Afrikanische Forscherin: US-Kürzungen als Chance für Gesundheitswesen

Wichtige US-Hilfen für Afrika wurden gestoppt, Kliniken konnten plötzlich nicht mehr arbeiten – doch die ugandische Epidemiologin Catherine Kyobutungi sieht auch eine Chance: Afrika brauche ein neues Gesundheitssystem.
Catherine Kyobutungi schaut in die Kamera

Der Stopp der US-Hilfen von USAID könnte laut der Wissenschaftlerin Catherine Kyobutungi in Afrika notwendige Reformen im Gesundheitswesen anstoßen. „Viele Menschen hoffen, dass die Regierungen endlich aufwachen und das Richtige tun werden“, sagte die ugandische Epidemiologin dem epd. Das internationale Hilfssystem habe seit Langem Veränderungen gebraucht, denn die Finanzierungen hätten zu Abhängigkeiten geführt und dazu, dass die lokalen Politiker sich zurückgelehnt und darauf verlassen hätten, dass andere die Probleme der Bevölkerung lösen.

„Wären die Mittelkürzungen über einen Zeitraum von ein, zwei Jahren vorgenommen worden, wäre es gut gewesen“, sagte die Exekutivdirektorin des Gesundheits-Thinktanks African Population and Health Research Center in Kenia. „Aber es kam so abrupt, ohne Vorwarnung und ohne die geringste Ahnung, wie die Hilfe funktioniert.“

Mit den US-Hilfen wurde Kyobutungi zufolge eine Art paralleles Gesundheitssystem aufgebaut, das einen Großteil der Bekämpfung von Krankheiten wie Aids, Tuberkulose oder Malaria abgedeckt hat. „Es gibt von Hilfsgeldern finanzierte HIV-Kliniken mit gut ausgebildetem Personal, gut ausgerüsteten Laboren, ausreichend Medikamenten und es gibt das staatliche Gesundheitssystem, wo es all das nicht gibt.“ HIV-Patienten könnten zur Behandlung nicht einfach in ein staatliches Krankenhaus gehen. „Aber die spezialisierten Kliniken mussten vom einen auf den anderen Tag ihre Arbeit einstellen.“

Regierungen sollen Gelder besser nutzen

Mit Vorlauf hätte man diese meist von Hilfsorganisationen betriebenen Spezialkliniken in das staatliche System überführen können. „Selbst wenn die Regierungen einen Weg finden, die Programme am Laufen zu halten, bis dahin ist es für viele Menschen zu spät.“

Zugleich lässt die Wissenschaftlerin das Argument, die afrikanischen Länder seien zu arm, um ihre Gesundheitssysteme zu finanzieren, nur teilweise gelten. „Ja, sie haben nicht genug Geld und hohe Schulden.“ Viel Geld fließe aber in die Residenzen der Präsidenten, in Autos für Parlamentarier, in Fabriken oder Krankenhäuser, die es nicht gebe. „Wenn unsere Regierungen es ernst meinen würden mit der Gesundheitsversorgung, könnten sie das Geld dafür auftreiben.“

Die Behörden seien daran gewöhnt, Pläne zu machen, die dann von Hilfsorganisationen umgesetzt würden, sagte Kyobutungi. „Das hat dazu geführt, dass selbst das Gesundheitsministerium nicht das Gesundheitssystem als Ganzes sieht, sondern nur in Einzelprojekten denkt.“

„Ich glaube, wir können das schaffen mit dem Gesundheitssystem, wenn wir mit ähnlichen Mitteln die Priorität auf Vorbeugung und Grundversorgung legen“, äußerte sich die Uganderin optimistisch. Lokale Wissenschaftler und Beschäftigte im Gesundheitssystem könnten viel dazu beitragen. „Aber die Regierungen werden nicht aufwachen, wenn nicht die Bevölkerung sie unter Druck setzt.“ Das sei ein umfassender Prozess, für den es eine Übergangszeit gebraucht hätte. „Nun müssen wir ein neues Gesundheitssystem schaffen, während die Menschen sterben.“

epd
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