Politisch und fromm zum Abschied

Ökumene, Seenotrettung, sexualisierte Gewalt, Klima und die Pandemie – diese Themen sind für Kirchenchef Heinrich Bedford-Strohm besonders wichtig. Am Sonntagmittag hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Abschied Bilanz gezogen.
Von Anna Lutz
Heinrich Bedford-Strohm setzt sich für ein Seenotrettungsschiff im Mittelmeer ein, an dessen Kauf sich auch die Kirche beteiligen soll

„Wir sind noch nicht so weit gekommen, wie wir wollten“, erklärte Bedford-Strohm am Sonntagmittag selbstkritisch vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Gemeint war die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in den eigenen Reihen. „Ein Thema, das uns als EKD weiter intensiv beschäftigen muss und wird“, wie der scheidende Ratschef laut Redemanuskript erklärte. Am Montag wird es ein extra Tagesordnungspunkt der bis Mittwoch laufenden Synode sein, die aufgrund der steigenden Coronazahlen digital stattfindet.

Doch nicht nur dieses Thema war Bedford-Strohm in seiner Abschlussrede wichtig. Er hob die ökumenischen Impulse des Reformationsjubiläums hervor, aber auch die Gemeinschaft mit Juden und Muslimen. Letztere mache „immer wieder klar, dass Ereignisse wie die bestürzende Schändung einer evangelischen Kirche in Nordhausen nicht Ausdruck des Charakters des Islam ist, sondern seiner Pervertierung“, sagte der bayerische Landesbischof. Dankbar sei er auch für die wachsende Präsenz junger Menschen in der Kirche, allen voran der neu gewählten 25-jährige Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich.

Coronamaßnahmen legitim, Impfstoffverteilung nicht

„Was auf den ersten Blick nur als politische Diskussion erscheint, ist in Wirklichkeit ein Ringen um gelebten Glauben, um gelebte Liebe“, sagte er weiter und folgerte: „Deswegen hängt Frommsein und Politischsein so eng zusammen.“ Entsprechend politisch war auch sein Abschlussbericht. Bedford-Strohm forderte eine gerechte Verteilung des Corona-Impfstoffs weltweit und verteidigte bestimmte Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Pandemie: „Dass Geimpfte beziehungsweise Genesene, Getestete und Ungeimpfte je unterschiedlich behandelt werden, hat – jedenfalls, wenn sich nicht falsche Untertöne daruntermischen – nichts zu tun mit Ausgrenzung oder Diskriminierung, sondern es ist schlicht den je unterschiedlichen faktischen Risikolagen geschuldet. Wer sich gegen eine Impfung entscheidet, stellt nach der klaren wissenschaftlichen Erkenntnis ein deutlich höheres Risiko für andere dar.“ Deswegen, so Bedford-Strohm, sei es legitim, wenn der Staat durch entsprechende Maßnahmen andere schütze.

Klima, Seenotrettung und Gebet

Seine Kirche, aber auch die Politik, forderte er auf, neue Prioritäten beim Thema Klimaschutz zu setzen: „Wir haben hoffentlich verstanden, dass es um konkrete Menschenleben geht, die wir in der Zukunft opfern, wenn uns die notwendigen Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels heute zu teuer sind.“ Und auch die Seenotrettung im Mittelmeer, eines von Bedford-Strohms Herzensthemen, war Thema seines Abschlussberichts. Die Zustimmung zur Unterstützung der zivilen Seenotrettung durch die Kirche sei seiner Wahrnehmung nach deutlich gestiegen. Das durch die Kirche ins Leben gerufene Bündnis „United4Rescue“ habe derweil mitgeholfen, dass über 2.000 Menschenleben gerettet worden seien.

Verabschieden wollte Bedford-Strohm sich aber mit Worten, die wenig mit Politik zu tun hatten: „Ich werde für sie beten. So wie für mich gebetet worden ist und gebetet wird“, sagte der Ratsvorsitzende an seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin gerichtet. Die Wahl findet am Mittwochmorgen statt.

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4 Antworten

  1. Paulus schreibt über die Wahrheit Gottes und die Weisheit der Welt. Herr Bedford-Strohm tut sich leichter mit der menschlichen Wahrheit. Das Wort vom Kreuz und das Sühneopfer Jesu gehörten nicht zu seinen Lieblingsthemen. Mit dieser Wahrheit ist es schon nicht leicht, hier einen Kommentar genehmigt zu bekommen. Lieber Gruß Martin

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    1. Nein, Herr Dobat, Ihre Anmaßung, die göttliche Wahrheit zu vertreten, ist schlicht Blödsinn! Und Ihre „göttliche Wahrheit“ führt dazu, dass Sie in kranken Vorträgen behaupten, die Juden hätten den Holocaust verdient, weil sie Jesus ablehnten und es würde ihnen noch viel Schlimmeres zurecht blühen. Das ist verrückt, Herr Dobat und es ist zutiefst antichristlich …. und ich werde Sie immer wieder mit Ihren kranken Ansichten konfrontrieren….
      MfG

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      1. Danke Carvalho, danke Jürgen Mette,
        bei dem sachlichen Bericht von der Wahl von Anette Kurschus( vorher), wollte ich schon meinem Wunsch und meiner Hoffnung „Ausdruck verleihen“ : Bitte bei der neu gewählten Ratsvorsitzenden der EKD nicht wieder die scheinbar „geistlichen“ , vernichtenden Berichte ! Besser so, wie es Bedford—Strohm tut und weiter empfiehlt: „ für sie zu beten“!

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    2. Lieber Martin,
      in welcher Weisheit haben Sie diesen Kommentar verfasst? In der Wahrheit Gottes oder in ihrer „Weisheit der Welt“. Und was ist Ihr Lieblingsthema??

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