Ärzte ohne Grenzen unterstützt „United4Rescue“

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen ist dem kirchlichen Bündnis „United4Rescue" zur Rettung von Flüchtenden aus Seenot beigetreten. Wann das Rettungsschiff Sea-Watch 4 zu seiner ersten Mission ins Mittelmeer auslaufen wird, ist weiter unklar.
Von Norbert Schäfer
Sandra Bils, Gründungsmitglied von United4Rescue, bei der Online-Pressekonferenz

Die Hilfsorganisation für medizinische Nothilfe in Krisen- und Kriegsgebieten, Ärzte ohne Grenzen, ist dem kirchlichen Bündnis „United4Rescue“ zur Rettung von Flüchtenden aus Seenot beigetreten. Das haben Verantwortliche von United4Rescue und Ärzte ohne Grenzen auf einer Online-Pressekonferenz am Donnerstag bekannt gegeben.

Weil immer noch Menschen im Mittelmeer in Not gerieten, ohne dass die europäischen Staaten etwas dagegen unternähmen, soll das Schiff des Hilfsbündnisses, die Sea-Watch 4, Leben retten. Wann genau das ehemalige Forschungsschiff vom spanischen Burriana aus in Richtung der libyschen Küste auslaufen wird, konnten die Verantwortlichen am Donnerstag auf der Online-Pressekonferenz noch nicht sagen. Marie Naaß, Leiterin der politischen Öffentlichkeitsarbeit bei Sea-Watch, erklärte, dass noch Trainings der Crew abgeschlossen werden, logistische Aufgaben gelöst und „kleinteilige Arbeiten“ erledigt werden müssten. Den Angaben von Naaß zufolge soll der Krankenbereich von Ärzte ohne Grenzen „überarbeitet“ werden.

„Das zentrale Mittelmeer ist heute eine der tödlichsten Seegrenzen der Welt“, erklärte Oliver Behn, Operations Director bei Ärzte ohne Grenzen. Niemand dürfe in Verhältnisse zurückgezwungen werden, in denen Tod, Folter und Ausbeutung drohten. Seine Organisation werde auf der bevorstehenden Mission mit vier medizinischen Mitarbeitern an Bord zuständig sein für die ärztliche Versorgung der Geretteten. Zum Team gehört nach Behns Angaben auch ein Spezialist für humanitäre Fragen. Der soll besonders schutzbedürftige Personen, unter anderem traumatisierte Menschen und Opfer sexualisierter Gewalt, bereits an Bord indentifizieren. Behn erklärte, dass Flüchtlinge an Bord der Sea-Watch 4 auch auf Symptome von Covid-19 hin untersucht würden. In den Lagern und auf der Flucht sei an Hygiene zur Vermeidung einer Covid-19-Infektion nicht zu denken. Verdachtsfälle sollen dann bereits an Bord von den übrigen Passagieren isoliert werden. Eigenen Angaben zufolge wird Ärzte ohne Grenzen bis mindestens Ende des Jahres an Bord der Sea-Watch 4 für die medizinische Notfallversorgung zuständig sein und den Betrieb der Schiffsklinik verantworten.

DGB und World Vision helfen auch

Sandra Bils, Gründungsmitglied von United4Rescue, ging unter anderem auf Kritik an dem Projekt aus den Reihen von Kirchenmitgliedern ein. Ihrer Einschätzung zufolge habe es „viele kritische Stimmen“ gegeben, jedoch habe die Frage nach Alternativen die Kritiker weitestgehend verstummen lassen. Bils würdigte das breite gesellschaftliche Engagement für United4Rescue. Insgesamt engagieren sich eigenen Angaben zufolge mehr als 550 Institutionen, Vereine, Firmen und Organisationen, darunter der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), World Vision Deutschland, der Koordinierungsrat der Muslime und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), für das Projekt. Bils betonte bei der Pressekonferenz die Unterstützung durch einen Kondomhersteller, einen Milchbauern und einen Hersteller von Eiscreme. Dass die Europäische Union ihrer Verpflichtung zur Seenotrettung nicht nachkomme, bezeichnete Bils als ein „Armutszeugnis für Europa“.

Basis für die Gründung der Initiative „United4Rescue“ war eine Resolution des Evangelischen Kirchentages in Dortmund im Juni 2019. Kirchentagsbesucher hatten die Entsendung eines Rettungsschiffes der Evangelischen Kirche ins Mittelmeer gefordert, um Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Die EKD hatte daraufhin beschlossen, sich mit einem eigenen Schiff bei der Seenotrettung im Mittelmeer zu engagieren. Im November 2019 gründete sich der Verein „United4Rescue“ und erwarb mit Spenden für das Projekt ein Schiff. Das Bündnis United4Rescue hat sich eigenen Angaben zufolge die Unterstützung ziviler Seenotrettungsorganisationen zur Aufgabe gemacht.

Von: Norbert Schäfer

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