Als am 6. Januar 2021 Trump-Anhänger das Kapitol stürmten und fünf Menschen starben, trugen einige von ihnen Shirts und Jacken mit christlichen Aufschriften wie „Jesus saves“ oder „God Bless the USA“. In den Medien weltweit war unter anderen von christlichen Gruppierungen die Rede.
Welche Rolle diese „Religiöse Rechte“ für die Demokratie spielt, beleuchtet Annika Brockschmidt in ihrem Buch „Amerikas Gotteskrieger“. Brockschmidt ist freie Journalistin für Zeit Online und den Tagesspiegel. Studiert hat sie Geschichte, Germanistik und War und Conflict Studies und beobachtet die Religiöse Rechte in den USA schon einige Jahre.
Zu Beginn ihres 415-seitigen langen aber kurzweiligen Buches arbeitet sie eine Differenzierung von Gruppen der Religiösen Rechten heraus. Letztendlich bleibt es jedoch bei einem Versuch, denn Brockschmidt schert vielfältige und unterschiedliche Kreise über einen Kamm. Sie nennt Sammelbegriffe wie „christliche Nationalisten“ oder „Evangelikale“, die in ihren Augen Teil der Religiösen Rechten sind. Aber es bleibt vage, welche Christen genau mit der Bezeichnung gemeint oder nicht gemeint sind.
Rechtes Gedankengut hat Geschichte
Brockschmidt macht deutlich, dass rechtes Gedankengut in der Geschichte Amerikas, wie auch bei einigen Christen, historisch verankert ist. Oftmals werde Geschichtsrevisionismus betreiben, indem beispielsweise der Holocaust geleugnet werde. Die Religiöse Rechte deute und schreibe Geschichte so um, dass es in ihre Erzählungen passe. Ebenso beziehe sie sich auf die rassistische Idee einer Überlegenheit der Weißen, englisch „White Supremacy“.
Im ersten Teil des Buches zeigt Brockschmidt auf, dass Rassismus, aber auch das große Thema der Abtreibung und des Lebensschutzes, sowie die Islamkritik zur Tradition der Religiösen Rechten gehöre. Ihren Einfluss könnten sie dadurch verstärken, dass sich die rechten Christen in Netzwerken organisierten. Demzufolge könnten sie Druck auf die Legislative, Judikative und die Medien ausüben. Anhand der amerikanischen Waffenlobby (NRA) zeigt die Autorin, welchen Einfluss die Religiöse Rechte auf die Gesetzgebung hat, denn der Besitz einer Waffe sei in Amerika immer noch, auch von Christen, gang und gäbe. Es gebe viele Christen, die sich leidenschaftlich in der NRA engagierten und für ein liberales Waffengesetz einstünden.
Glanz in der Öffentlichkeit – innendrin faul
In einem zweiten inhaltlichen Part geht Brockschmidt auf einige Aspekte ein, in denen die Religiöse Rechte doppelmoralisch lebe. Brockschmidt kritisiert weniger direkt, jedoch analysiert sie, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Beispielsweise stellt sie das Wohlstandevangelium vor, das insbesondere unter rechten Christen verbreitet sei. Glaube und Materialismus seien dort gekoppelt und mache armen Menschen Druck, mehr oder besser zu glauben: „Armut ist nach dieser Logik die Folge eines spirituellen Defizits“, so Brockschmidt.
Rechte Christen haben der Autorin zufolge oftmals ein klassisches konservatives Bild von Männlichkeit und Weiblichkeit, welches die Autorin als veraltet und überdreht ansieht. Die Religiöse Rechte verstehe Männlichkeit überwiegend so, dass Männer einen Besitzanspruch auf den weiblichen Körper hätten und die Frau „sich dem Mann unterordnen“ müsse. Ebenso sei der Mann für den Kampf gemacht, wie Brockschmidt mit der Zwischenüberschrift „Jesus ist ein Navy Seal“ zum Ausdruck bringt.
Schon Kinder seien diesen Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität ausgesetzt. Sex vor der Ehe gelte in der Religiösen Rechten weiterhin als der Maßstab, an den Jugendliche sich zu halten hätten. Dass die Autorin in diesem biblischen Grundsatz eine Gefahr für Demokratie sieht, erscheint übertreiben. Wenngleich Brockschmidt zu Recht anmahnt, dass daraus resultierender körperlicher, seelischer und sexueller Missbrauch nicht zu dulden sei. Der Weg von einer „reinen Körperlichkeit“ zu einer „reinen Nation“ sei im rechten Christentum in Amerika zu erkennen.
