Ägyptische Rivalität: Salafisten gegen Muslimbrüder

Streit in Ägypten: Die größte Partei der Salafisten fühlt sich von Präsident Mohammed Mursi und der Muslimbruderschaft verraten. Derzeit reagieren die islamistischen Gruppen das Land gemeinsam.
Von PRO

Der Vorsitzender der Partei des Lichts, Junis Machiun, sagte am Freitagabend in einer Rede vor Besuchern einer Moschee in der Ortschaft Bir al-Abed auf der Sinai-Halbinsel: "Wir haben besprochen, wie alles laufen soll, in der Regierung und in den
Provinzen, aber dann haben sie uns ausgebootet."

Die Partei der Muslimbrüder war aus der Wahl zu dem inzwischen per Gerichtsbeschluss aufgelösten Parlament als stärkste Kraft hervorgegangen, erreichte aber nicht die Mehrheit. Die Salafisten hatten mit knapp 25 Prozent den zweiten Platz belegt.

Machiun betonte, Ziel seiner Partei sei nach wie vor die Umsetzung des islamischen Rechts, der Scharia, in Ägypten. Er sagte: "Die Muslimbrüder versuchen, unseren Ruf zu beschädigen, indem sie behaupten, wir hätten uns mit den Liberalen und Säkularen verbündet. Doch das ist eine Lüge. In Wirklichkeit sind sie es, die sich mit den Liberalen verbündet haben."

In Kairo kam es am Freitag zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und gewaltbereiten Demonstranten. Lokale Medien berichteten, die Beamten hätten Tränengas eingesetzt.

Menschenrechtsorganisationen hatten Ägypten in den vergangenen Wochen scharf kritisiert: "Reporter ohne Grenzen" erklärten die Muslimbrüder Anfang Mai zu "Feinden der Pressefreiheit". Sie hätten mithilfe ihrer Mehrheit im Parlament und ihrem Kandidaten Mohammed Mursi als Präsident die Herausgeber und Chefredakteure staatlicher Zeitungen ausgetauscht und sie durch Getreue ersetzt, hieß es. Der von Mursi ernannte Generalstaatsanwalt Talaat Abdullah überziehe kritische Journalisten mit Klagen wegen Verleumdung, Beleidigung des Präsidenten und Verunglimpfung des Islam. Ausländische Korrespondenten würden als Spione diffamiert, einheimische Kollegen mit Gewalt bedroht.

Erst vor wenigen Tagen teilte Amnesty International mit, nicht nur Nichtregierungsorganisationen (NGO) litten unter der Regierung, sondern auch viele Bevölkerungsgruppen. Die Gesetzgebung in Ägypten garantiere zwar offiziell Religionsfreiheit. Vor allem litten jedoch die Kopten im Land. Sicherheitskräften sei es bisher nicht gelungen, die Christen angemessen zu beschützen.(pro/dpa)

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