Bei Ausschreitungen in Alexandria seien am Donnerstagnachmittag zwei Menschen ums Leben gekommen, und 45 Menschen wurden verletzt, berichtete der Korrespondent der ARD in Kairo, Peter Steffe, am Donnerstagabend im Hessischen Rundfunk. Laut Steffe hatten sich „offenbar ganz normale ägyptische Bürger“ gegen die Islamisten gestellt, die eine koptische Kirche angreifen wollten. Die Menge habe gerufen: „Wir verteidigen mit unserem Blut und unserem Leben die koptischen Christen hier in Ägypten!“
In Luxor in Oberägypten seien Geschäfte von koptischen Christen angegriffen worden. Auch Schiffe auf dem Nil, die koptischen Christen gehören, wurden in Brand gesetzt und Wohnhäuser wurden angezündet, berichtet Steffe. „Es scheint so zu sein, dass die Muslimbrüder einen langfristigen Plan für den Tag X in der Schublade hatten, und dieser Tag war gestern, nämlich die Räumung der Protestlager.“
Auf die Frage, wie sich die Situation in Ägypten weiter entwickele, antwortet Steffe: „Jedenfalls wird es nicht friedlich verlaufen. Dafür braucht man keine Kristallkugel.“
„Freitag der Wut“
Nach den schwersten Ausschreitungen in Ägypten seit Beginn des „Arabischen Frühlings“ droht dem Land laut dpa die nächste Welle der Gewalt. Die Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi riefen zu neuen Protesten auf. Radikale Islamisten verkündeten einen „Freitag der Wut“.
Die landesweiten Kämpfe hatten sich an der gewaltsamen Räumung der zwei großen Protestlager der Mursi-Anhänger in Kairo entzündet. Die ägyptische Regierung gab die Zahl der Toten von Mittwoch mit 525 an. Neben den Toten sind 3.717 Verletzte zu beklagen. Allein bei der Räumung der Protestlager in Kairo kamen nach Regierungsangaben 289 Menschen ums Leben. Das Fernsehen berichtete, 84 Islamisten seien dem Militärstaatsanwalt übergeben worden. (pro)