Amerikanischer Kulturkampf
Brockschmidt analysiert die gesamtgesellschaftliche Lage in Amerika und attestiert ihr einen Kulturkampf. Es gebe eine „Politisierung von kulturellen Themen“, gemeint sind Fragen von Geschlechterrollen, die Debatte um Abtreibung, Waffen oder auch die Sexualmoral. Diese Themen seien besonders durch die Religiöse Rechte politisiert worden. Der Anteil von linken Kräften an der Politisierung dieser Themen wird nicht dargestellt. Vonseiten der Rechten werde versucht, einen Kampf für die Heiligkeit zu kämpfen. Der politische Gegner werde dämonisiert und die eigene Kultur als einzig richtig dargestellt. Dies führe zu gesellschaftlichen Problemen.
Anhand von privaten christlichen Schulen macht Brockschmidt deutlich, dass auch schon Kinder in diesen Kulturkampf einbezogen werden. Frauen seien aufgerufen, viele Kinder zu gebären, die dann „von Kindesbeinen“ an radikalisiert würden. Diese Indoktrination von Kindern stellt Brockschmidt als demokratiegefährdend heraus. Besonders eindrücklich ist dieser Teil des Buches, da einzelne Fallbeispiele genannt werden. Schulunterricht verkomme zur Moralschule, in der vor der Säkularisierung und dem Teufel gewarnt werden, so Brockschmidt. Dieser Abschnitt zeigt einzelne relevanten Punkte auf, wirkt aber im Allgemeinen in seinen Bewertungen überzogen. Denn ob aus den Beispielen tatsächlich eine unmittelbare Gefahr für die Demokratie folgt, ist fraglich.
Weitverbreiteter Verschwörungsglaube
Religiöse Rechte hegen oftmals einen Verschwörungsglaube, schreibt die Autorin. Dabei handele es sich nicht um eine konkrete Verschwörungserzählung, sondern um unzählige verschiedene. Prominent vertreten sind demnach Verschwörungsnarrative um Juden im Sinne von antisemitischen Anschuldigungen, oder auch die Auffassung, dass die neue politische Korrektheit die westliche Kultur und den christlichen Glauben bekämpfen solle. Verschwörungen seien nicht erst seit der Corona-Pandemie Teil der Religiösen Rechten, sondern prägten vielmehr eine Traditionslinie der Rechten.
Insgesamt bilanziert die Journalistin, dass die Reduktion von Komplexität – das ist die Funktion von Verschwörungsglauben – die Demokratie gefährde. Fakten würden abgelehnt und Unwahrheiten geglaubt. Komme dann noch eine rechte oder linke Ideologie hinzu, liege darin eine Gefahr.
Eine kritische Ausgangslage
Die Präsidentschaft Trumps sei für die Religiöse Rechte ein Gewinn gewesen. Trump, der die christlichen Nationalisten förderte und selbst Äußerungen der Religiösen Rechten übernahm, galt als Hoffnungsträger der Rechten. Als Trump 2020 nicht erneut gewählt wurde, entstand eine rechte neue „Dolchstoßlegende“: Die Wahl sei gestohlen worden. Trumps Anhänger, darunter auch ein erheblicher Teil der Religiösen Rechten, wollten Tatsachen schaffen und ihn weiter unterstützen. Der Sturm auf das Kapitol sei somit der „logische Schritt einer Gruppe christlicher Nationalisten“ gewesen. Brockschmidt sieht eine neue Form des politischen Extremismus: eine mit religiöser Argumentation unter dem Motto „Reinigung durch Zerstörung, durch Blut“.
Der 6. Januar 2021 habe gezeigt, welche Gefahr von rechten Gruppierungen, darunter auch der Religiösen Rechten ausgehe. Brockschmidt mahnt zu Recht, nicht wegzuschauen, denn die Zerstörung der Demokratie sei ein schleichender Prozess. Die Niederlage Trumps und somit auch der Religiösen Rechten sei zwar ein Zeichen der wehrhaften Demokratie, allerdings sei der Zeitmaßstab der Religiösen Rechten auf Jahrzehnte und Jahrhunderte angelegt, sodass die nächsten Jahre nur eine „kleine Zwischenstation auf dem Weg zu einem christlich-nationalen Amerika“ seien. Die Verquickung der Religiösen Rechten mit der Politik, der Gesellschaft, den Medien und der Justiz sei letztlich das Gefährliche an der Ausgangslage.
