Noch 2011 war im kalifornischen Santa Monica die Weihnachtsgeschichte in einem öffentlichen Park aufgebaut – mit Krippe, Stroh und lebensgroßen Figuren von Maria und Josef. Die Krippenszene wurde von der katholischen St. Anne-Kirche gestiftet, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". In der Platzierung der Krippe auf einem städtischen Grundstück sahen atheistische Gruppen einen Verstoß gegen die in der Verfassung festgeschriebene Trennung von Kirche und Staat und zogen vor Gericht. Mit Erfolg: In diesem Jahr wurden die Figuren nicht ausgestellt, derzeit wird nach einem privaten Grundstück für den Aufbau der Krippenszene gesucht.
Fälle wie dieser sind in den USA keine Seltenheit: Seit Jahren tobt zur Weihnachtszeit ein Kulturkampf zwischen gläubigen Christen und entschlossenen Atheisten, die auch im Advent nicht mit christlichen Traditionen und Symbolen belästigt werden möchten. Am Times Square in New York hat der Verband Amerikanischer Atheisten in diesem Jahr eine große Werbefläche gemietet. Ihr Plakat zeigt einen lachenden Santa Claus mit dem Slogan "Keep the Merry!" (Behalte das Fröhliche). Darunter ist der gekreuzigte Jesus mit leidender Mine abgebildet, seine Darstellung trägt den Spruch: "Dump the Myth!" (Lade den Mythos ab).
Laut seiner Website kann der Verband verstehen, wenn sich Menschen dadurch beleidigt fühlen: "Wenn man einen lang gehegten Glauben hinterfragt, werden die betroffenen Personen beleidigt sein und in die Defensive gehen." Der Vorsitzende der "American Atheists", der laut "Spiegel Online" 2.200 Mitglieder vertritt, erklärte: "Du kannst fröhlich sein ohne den Mythos, und das solltest du auch!" Wer nicht an Gott glaube, solle keine Scheu davor haben, dies an den Feiertagen seiner Familie mitzuteilen.
"Die Linken wollen Weihnachten zerstören"
Ein weiteres Streitthema rund ums Fest ist die zugehörige Grußformel. In den vergangenen Jahren haben verschiedene Firmen ihre Mitarbeiter angewiesen, aus Gründen religiöser Neutralität statt "Merry Christmas" lieber "Happy Holidays" zu sagen. Das hat immer wieder zu Protesten und Boykottaufrufen geführt – wo an der Kasse nicht "Merry Christmas" gewünscht wird, sollen Christen nicht einkaufen. Das meint auch der konservative Radio- und Fernsehmoderator John Gibson: Er veröffentlichte 2006 das Buch "The War on Christmas" (Der Krieg gegen Weihnachten), Untertitel: "Der linke Plan, Weihnachten zu verbannen, ist schlimmer, als Sie denken".
Gibson moderierte bis 2008 ein Nachrichtenmagazin auf Fox News, wo sich heute sein Kollege Bill O’Reilly der Verteidigung des Weihnachtsfestes annimmt. Sein jüngster Fall: Der Gouverneur des Bundesstaates Rhode Island, Lincoln Chafee, hatte den "Christmas Tree" seines Büros in "Holiday Tree" umbenannt. Während Chafee erklärte, der Staat solle keine einzelne Religion bevorzugen, wetterte O’Reilly: "Ich will, dass unsere Traditionen respektiert werden." Die linksliberalen Satiriker Jon Stewart und Stephen Colbert parodieren mittlerweile wiederum in ihren TV-Shows O’Reillys Kampf für Weihnachten.
Das Weiße Haus in Washington positioniert sich bisher zwischen den Fronten: Der Weihnachtsschmuck der Präsidentenresidenz wird auf der offiziellen Homepage mal als "Holiday decorations", mal als "Christmas decorations" bezeichnet. (pro)