Da sitze ich nun und sortiere einen alten Bestand von handschriftlich verfassten Predigtmanuskripten aus der prä-digitalen Epoche. Während ich überlegte, ob ich mich im Zuge der Reduzierung auf das Wesentliche von diesen Manuskripten trennen sollte, bekam einer meiner Söhne die Predigten in die Hände. Er staunte über diese vergilbten Dokumente und bestand darauf, sie alle lesen zu wollen. Ein paar Wochen später brachte er mir die Sammlung zurück und befand strikt: Zum Wegwerfen zu schade!
Während meines Master-Studiums Ende der achtziger Jahre in den USA war ich einer der letzten, der ohne ein transportables Laptop in die Vorlesung kam. Die Geräte waren schwer und unhandlich, aber irgendwann musste ich umstellen und bestellte ein großes Gerät von Zenith, damals der Pionier der tragbaren elektronisch-digitalen Gehirne, heute ein Fossil, zumal das Unternehmen sich längst aus der PC-Branche zurückgezogen hat. Heute findet man unter dem Label Zenith Luxusuhren.
Auf diesen Dinosauriern der elektronischen Datenverarbeitung haben wir vor 35 Jahren eigentlich nur geschrieben, nicht recherchiert und nicht kommuniziert. Der PC war mehr eine Schreibmaschine, die die eingetippten Worte und Zahlen in ein Dutzend von Schrifttypen mit diversen Schriftgrößen und Formatierung der Seiten speichern oder ausdrucken konnte. Grüne Schrift auf schwarzem Hintergrund. Und wenn der mickrige Datenspeicher voll war, wurde auf Harddisc gespeichert.
Bibelseiten in der falschen Reihenfolge
Genau so geht es mir mit meinen Bibeln. Ich habe nahezu täglich die Heilige Schrift nach dem Urtext übersetzt von Franz Eugen Schlacher, 1975 herausgegeben von der Genfer Bibelgesellschaft, in den Händen. Während meiner theologischen Ausbildung habe ich mich 1977 für diese Übersetzung entschieden, weil das Layout über einen breiten Rand verfügte, den man für handschriftliche Notizen und Anmerkungen nutzen konnte. Der materielle Zustand des leinengebundenen Buches ist erbärmlich: Jede Menge Eselsohren, die Notizen kaum noch lesbar, manche Seiten mit Tesafilm notdürftig fixiert. Dreimal war das gute Stück bei einer versierten Buchbinderin zur „Wiederaufbereitung“, die versucht hat, dem völligen Zerfall der Bibel entgegenzuwirken. Als ich nach der letzten Bindung bereits gelöster Seiten in einem Vortrag aus dem Johannes-Evangelium Kapitel zitieren wollte, musste ich feststellen, dass sie einige Seiten vertauscht hatte. Danach habe ich immer vor der Predigt die Seitenfolge gecheckt.
Ich werde mich noch von manchen alten Schriftstücken trennen. Die Hälfte meiner theologischen Literatur habe ich bereits verschenkt. Die andere Hälfte ist mir wichtig, aber nicht notwendig, davon zwei Meter Buchrücken noch nicht gelesener Literatur. Aber diesen eisernen Bestand will ich behalten: die zerflatterte Bibel, die dem strapazierten Kochbuch meiner Frau immer ähnlicher wird, Bauers Wörterbuch zum NT, eine Konkordanz – auch sehr renovierungsbedürftig, ein Gesangbuch mit englischen Hymnen, Johann Sebastian Bachs Kantatenbuch und Sir John Eliot Gardiners Bach-Biografie, die Jesusbiografie von Markus Spieker, die Jesus-Trilogie von Joseph Ratzinger und „Sternstunden der Menschheit“ von Stefan Zweig.
Ein Buch bis zum Schluss
Ich werde nie meine letzte Begegnung mit Pfarrer Erich Schnepel vergessen. Er lag in seinem schlichten Zimmerchen im Altenheim, liebevoll umsorgt von Diakonissen. Auf dem Nachttisch des langjährigen Direktors der Berliner Stadtmission und des begnadeten Predigers und Schriftstellers lag nur noch die Bibel. Der Mann war mit leichtem Gepäck unterwegs zur Ewigkeit.