Brockschmidt Buch beleuchtet die Religiöse Rechte mit Blick auf die Gefahr, die von ihr für die Demokratie ausgeht. Die Journalistin analysiert vor allem im zweiten Teil des Buches die relevanten Probleme, während sie sich im ersten Teil sich eher an christlichen Glaubensthemen abarbeitet. Die Darstellungen des Buches bergen das Risiko, dass der christliche Glaube per se als gefährlich für die Demokratie gesehen wird, hier hätte Brockschmidt genauer differenzieren können und müssen. Besonders die Eingangsdefinition von Religiösen Rechten ist hier zu nennen – es wird bis zum Schluss nicht eindeutig klar, welche Akteure damit gemeint sind. Darin liegt ein grundsätzliches Problem des Buches.
Brockschmidt zeigt jedoch auf verständliche Weise, weshalb die Religiöse Rechte zu einer Gefahr werden kann – dies untermauert sie mit Beispielen. Es ist kein Buch zur Unterhaltung, sondern zur Aufklärung und zum Mitdenken.
Annika Brockschmidt: „Amerikas Gotteskrieger: Wie die Religiöse Rechte die Demokratie gefährdet“, Rowohlt Verlag, 415 Seiten, 16,00 Euro, ISBN 978-3499006487
26 Antworten
Weshalb wurde mein Kommentar wieder gelöscht?
Das ist jetzt schon das dritte Mal, dass ein Kommentar von mir entfernt oder nicht veröffentlicht wird. Obwohl keiner meiner Kommentare falsche Informationen, Beleidigungen, Hetze, Hass oder Gewaltverherrlichung beinhaltete.
Was halten Sie als Redaktion von Meinungsfreiheit?
Hallo Kaja,
wir hatten in den vergangenen Tagen Probleme mit unserer Webseite, weil wir am Wochenende gehackt wurden. Zwischenzeitlich war die Seite offline und wir mussten u.a. viele Artikel komplett neu einstellen. Jetzt läuft wieder alles, aber wahrscheinlich sind deine Kommentare den Problemem zum Opfer gefallen. Wir haben sie auf jeden Fall nicht gelöscht. Tut uns sehr leid!
Grüße, die PRO-Redaktion
Lieber Redaktion,
Danke für die Rückmeldung. Nachdem mein Kommentar auf Ihre Rückmeldung wieder nicht erschien, versuche ich es jetzt erneut.
Die anderen beiden nicht veröffentlichen Kommentare liegen schon mehrere Wochen zurück, die sind nicht dem neuerlichen Hackerangriff zum Opfer gefallen. Möglicherweise gibt es also öfter technische Probleme.
Ich hatte zu diesem Artikel auf die ausführliche Arbeit von Liane Bednarz verwiesen, die sich für den deutschsprachigen Raum mit dem Thema Religiöse Rechte befasst. Sehr differenziert – sie unterscheidet gut zwischen konservativ und rechts.
Sehenswert ist hier mE ihr Vortrag aus dem Jahr 2018 „Rechte Christen in der Mitte der Gesellschaft“ https://m.youtube.com/watch?v=3vEWYcKz0jk
Ich werde das Buch nicht lesen, die Kritik von Johannes Schwarz erscheint mir aber plausibel.
Man kann diese Bewegung der sich viele Millionen Menschen zugehörig fühlen nicht über einen Kamm scheren. An den Rändern militante Gruppierungen und geldgierige TV-Prediger, die dem Ansehen schaden, in der Mitte sicher viele ernsthafte Christen deren Anliegen die Botschaft des Glaubens und ein Leben zur Ehre Gottes ist. Ein Phänomen in den USA allerdings, die Verquickung des Glaubens mit der Politik, davor würde ich aus der Distanz abraten. Ich verfolge aufmerksam die Grabenkämpfe innerhalb der Bewegung, wie auch in Deutschland ist ein Kulturkampf entbrannt, „liberale Erneuerer“ gegen „Traditionalisten“ um es verkürzt zu benennen. Für mich als „Neo-Pietist“ stellt sich die Frage verspielen die USA ihr Erbe?
Die Wesley-Brüder, George Whitfield, Jonathan Edwards haben dieses Land geprägt und es war bei allen Fehlern nicht zum Schaden der Nation, Quo Vadis Amerika ?
