Die Geschichten um König David im frühen Israel sind eigentlich wie gemacht für eine Action-Serie. Nun startete weltweit – und damit auch in Deutschland – die achtteilige Serie „Das Haus Davids“. Wir schreiben das 1.000 vor Christus, König Saul hat mehr seine eigene Macht im Blick als den Sinn und den Willen Gottes. Auf das Wort des Richters Samuel hält er nicht viel. „Das Zeitalter der Richter ist vorbei. Das ist das Zeitalter der Könige“, ist er überzeugt.
David hingegen ist nicht als der große, bekannte König geboren, als den die Menschheit ihn in Erinnerung haben wird. Er ist Hirtenjunge, und entsprechend sieht seine Zukunftsperspektive aus, und entsprechend ist sein Ansehen im Dorf und in der eigenen Familie.
Die ersten drei Folgen der Serie sind seit dieser Woche online zu sehen. Die restlichen Folgen werden ab dem 6. März 2025 wöchentlich veröffentlicht. Die Staffel endet mit der Doppelfolge „David und Goliat”. Doch schon zu Beginn der ersten Folge kann man einen ersten Blick erhaschen auf den riesigen Goliat, dem sich der jugendliche David entgegenstellt.
Zu Beginn jeder Folge weist ein Text darauf hin, dass nicht alles in dieser Serie exakt so in der Bibel steht. Man habe sich eine gewisse Freiheit genommen, die Geschichten auszuschmücken. Doch auch so erscheint die Serie wie ein kleiner Zeitsprung ins alte Israel. „Ja, so in etwa könnte es gewesen sein“, dürfte der eine oder andere Bibelleser feststellen, der sich David und seine Harfe, Goliat oder die blutigen Kämpfe gegen die Amalekiter versucht hat vorzustellen. Das funktioniert hier ähnlich gut wie schon in der erfolgreichen Serie „The Chosen“ über Jesus.
Dass etwa die alten Geschichten von Mose am Feuer den jüngeren Generationen weitererzählt wurden – als das damalige abendliche Fernsehprogramm –, stellt die Serie schön dar. Auch warum David eine so emotionale Beziehung zu seiner Harfe und zur Musik gehabt haben könnte, deutet sie an. Man sieht David dabei, wie er (auf Hebräisch) eines seiner Lieder mit seiner Harfe singt, die selbst 2.000 Jahre später als „Psalmen“ weltweit bekannt wurden. Es entsteht eine glaubwürdige, ganzheitliche Person, die wirklich so gelebt haben könnte.
Samuel erscheint ein bisschen wie Gandalf aus „Herr der Ringe“. Aber tatsächlich ähneln sich ja ein wenig auch ihre Rollen, als Berater ihrer jeweiligen Herrscher. Nur, dass es deutlich wahrscheinlicher ist, dass Samuel gelebt hat, im Gegensatz zum Weißen Magier von J.R.R. Tolkien.
Die Bibel wie gemacht für Fantasy-ähnliches Epos
Die Bibel sprühe nur so vor mystischen Geschichten, Personen und Szenen, die verfilmt werden wollen, sagte der Regisseur der Serie, Jon Erwin, in einem Interview mit dem Weblog „Thoughts and Spoilers“. „Saul beschwört mit der Hexe von Endor den Geist von Samuel. Das steht so in der Bibel“, sagt Erwin, der unter anderem christliche Filme wie „I Still Believe“, „I Can Only Imagine“ und „American Underdog“ zu verantworten hat. „Das kam mir immer vor wie ‚die andere Seite‘ (The Upside Down) in der Serie ‚Stranger Things‘. Ebenso kommen die Riesen, die Nephilim, immer wieder in der Bibel vor. Es gibt Priester, die fast ein wenig wie Gandalf in ‚Der Herr der Ringe‘ sind. Warum hat all das noch niemand herausgearbeitet? Für einen Geschichtenerzähler sind all diese Elemente einfach nur cool.“
Erwin sagte zudem, Amazon habe den Produzenten von „Das Haus Davids“ völlige Freiheit beim Gestalten des Inhalts gegeben. „Das ist ein echtes Wunder“, sagte der Regisseur. Sie hätten versucht, so nah an der Bibel zu bleiben wie möglich – gleichzeitig sei es aber eine Fernsehserie, die auch unterhalten solle. „Meine Hoffnung ist, dass die Menschen nach dem Anschauen Lust bekommen, selbst einmal wieder in der Bibel zu lesen“, sagte der Regisseur.
Die erste Hälfte des Lebens Davids sei der „klassische Weg eines Helden“: „Ein Junge, der ausgewählt wird, König zu werden, in einer Nation, in der es bereits einen König gab.“ Der Mittelteil von Davids Leben sei eher wie „Robin Hood“: „David mit seinen starken Jungs, er flüchtet vor Saul und so weiter.“ Der letzte Teil gleiche einer griechischen Tragödie. „Alles zusammen ist die Geschichte wie eine Odyssee“, so Erwin.
Mit dem Produzenten von „The Chosen“, Dallas Jenkins, überlege er gemeinsam bereits seit mehreren Jahren, die komplette Bibel in dieser Art zu verfilmen. Manchmal stecke allein in einem einzigen Satz der Bibel fast eine eigene Serienfolge. Als Beispiel nennt Erwin: „Die Brüder von Goliath rächen sich.“ Erwin: „Solche Sätze überliest man schnell, aber der steht so in der Bibel!“
„Das Haus Davids“ ist extrem gut umgesetzt, dramatisch, unterhaltsam, auf dem Stand der Zeit und mit guten Schauspielern. Sogar die deutsche Synchronisation ist gut gelungen. Wer noch keinen hat: Ja, es lohnt sich, sich allein für diese Serie einen „Prime“-Zugang zu besorgen.
„Das Haus Davids”, Serie, Amazon Prime, acht Folgen je 55 Minuten, ab 12 Jahre