Was würden Sie mitnehmen?
8 Antworten
Oder auch dieser Hinweis:
„Und er rief die Zwölf zu sich und fing an, sie auszusenden je zwei und zwei, und gab ihnen Macht über die unreinen Geister und gebot ihnen, nichts mitzunehmen auf den Weg als allein einen Stab, kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel, wohl aber Schuhe an den Füßen. Und nicht zwei Hemden anzuziehen.“
(Markus)
Auch ich würde meine Bibel mitnehmen-die kleine Ausgabe der erklärten Lutherbibel, voll von handschriftlichen Anmerkungen. Wahrscheinlich werde ich diese kleine Schrift „dann“ nicht mehr lesen können-„hoffentlich“- aber: Hauptsache sie ist dabei!! (Ute)
Ich will alles lassen und mich freuen bei meinem Herrn in Seiner ewigen Herrlichkeit zu sein.
Was ich nicht entsorgen würde, sondern was in meinem Wartezimmer für meine Patienten ausliegt, ein Informationsblatt mit folgendem Inhalt:
„Wir werden durch unseren Glauben an Jesus Christus und Seine Gnade gerecht von Verfehlungen, ohne dass wir dafür eine Leistung erbringen müssen (Römer 3, 22-24; Epheser 2, 8-10).
Aber zwischen gerecht werden (aus Gnade) und gerecht bleiben (durch Taten) besteht ein großer Unterschied!
Bitte lesen Sie dazu die folgenden Bibelaussagen:
– laue Christen wird Jesus aus seinem Mund ausspucken (Offenbarung 3, 14-22) und
– wer keine reiche Frucht bringt, wird von Jesus getrennt (Johannes 15,1-8) und damit Faulpelze und Taugenichtse (Matthäus 25,14-30.
Bitte lesen Sie auch Jakobus 2,24; Matthäus 6,19 + 20 und Matthäus 19,30.
Wie können Sie sich also tatkräftig für Jesus Christus engagieren?
Gott hat alles, was wir tun sollen, vorbereitet; an uns ist es nun, das Vorbereitete auszuführen. (Epheser 2,10)
Bitten Sie IHN um Erkenntnis (Jakobus 1,5-8).
Jesus spricht in Matthäus 25,31-46 „Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr
für mich getan“ und erläutert das.
Und ER will, dass alle Menschen die Wahrheit erkennen (1.Timotheus 2,4). Auch Sie können die
Evangelisation unterstützen, allerdings nur ein volles Evangelium und kein Wohlstands- bzw.
Wohlfühlevangelium (Galater 1,7).“
Was würde es nutzen, wenn meine Patienten von ihren Krankheiten geheilt werden, aber durch Bequemlickeit nicht das ewige Leben in der Gemeinschaft mit dem Gott der Bibel erlangen?
Ich freue mich immer wieder über Ihre treffende Kommentare usw. Es ist ganz selten, dass mich Ihre Texte nicht oder kaum ansprechen.
Vor vielen Jahrzehnten, als ich noch als Auslandsösterreicher in Deutschland lebte, habe ich einmal in einem Zelt einen Vortrag gehalten. Sie waren dabei anwesend und haben mir danach wohlwollend „auf die Schulkter geklopft“.
In diesem Jahr ist ein Taschenbuch von mir mit einem Geleitwort von Ulrich Parzany erschienen. Darin habe ich evangelistische Ansprachen verarbeitet.
Nochmals: DANKE für Ihre Texte in Pro!
Danke für Ihren konkordanten Befund, Herr Dieterle. ich hatte ja nur gefragt, was Sie mitnehmen würden ?
Was würden Sie mitnehmen?
Jesus Christus! 🙂
Jeus Christus ist dort, wo ich sein möchte. Er ist auferstanden und sitzt zur Rechten Gottes.