„Mein Reich ist nicht von dieser Welt“ !
Es ist hahnebüchend, wenn konservativen, fundamentalistischen und bibeltreuen Christen in den USA Rassismus und Gefährdung der Demokratie vorgeworfen wird. Es sind gerade diese Kreise, die oft sehr multikulturell aufgestellt sind – und deren Gemeinde- und Kirchenordnungen eindeutig demokratisch sind, ganz im Unterschied zu den liberalen Kirchen mit ihren Hierarchien. Warum soll ein Christ sein Land nicht lieben und sich auch für es einsetzen? Es ist nun einmal biblisch, gegen Abtreibung, gegen Euthanasie zu kämpfen; ebenso sind die Unterschiede zwischen Mann und Frau mit den unterschiedlichen Aufgaben, die sie in Kirche und Volk haben, göttliche Ordnung, auch wenn es den Linken nicht passt. Es ist skandalös, die „Christliche Rechte“ sozusagen für den Angriff auf das Kapitol verantwortlich zu machen. Es mag extremistische Kreise geben, aber die stehen weder für die „christliche Rechte“, noch für den Fundamentalismus überhaupt. Es ist leider wieder mal ein typisch linkes, bibelfeindliches Buch.
Lieber Lutheranus,
Mit Ihrer Einschätzung (die eigentlich nur unbegründete Vermutung ist) haben Sie leider ganz und gar Unrecht.
Lesen Sie dieses Buch und andere, die sich seriös, auf der Grundlage von Fakten mit dem Thema befassen!
Es mag für Ihr Weltbild unangenehm werden, aber so ist das mit der Wahrheit.
Natürlich kann man sich der Wahrheit auch entziehen, indem man alles, was einem unangenehm ist, in die linke Schublade steckt und meint, damit sei das Thema vom Tisch. Das ist aber unehrlich.
Wer sich die größte fundamentalistische Kirche in den USA anschaut – die Southern Baptists – kann sich eine Vorstellung davon machen, was man dort unter Demokratie versteht: Bespitzelung, Säuberungsaktionen und Auf-Kurs-Bringen aller abweichenden Vorstellungen über Jahrzehnte hinweg. Jimmy Carter hat diese Kirche deshalb verlassen, nicht weil er seine evangelikalen Vorstellungen aufgegeben hätte, sondern weil seine Kirche eine Wendung ins Totalitär-Doktrinäre genommen hat.
In der Tat ist die religiöse Rechte nicht identisch mit dem Fundamentalismus, aber es gibt erhebliche Schnittmengen.
Dem Buch einfach ein mit Verlaub töricht-geistloses Etikett anzuhängen – typisch links, bibelfeindlich – zeigt ein analytisches Niveau, das nicht kommentiert werden muss!
Die Sterotype über Bibel, göttliche Ordnung, Aufgabe von Mann und Frau etc. pp. bestätigen dieses Niveau!
Der Fundamentalismus ist intellektuell nicht diskutabel und er ist nicht biblisch und nicht reformatorisch, sondern eine geistlose, wissenschaftsfeindliche Idee der Moderne, die gegen die kulturelle Moderne gerichtet ist, die der Fundamentalismus nicht versteht.
Und hier gibt es Anknüpfungspunkte für die religiöse Rechte, denn man weiß sich einig in einem antiliberalen Kulturkampf, der immer in der Gefahr steht antidemokratisch zu werden, denn der Fundamentalismus kann Demokratie nicht denken und deshalb auch nicht verstehen, weil ein positivistisch-totalitäres Offenbarungsverständnis dies verhindert.
Wer sich über dieses Thema fundiert informieren will, kann das bei Philip Gorski tun, einem der führenden amerikanischen Religionssoziologen, der bestens in die amerikanischen Kirchenlandschaft vernetzt ist und dem evangelikalen Christentum mit wohlwollender Distanz gegenüber steht, also keine Angriffsfläche für das in Fundemantalien so beliebte Freund-Feind-Schema bietet.
Gorski, Philip: Am Scheideweg. Herder 2020.
