Archäologen der Israelischen Altertumsbehörde (IAA) haben in Südisrael die Überreste einer kleinen Burg freigelegt. Die Stätte liegt nahe dem Kibbutz Gal-On etwa 40 Kilometer südwestlich von Jerusalem. Für die Forscher ist das Gebäude Beleg für die Kämpfe der damaligen Volksgruppen im Land, wie sie die Bibel beschreibt. Am Dienstag wird die frühere Festung für Besucher geöffnet.
Errichtet haben die „Gal’on-Festung“ demnach die Ägypter vor 3.200 Jahren, als sie im ganzen Land Kanaan herrschten. Anlass war wahrscheinlich der Einfall der Philister im Westen, den es abzuwehren galt. Nach Angaben der Archäologen der IAA, Sa’ar Ganor und Itamar Weissbein, ist das ausgegrabene Bauwerk 18 Meter lang und 18 Meter breit, mit Türmen an den vier Ecken für einen Aussichtspunkt. Es stand in dem Gebiet zwischen der Philisterstadt Gat und der Kanaaniterstadt Lachisch.
Von der Burg ist eine riesige Türschwelle erhalten geblieben. Sie wurde aus einem einzigen, drei Tonnen schweren Stein gehauen. Im Inneren des Gebäuderestes befindet sich ein Hof mit Ziegelpflastern und Säulen, flankiert von Räumen. In diesen wurden Hunderte Steingutstücke entdeckt, einige davon ganz erhalten, darunter viele im ägyptischen Stil gefertigte Schalen. Eine Schale und ein Becher wurden wahrscheinlich für rituelle Zwecke verwendet, meinen die Archäologen.
Politische Umwälzungen
Die Zitadelle entstand an einer strategisch günstigen Stelle. Sie blickte auf die Hauptstraße entlang des Flusses Guvrin – eine Straße, die die Küste mit der judäischen Tiefebene verband. Auf dem Bergrücken haben sich die Israeliten niedergelassen, während die Philister die Küstenebene erobert hatten. Die Ankunft dieser Volksgruppen stellte damals eine neue politische Realität dar, mit der die Ägypter umgehen mussten.
Letztlich verließen die Ägypter das Land. Dabei gaben sie auch die Zitadelle auf. Das führte wohl zur Zerstörung der nun ungeschützten kanaanitischen Städte durch die Philister. Ähnliche Festungen wurden auch an anderen Stellen im Land gefunden. Sie bieten einen Einblick in die blutigen Territorialkämpfe zwischen den Völkern, wie sie auch in der Bibel dargestellt sind.
Ulrich W. Sahm / Daniel Frick