center“ fest: 72 Prozent der Amerikaner halten Genom-Editierung bei Babys für angebracht, wenn dies der Behandlung eines Geburtsfehlers oder einer schweren Erbkrankheit dient. Immerhin noch 60 Prozent befürworten den Eingriff auch, wenn er das Risiko verringert, dass eine Krankheit, die im Erbgut angelegt ist, im Laufe des Lebens ausbricht. Wenn es allerdings darum geht, das Baby intelligenter zu machen, wählen 80 Prozent die gegenteilige Option. Hier treibe es die Gentechnik zu weit. Ethisch unvertretbar ist es für 65 Prozent der Amerikaner auch, wenn die Gen-Eingriffe zunächst an menschlichen Embryos getestet würden.
Religion ist entscheidender Faktor
Verschiedene demographische Faktoren haben einen Einfluss auf die Haltung zur Gentechnik. So sind etwa Frauen insgesamt skeptischer als Männer. Je höher außerdem der Wissensstand in Sachen Naturwissenschaften ist, desto positiver ist jemand tendenziell der Gentechnik gegenüber eingestellt.
Der größte Faktor ist aber die Religionszugehörigkeit. Die Studie teilt ihre Testpersonen auf einem Index in hohe, moderate und niedrige Religiosität ein – wer hoch punktet, geht etwa wöchentlich in die Kirche oder betet täglich.
Unter den „Hochreligiösen“ etwa befürworten „nur“ 57 Prozent den genetischen Eingriff zur Behandlung eines schweren Erbdefekts. 40 Prozent geht dies bereits zu weit. Unter den moderat Religiösen liegt das Verhältnis pro-contra bei 72 zu 27 Prozent (die verbleibenden ein Prozent sind unentschlossen), unter den wenig Religiösen gar bei 82 zu 18 Prozent.
Ähnlich verhält es sich bei den anderen beiden Fragen: Das Risiko von Krankheitsausbrüchen zu verringern, befürworten 46 Prozent der Hochreligiösen, bei den Moderaten sind es 58, bei den wenig Religiösen 73 Prozent. Die Intelligenz des Babys zu erhöhen, wird von 93 Prozent der Hochreligiösen klar abgelehnt, bei den anderen beiden Gruppen sind es je 82 und 72 Prozent. Die Hochreligiösen lehnen außerdem zu 87 Prozent das Testen an menschlichen Embryonen hab – das sind 22 Prozentpunkte mehr als im amerikaweiten Schnitt. Diese Ergebnisse sind unabhängig von sonstigen demographischen Faktoren wie Alter oder Geschlecht.
Protestanten skeptischer als Katholiken
Die religiöse Testgruppe lässt sich auch in verschiedene christliche Gruppen ausdifferenzieren – nichtchristliche Religionen hat die Studie nicht mit aufgenommen. Hier ist eine Mischung aus Konfession und Ethnizität entscheidend. Nimmt man die Frage nach den Embryonen-Tests zum Beispiel, so zeigt sich: 88 Prozent der weißen Evangelikalen lehnen diese ab. Unter den afroamerikanischen Protestanten sind es 72 Prozent, unter den weißen „Mainline“-Protestanten, also theologisch moderaten, immer noch 67 Prozent.
78 Prozent aller Protestanten lehnen die Embryonen-Tests ab – 13 Prozentpunkte mehr als bei der Gesamtbevölkerung Amerikas mit 65 Prozent. Unter Katholiken scheint man den Embryo-Tests gegenüber dagegen aufgeschlossener zu sein: „Nur“ 69 Prozent von ihnen lehnen sie ab. Damit liegen sie nur knapp über dem Schnitt der Gesamtbevölkerung. Unter den hispanoamerikanischen Katholiken sind es 73, unter den weißen 70 Prozent.
Neue Möglichkeiten kurbeln Debatte an
Diese Daten stimmen im Wesentlichen mit verwandten Studien überein, die das Institut 2014 und 2016 durchgeführt hatte. Der Grund für die intensive Forschung: Vor einigen Jahren ist ein neues Verfahren zur Bearbeitung von DNA, genannt Crispr/Cas9, entdeckt worden. Es ist gewissermaßen ein genetisches Schneiderwerkzeug und macht den Eingriff auch in menschliche DNA einfach und flexibel wie nie. Das Verfahren hat darum die gesellschaftliche Debatte stark angekurbelt.