Impulse zum Danken und Beten setzte unter anderen Harald Bretschneider. Der sächsische Oberlandeskirchenrat i.R. hatte vor einem Vierteljahrhundert die Aktionen „Schwerter zu Pflugscharen“ und „Frieden schaffen ohne Waffen“ mit initiiert und zählt zu den Wegbereitern der friedlichen Revolution. Unter dem biblischen Motto „Schwerter zu Pflugscharen“ hatte sich in der Nikolaikirche Leipzig ein regelmäßiges offenes Montagsgebet entwickelt, das zur Keimzelle der Montagsdemonstrationen vom Herbst 1989 wurde.
Bretschneider formulierte zehn Thesen zur Geschichte und Bedeutung der friedlichen Revolution. So sei diese nicht „vom Himmel gefallen“. Vielmehr habe es einen langen Vorlauf gegeben: „Verkündigung weckte verbindlichen Glauben, dieser führte zu ethischen Konsequenzen im Leben der Menschen und […] zu Zivilcourage“, erklärte Bretschneider. Im Zentrum habe der Mut der Bürger gestanden, gegen Unfreiheit und Willkür zu protestieren. „Gott sei Dank kam es zu einem Aufbruch ohne Gewalt aus der Mitte unseres Volkes“, sagte der frühere Oberlandeskrichenrat. Die Kirchen hätten den dafür nötigen „Schutzraum“ geboten. Sie seien keine „bestechlichen Institutionen“ gewesen, „auch wenn es in ihr ungeheuer menschelte“. Dennoch sei die Revolution nicht planbar gewesen, sondern ein „Geschenk von Gottes Güte“. Als „Moralkapital“ bezeichnete Bretschneider die Zehn Gebote und die Bergpredigt. Sie machten auf Ungerechtigkeiten in der Welt aufmerksam. Als Beispiel nannte Bretschneider die Frage, wie Waffenexporte zu bewerten seien.