Es ist sicher ratsam, die evangelikalen oder auch fundementalistischen Chrsiten in den USA differenziert zu betrachten und die Spreu vom Weizen trennen. Ich möchte eine Tatsache den Lesern von PRO in Erinnerung rufen, über welche auch PRO schon berichtet hatte: Ein radikaler und prominenter Vertreter der US-Evangelikalen, Franklin Graham, hatte, auch in seiner Eigenschaft als Präsident von Samaritan`s Purse, während der US-Wahlkampf öffentlich über Facebook und den Medien sinngemäß gesagt: „Andersdenkende und Gegner der Republikaner sind die Feinde Gottes!“
Durch die Evangelisationen seines Vaters bin ich vor Jahrzehnten zum Glauben gekommen. Aber beim Wirken seines Sohnes dreht sich mir „der Magen um“.
Jo, mir geht’s genauso!!!
Es handelt sich leider um ein Sammelsurium altbekannter Vereinfachungen, neben der ein oder anderen zutreffenden Aussage, das der Rezensent insgesamt relativ unkritisch unkritisch beleuchtet. Eine analytisch angelegte Auseinandersetzung mit inhaltlich relevanten Aussagen der Autorin fehlt weitgehend.
Dass die sog. „religiöse Rechte“ (ja, was soll man sich denn nun genau darunter vorstellen?) eine Gefahr für die Demokratie sei, wird ja nun seit Jahren kolportiert; aber wo wurde das denn wirklich mal manifest?
Es ist wie so oft in der Geschichte: was gern dem Christentum / der Religion in die Schuhe geschoben wird, ist meist den politisch-gesellschaftlichen Machtinteressen beteiligter Akteure geschuldet.
@thomas
Sie fragen ernsthaft, wo das wirklich einmal manifest wurde? Es sieht sehr danach aus, dass sie die Amtszeit Trumps und den Sturm auf das Kapitol verschlafen haben….
Dieser sog. „Sturm“ war im Grunde zwar eine ziemliche Randale, ja! Aber weit davon entfernt, irgendetwas zu gefährden, mal abgesehen von einem gewissen Überraschungsmoment, der den Rabauken in die Hände spielte; und leider hat es ja auch Opfer gegeben sowie Sachbeschädigungen.
Und ob man diesen Mob am ehesten durch „religiös und rechts“ charakterisiert, wage ich zu bezweifeln.
Schon wenige Straßen weiter, haben die Menschen übrigens kaum etwas direkt davon mitbekommen, und der Spuk war schon nach wenigen Stunden vorbei. Eine wirkliche Gefahr für das US-System hat zu keiner Zeit bestanden.
@thomas
Ich halte Ihre Sichtweise für erschreckend naiv.
Ein Grund übrigens, weshalb Rechte es so leicht haben, ihre Narrative zu verbreiten, ist solch eine Naivität in der Gesellschaft.
Das klingt ja wieder einmal ungeheuer schlau…. und bei näherer Betrachtung: heiße Luft bzw. Nebelkerzen mit der tendenziösern Absicht politische Positionen, die hochbrisant sind, zu verharmlosen!
Die religiöse Rechte gibt es und sie ist auch ziemlich genau analytisch zu fassen.
Philip Gorski habe ich oben genannt, zu nennen wäre auch der ausgezeichnete Vortrag von Prof. Thorsten Dietz und die im Podcast verlinkte Literturliste aktueller wissenschaftlicher Literatur.
https://wort-und-fleisch.de/die-christliche-rechte/
Ich nehme nicht an, dass Sie diese wissenschaftlichen Positionen wahrnehmen. Aber mit bloß rethorischen Mitteln die Gefahr zu verharmlosen, bleibt nicht unwidersprochen! Sonst ginge Ihre Masche ja auf!
MfG
Annika Brockschmidt ist gerade einmal 29 Jahre alt…
Der 80jährige US-Amerikaner Erwin Lutzer kommt in seinem gerade in Deutschland erschienenen Buch „Wir werden nicht schweigen – Als Christen für Freiheit und Werte eintreten“ zu ganz anderen Ergebnissen!
@tetelestai
Ihr andeutungsvoller, aber nichtssagender Kommentar bringt die Debatte nicht weiter. Zu welchen Ergebnissen kommt Herr Lutzer denn? Und weshalb ist es so relevant, wie alt eine Autorin oder ein Autor ist?
Welche Qualifikationen hat denn Herr Lutzer? In welchen Fachbereichen forscht er? Das ist ja für die Thematik wesentlich relevanter als sein Alter oder das von Frau Brockschmidt.
Lesen Sie das Buch, Kaja, dann können wir weiter diskutieren!
