Bereits vor dem offiziellen Ausscheiden aus dem Amt als Bundeskanzlerin wird Angela Merkel am Donnerstagabend im Bendlerblock von den Streitkräften verabschiedet. Mit dem „Großen Zapfenstreich“ vor dem Bundesverteidigungsministerium in Berlin ehrt die Bundeswehr die Kanzlerin mit dem höchsten militärischen Zeremoniell.
Der „Große Zapfenstreich“ folgt einem festgelegten Ablauf. Militärmusiker, bewaffnete Soldaten sowie Fackelträger begleiten die Militärzeremonie. Die zu ehrende Person kann in einem Programmteil, „Serenade“ genannt, bis zu vier Musikstücke frei wählen. Kanzlerin Merkel hat sich unter anderem einen Choral gewünscht. Neben „Großer Gott, wir loben dich“ werden dann am Donnerstag noch „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ und „Du hast den Farbfilm vergessen“ für die Kanzlerin erklingen.
Chanson, Punk und ein Choral
Der Chanson „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ aus dem Jahr 1968 galt als Erkennungslied der deutschen Schauspielerin und Chansonsängerin Hildegard Knef. Der Schlager „Du hast den Farbfilm vergessen“ erreichte mit Punk-Sängerin Nina Hagen Mitte der 1970er Jahre vordere Plätze in den Hitparaden der damaligen DDR.
Der Choral „Großer Gott wir loben dich“ gilt als eines der bekanntesten Kirchenlieder. Der Liedtext aus der Feder von Ignaz Franz aus dem Jahr 1771 orientiert sich am „Te deum“, einem feierlichen Lobgesang der Christen aus dem 4. Jahrhundert. Das Lied findet sich sowohl im Evangelischen Gesangbuch wie im Gotteslob der katholischen Bistümer in Deutschland. Die erste der insgesamt elf Strophen preist die Stärke und die Werke Gottes. Die letzte Strophe bittet um Erbarmen und die Güte Gottes.
„Mit ‚Großer Gott wir loben dich‘ wird Gutes und Wichtiges zum Ausdruck gebracht: Auch in der Politik tut es gut zu wissen, wie viel wir Gott verdanken und wie sehr er unserem Tun seinen Segen gibt“, erklärte der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg gegenüber PRO. Die Liedzeile „Dich Gott Vater auf dem Thron, loben Große, loben Kleine“ sei ihm an dieser Stelle besonders wichtig. „Sie bringt zum Ausdruck, dass vor Gott alle Menschen gleich sind und dass wir alle guten Grund haben, ihn zu loben“, sagte Felmberg. Etwas überrascht, aber auch gefreut habe ihn die Auswahl der beiden anderen Lieder. „Ich wünsche Frau Dr. Merkel, dass ihr sämtliche Wunder begegnen, auch neue, wie es Hildegard Knef singt, und dass sie sich fern von Altem neu entfalten kann.“
Wurzeln im 16. Jahrhundert
Der „Große Zapfenstreich“ als militärische Ehrenbezeugung ist aus dem Zapfenstreich der Landsknechte im 15. und 16. Jahrhundert hervorgegangen. Ein musikalisches Signal mit Trommel und Horn zeigte den Beginn der Nachtruhe im Lager an. Eine Erklärung des Begriffes ist, dass dabei im Quartier von einer Wache mit dem Säbel auf den Zapfen der Bierfässer geschlagen (gestrichen) wurde, um damit das Ende des Ausschankes zu bedeuten.
Vor dem eigentlichen „Großen Zapfenstreich“ sieht das Zeremoniell – im Fall der Ehrung einer Einzelperson – im Ablauf die sogenannte „Serenade“ vor. Die soll dem feierlichen Anlass eine individuelle Prägung, passend zur Person verleihen. Dass dabei auch geistliche Musikstücke Eingang finden, ist nicht unüblich. Helmut Kohl hatte bei seiner Verabschiedung als Bundeskanzler den Choral „Nun danket alle Gott“ gewählt. Die Bundespräsidenten Johannes Rau und Joachim Gauck wählten „Jesus bleibt meine Freude“ von Johann Sebastian Bach und „Ein feste Burg ist unser Gott“, nach einem Text von Martin Luther. Neben ranghohen Militärs haben nur der Bundespräsident, der Bundeskanzler und der Bundesverteidigungsminister Anspruch auf eine Verabschiedung durch einen „Großen Zapfenstreich“.
