Anne Rice, die am 4. Oktober 1941 in New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana geboren wurde, besuchte eine katholische Mädchenschule und wurde streng katholisch erzogen. In ihrer College-Zeit sagte sie sich vom Glauben los und wurde Atheistin. Sie schrieb Schauerromane über Vampire, Hexen und Werwölfe sowie erotische Romane. Ihr größter Erfolg war das Buch „Interview mit einem Vampir“, das 1994 mit den Hollywood-Stars Brad Pitt, Tom Cruise, Christian Slater, Kirsten Dunst und Antonio Banderas verfilmt wurde und sie selbst weltberühmt machte. Der Gruselfilm spielt in der okkulten Welt ihrer Heimatstadt New Orleans.
Im Jahr 1972 starb Rice‘ Tochter Michele im Alter von sechs Jahren an Leukämie. Mit „Interview mit einem Vampir“ habe sie ihrer Tochter ein Denkmal gesetzt, sagte die Autorin später. „Ich wusste es damals nicht, aber das Buch handelte nur von meiner Tochter, dem Verlust und davon, dass man weiterleben muss, auch wenn der Glaube zerschmettert ist“, sagte Rice. Es entstand ein ganzer Vampir-Zyklus, der sich weltweit millionenfach verkaufte. Es folgten Hexen-Sagen und Bücher über Mumien, Teufel und Engel.
Aus der Dunkelheit berufen – Ein spirituelles Bekenntnis
Im Jahr 2002 starb ihr Mann Stan, und Rice bekam selbst gesundheitliche Probleme. Zur Überraschung ihrer Fans bekannte sich die „Königin des Schauerromans“ öffentlich zum christlichen Glauben und teilte mit, nicht mehr über Vampire und Hexen schreiben zu wollen, sondern sich christlichen Themen zu widmen, sie wolle nun „Autorin für Christus“ sein. Obwohl sie den Gipfel von Wohlstand und Erfolg erreicht habe, habe sie sich unzufrieden gefühlt, sagte sie in Interviews.
In ihrer Autobiographie „Called out of Darkness – A spiritual Confession“ (Aus der Dunkelheit berufen – Ein spirituelles Bekenntnis) beschrieb sie, warum sie nach 38 Jahren in die katholische Kirche zurückkehrte: „Ich werde (Gott) nie wieder verlassen, unabhängig von den Skandalen und Streitereien seiner Kirche auf der Erde, und ich werde seine Kirche auch niemals wieder verlassen.“ Ihre Vampir-Bücher bezeichnete sie als Ausdruck der Suche nach Gott. 2007 und 2008 erschienen zwei Bücher ihrer Jesus Christus-Reihe. In „Rückkehr ins Heilige Land“ und „Die Straße nach Kanaa“ schildert sie die Jugend Jesu – anhand der Bibel und außerbiblischer, teils umstrittener Quellen. In einem Interview mit der Christian Post sagte sie: „Ich wollte ihn so darstellen, wie wir an ihn glauben, als Sohn Gottes, als Auferstandenen und als Menschen, der in einer komplexen und turbulenten Welt gelebt hat“
Gleichzeitig haderte sie oft mit der politischen Stoßrichtung mancher Christen in Amerika. Im Jahr 2010 schrieb sie in einem Eintrag bei Facebook: „Ich höre auf, ein Christ zu sein. Ich bin raus. Im Namen Christi, ich lehne es ab, anti-homosexuell zu sein, ich lehne es ab, anti-feministisch zu sein, ich lehne es ab, anti-künstliche-Geburtenkontrolle zu sein, ich lehne es ab, anti-demokratisch zu sein, ich lehne es ab, anti-säkularistisch und -humanistisch zu sein, ich lehne es ab, anti-wissenschaftlich zu sein. Im Namen … Christi, ich verlasse das Christentum und höre auf, Christ zu sein. Amen.“ Dennoch fühle sie sich Jesus Christus weiterhin verpflichtet.
In Interviews erklärte Rice, sie sei nach wie vor gläubige Christin, allerdings werte sie manche Fragen zu Politik und Gesellschaft anders als der Mainstream des christlichen Amerika. „Ich bin nicht Teil einer Gruppe, die so viele Dinge getan hat, um Homosexuelle zu verfolgen oder Frauen zu unterdrücken“, so Rice. Der Glaube sei nach wie vor der Kern ihres Lebens, aber sie wolle künftig vermeiden, dass die Kirche Jesus und sie entzweie.
Am Samstag verstarb Anne Rice im Alter von 80 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Ihr Sohn Christopher, der selbst Autor ist, teilte auf dem offiziellen Facebook-Account der Autorin und auf Twitter mit:
„Anne verließ uns fast 19 Jahre nach dem Tod meines Vaters, ihres Ehemanns Stan. Meine Mutter hat mich immer bedingungslos unterstützt. Sie lehrte mich, meine Träume zu verfolgen und die dunklen Stimmen der Furcht und Selbstzweifel zurückzuweisen.“
Er habe in ihren letzten Stunden bei ihr gesessen. „Anne hat uns so viel Hoffnung gegeben, nun kann sie aus erster Hand die wunderbaren Antworten erfahren auf so viele kosmische und spirituelle Fragen, die ihr ganzes Leben und ihre Karriere beeinflussten.“
Das Christliche Medienmagazin PRO hat Anne Rice in Ausgabe 1/2009 porträtiert. Die Ausgabe ist als PDF kostenfrei downloadbar.