Martina Kessler, Clearingbeauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz, versicherte gegenüber pro, dass es das Ziel ihrer Arbeit sei, Konflikte beizulegen. Allerdings seien der Stelle gegen geistlichen Missbrauch dann die Hände gebunden, wenn eine Partei der Beteiligten nicht mitarbeiten wolle. Jegliche Zusammenarbeit sei freiwillig.
Damit reagierte die Allianz auf Kritk, die in einem Beitrag des Deutschlandfunk laut geworden war. Demnach hatte sich ein bayerisches Ehepaar nach einem innergemeindlichen Streit über die Missionsstrategie ihrer freikirchlichen Gemeinde mehrfach an die 2014 eingerichtete Expertenkommission des evangelikalen Netzwerks gewandt. Zuvor hatte es die Methoden der Mission innerhalb ihrer Kirche als manipulativ kritisiert. Die Gemeindeleitung soll sich öffentlich gegen das Paar gestellt haben. Die Betroffenen sprechen von einer „Verleumdungskampagne“, beide traten schließlich aus der Gemeinde aus und empfinden sich als Opfer geistlichen Missbrauchs. Die Clearingstelle habe sie zwar angehört, darüber hinaus sei aber nichts geschehen. Im Beitrag kritisiert das Ehepaar dieses Vorgehen scharf. Die Experten der Allianz hätten den Schaden nur schlimmer gemacht, lautet ihr Vorwurf.
Für Martina Kessler geht diese Kritik ins Leere. Die Clearingstelle sei auf die Mitarbeit aller Parteien angewiesen. Probematisch sei dabei, dass viele Gemeinden und Verbände sich mit einer externen Beratung schwer täten. Andererseits erlebe sie häufig, dass Menschen, die sich an sie wendeten, aus einer Opferhaltung heraus ihren Willen durchsetzen wollten. Im Falle des Paares aus Bayern ist sie sich sicher: „Die in dem Beitrag vom Deutschlandfunk beschriebene Situation ist auf jeden Fall in ihrer Darstellung einseitig.“ Kessler ist psychologische Beraterin, Theologin und Autorin.
Von: Anna Lutz