Als das Fernsehen vielfältig wurde

30 Jahre Privatfernsehen in Deutschland – das bedeutet viel Lautes und Skurriles, aber auch einige hochwertige Unterhaltungs- und Informationsprogramme. Shows wie "Tutti frutti" wurden wieder abgesetzt, "RTL Aktuell" hat sich zu einer der quotenstärksten Nachrichtensendungen entwickelt. Eine Bilanz.
Von PRO

Am kommenden Montag ist es genau 30 Jahre her, dass mit der Unterzeichnung eines ersten Versuchsprojektes in Ludwigshafen ein entscheidender Schritt zum Start des Privatfernsehens gegangen wurde. Das Pilotprojekt der "Anstalt für Kabelkommunikation", Vorläufer des heutigen Sat.1, sendete dann ab dem 1. Januar 1984 eineinhalb Stunden Nachrichten, Showeinlagen örtlicher Künstler sowie täglich 20 Stunden "Bildschirmzeitung". Einen Tag später ging RTL plus (heute RTL) auf Sendung.

Die deutsche Fernsehlandschaft wurde durch die neuen Programme schnell bunter, lauter und kurioser. Spielshows wie "Tutti frutti" und "Alles Nichts Oder?!" prägten das Image der Privatsender. Die Macher schienen sich selbst und die Welt nicht so ernst zu nehmen wie ihre öffentlich-rechtlichen Kollegen. Und doch wurden auch achtbare journalistische Formate und Persönlichkeiten im Privatfunk "geboren": Peter Kloeppel begann seine Karriere 1985 bei RTL plus, und ist heute Chefredakteur des Senders. Seine Nachrichtensendung "RTL Aktuell" hat deutlich mehr Zuschauer als die "heute"-Nachrichten im ZDF und bereitet Politik und Wirtschaft für eine junge Zielgruppe verständlich auf.

Mehr Mediendemokratie und gute US-Serien

Wer heute über eine Satellitenschüssel oder einen Kabelanschluss verfügt, dem stehen oft Hunderte von Sendern zur Auswahl. Neben Unterhaltungskanälen tragen internationale Nachrichtensender wie CNN zur Informationsvielfalt bei. Christliche Programme wie Bibel TV, ERF Eins oder der God Channel machen das Evangelium für jeden TV-Haushalt empfangbar. Die Vielfalt hat natürlich ihre Schattenseiten – vor allem in Form von Erotik- und Esoteriksendern.

Über den Privatfunk wird in Deutschland gerne diskutiert und gestritten – zum Beispiel über Kuppelshows wie "Bauer sucht Frau" oder "Auf Brautschau im Ausland" (mehr darüber in der nächsten Ausgabe des Christlichen Medienmagazins pro). Wird hier die Menschenwürde verletzt? Auch bei Scripted-Reality-Formaten, in denen Laiendarsteller  Familienkonflikte nachspielen, bekleckern sich die Fernsehmacher nicht gerade mit Ruhm. Wer sich jedoch gezielt auf die Suche nach guten Inhalten begibt, wird im Privatfernsehen an manchen Tagen eher fündig als im öffentlich-rechtlichen Programm – die anspruchsvollen amerikanische Serien wie "Dr. House" oder "Emergency Room" waren über Jahre Zuschauermagnete für RTL und ProSieben.

Der Start des privaten Rundfunks in Deutschland war ein guter Schritt hin zu mehr Vielfalt und Mediendemokratie. Dieser Schritt war wichtig – auch, wenn er vielen Trash-Formaten den Weg zu einem breiten Publikum geebnet hat. (pro)

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