Während der Corona-Krise ist vielen Menschen in Deutschland der Optimismus verloren gegangen. Das hat eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach ergeben. Demnach sehen nur noch 22 Prozent den kommenden Monaten hoffnungsvoll entgegen. Im vergangenen Jahr waren es noch 46 Prozent. Zudem fühle sich jeder Zweite (48 Prozent) schlechter als vor der Krise. Am schlimmsten sei die Tatsache, dass man nicht absehen könne, wie lange die Pandemie dauert. Angst vor einer Ansteckung hätten etwa 41 Prozent.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hatte die Studie in Auftrag gegeben. Befragt wurden 1.047 Menschen im Alter von 30 bis 59 Jahren. Diese Gruppe – auch „Generation Mitte“ gennant – stellt 70 Prozent der Erwerbstätigen und erwirtschaftet über 80 Prozent der steuerpflichtigen Einkünfte.
Die Mehrheit der Befragten gibt an, das Klima in der Gesellschaft habe sich stark verändert. Es gebe mehr Ängste und Verunsicherung. Auch die Aggressivität habe deutlich zugenommen, besonders gegenüber Polizisten und Rettungskräften. Jeder Zweite beobachte außerdem einen verstärkten Rückzug der Menschen ins Private.
Mehr Wertschätzung für vermeintlich Selbstverständliches
Zudem fühlten sich 61 Prozent der Befragten durch die Corona-Maßnahmen stark beziehungsweise sehr stark in ihrem Alltag eingeschränkt. Veränderungen, die sich dadurch ergeben hätten, seien: weniger Reisen, mehr Zeit mit der Familie und eine kritischere Auseinandersetzung mit den Medien. Außerdem gaben 54 Prozent an, viele Dinge, die man für selbstverständlich hielt, nun besser wertschätzen zu können. Diese Art der Wertschätzung möchten 53 Prozent auch nach der Krise beibehalten, ebenso die Zeit mit der Familie.
Fast jeder Zweite mache sich große Sorgen um die Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Weitere 26 Prozent machten sich sogar sehr große Sorgen. Die Schuld für die Pandemie sehen 46 Prozent in der Globalisierung. Für 41 Prozent sei die Pandemie zudem ein Beweis dafür, dass sie Globalisierung zu weit getrieben wurde.
Anrufe bei Telefonseelsorge nehmen zu
Bedingt durch die vermehrte Angst und Verunsicherung hat auch die Inanspruchnahme der Telefonseelsorge deutlich zugenommen. Der Vorstandssprecher der katholischen Konferenz für Telefonseelsorge, Michael Hillenkamp, konstatierte einen deutlichen Anstieg der Anrufe. Ganz zu Beginn der Pandemie sei das Gesprächsaufkommen fast 50 Prozent höher gewesen als vor der Pandemie. In nahezu allen Gesprächen sei Corona ein Thema gewesen. Rund 24 Prozent der Anrufer fühlten sich einsam, 16 Prozent verängstigt. Nach Ende des zweiten Lockdowns sei Corona nicht mehr das Hauptthema gewesen. Mittlerweile sei die Anzahl derer, die über Einsamkeit klagen, jedoch wieder gestiegen.
Von: Valerie Wolf