Warum reagieren Sie und besonders auch Carvalho eigentlich immer wieder direkt mit einer gewissen Agressivität?
@Tetelestai
Ich habe das Buch nicht vorliegen. Sie haben es aber offenbar gelesen. Weshalb wollen Sie Ihre Erkenntnisse aus dem Buch denn nicht einfach hier teilen, sondern machen so ein Geheimnis um seinen Inhalt?
Bitte beantworten Sie meine Fragen hinsichtlich der Relevanz des Alters von Frau Brockschmidt und der Qualifikationen von Herrn Lutzer.
Soweit ich mich erinnern kann, haben wir hier noch nie miteinander diskutiert. Die Unterstellung, ich würde „eigentlich immer wieder direkt mit einer gewissen Aggressivität reagieren “ (wo ich doch auf Sie mW noch nie reagiert habe), empfinde ich als haltlos. Zudem ist ihr herablassender Kommentar zu Frau Brockschmidts Alter ja nicht gerade freundlich und wertschätzend. Und wenn jemand mit so einer Schärfe schon in eine Diskussion einsteigt, gehe ich davon aus, dass man auch deutlich auf seine Kommentare reagieren muss, weil das eben so sein Sprachniveau ist.
Lutzer vertritt ein Kulturmarxismus-Verschwörungsnarrativ… da könnte man auch gleich Eric Metaxas in den Zeugenstand rufen….
Genau so kennt man Carvalho…, jeden und alles diskreditieren, was nicht mit seinem Weltbild übereinstimmt. Der Versuch, Erwin Lutzer als Verschwörungstheoretiker darzustellen, ist absurd und einfach nur lächerlich.
Genau, deshalb behauptet Lutzer ja auch es gäbe von den jüdischen Migranten der Frankfurter Schule bis heute einen lulturmarxistischen Plan Amerika und seine christlichen Werte zu zerstören und dann kommen genau die Lieblingsthemen rechts-religiöser Ideologie… Das ist wirklich absurd und eine lupenreine VT… Wer lesen kann, ist klar im Vorteil!
Übrigens hat Eric Metaxas das Buch „seines Freundes“ Lutzer enthusiastisch gelobt, als das Buch, das erklärt, was hinter allen antichristlichen Strömungen in den USA steckt. Als religiöse rechte Verschwörungstheoretiker unter sich…..
P.S. Die Kulturmarxismus-Verschwörung ist im Kern antisemitisch und eine zentrale ideologische Erzählung vor allem der amerikanischen Rechten (auch der religiösen Rechten).
Die Ausführungen zur gegenwärtigen Lage der USA von E. Lutzer erfüllen vollumfänglich die Kritierien eine Verschwörungstheorie:
VTs gehen aus von einem großen Plan, durch den böse Eliten im Verborgenen die ahnungslosen Massen verführen und das vollendete Übel realisieren.
Im Verborgenen hängt alles mit allem zusammen, deshalb kann man fortwährend Indizien für den großen Plan aufspüren.
VTs propagieren ein gnostisches Erkenntnisideal, den ahnungslosen Vielen steht eine kleine Zahl Wissender egegnüber, die den großen Plan durchschaut.
VTs sind radikal dualistisch.
Vgl. dazu Butter, Michael: Nichts ist wie es scheint. Suhrkamp 2018.
Butter leitete eine europäische Forschungsstelle zu Vershcwörungstheorien an der Universität Tübingen.
Und VTs sind immer falsch, weil Geschichte sich nicht planen lässt! Darauf hat schon der Philosoph Karl Popper hingewiesen, dem wir den modernen Begriff der „VT“ verdanken.
P.S. Historisch betrachtet tendiere ich mit Umberto Eco dazu, die Protokolle für die Mutter aller modernen VTs zu halten. Der Antisemitismus steckt m.E. in der „DNA“ von VTs. Auch der Kulturmarxismus, den Lutzer propagiert, operiert damit, dass die kulturmarxistische Verschörung, die Amerika von langer Hand geplant in einen antichristlichen Abgrund führen will, von jüdischen Intellektuellen ins Land gebracht wurde (die Migranten des Institus für Sozialforschung aus Frankfurt)!
@tetelestai:
Meine Ausführungen sind weder aggressiv, noch absurd noch lächerlich, sondern schlicht analytisch argumentativ. Es fragt sich also, wer hier ohne jede sachliche Grundlage austeilt. Die Antwort darauf, ist eigentlich ziemlich einfach.
MfG