„Stilles Gebet“ in der Kritik
Der „Große Zapfenstreich“ in seiner heutigen Form geht auf den preußischen König Friedrich Wilhelm III. zurück. Während der Befreiungskriege 1813 ordnete der König an, dass beim Zapfenstreich das Gewehr zu präsentieren sei. Zudem sollte nach dem Willen des Monarchen ein „stilles Gebet“ und das Blasen eines Militärliedes die abendliche Zeremonie ergänzen. Welches Musikstück ursprünglich als Gebet gespielt wurde, ist nicht überliefert. Durchgesetzt hat sich das Musikstück „Ich bete an die Macht der Liebe“, das noch heute bei der Zeremonie gespielt wird. Der Liedtext aus dem Jahr 1750 stammt von dem pietistischen Prediger Gerhard Tersteegen.
Zuletzt hatte im Oktober eine Reihe Pfarrer Kritik am „Großen Zapfenstreich“ geübt, als die Bundeswehr die Soldaten des Afghanistaneinsatzes mit dem Zeremoniell geehrt hatte. Die Pfarrer hatten angeführt, dass die Zeremonie militärische Einsätze überhöhe und zudem durch den Programmteil des „stillen Gebetes“ Menschen ohne Religions- oder Kirchenzugehörigkeit ausgrenze. Die Theologen halten das für unvereinbar mit dem religiösen Neutralitätsgebot der Verfassung.
4 Antworten
Wir können nur unserem Gott danken, dass er uns 16 Jahre diese kluge, bescheidene und auch im Ausland hoch anerkannte Kanzlerin, Frau Dr. Merkel geschenkt hat.
Möge ihr ein wunderbarer Ruhestand beschieden sein, verdient hat sie es auf jeden Fall!
Sehr guter Bericht
D a n k e für diesen Bericht und die Darstellung. Frau Dr. Merkel hat für Ihre wahrhaft gute Leistung und ihr Auftreten und Verhalten in großer Bescheidenheit diese Würdigung verdient. Gottes reichen Segen für den Ruhestand.
Liebe Frau Lutz,
das Loblied auf Frau Merkel zu singen, ist Ihr gutes Recht. Viele Menschen in unserem Land bewerten die Politik von Frau Merkel etwas anders. So halten immerhin 24 Prozent der Deutschen laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov die Migration für eine größere Bedrohung als der Klimawandel und widersprechen damit dem Credo von Frau Merkel „Wir schaffen das.“ Die Entscheidung von Frau Merkel, die weltweit sichersten Atomkraftwerke nach und nach abzuschalten, hat nach Einschätzung von Fachleuten die Gefahr eines Blackout massiv erhöht. Dabei wird ungeniert für teures Geld Atomstrom im Ausland zugekauft. Die höchsten Energiepreise in Europa belasten die ärmeren Menschen in Deutschland stark. „Haben wir dann aber auch bitteschön die Tradition, mal wieder in den Gottesdienst zu gehen oder ein bisschen bibelfest zu sein oder vielleicht auch mal ein Bild in einer Kirche noch ein bisschen erklären zu können.“ ist eine bemerkenswerte Aussage von Frau Merkel zum Thema Glauben. Ein Zitat, wo sie Jesus Christus als Zentrum des christlichen Glaubens bekennt, ist mir nicht bekannt. Im Gegensatz zu Donald Trump, dem viel gescholtenen, mit einen klaren Bekenntnis zu Jesus Christus, dem Retter. Bitte mal anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=vjE1ZGtAGck